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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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betrachtete, winkte er und lachte mit bräunlichen, lückenhaften Zähnen.
    Fenna unterdrückte ein Schaudern.
    Selbstverständlich triumphierten Hobock & Sells.
    Obwohl ihre Soldaten deutlich später in den Parcours gegangen waren, vollendeten sie ihn schneller als die vier langsamsten aus Fennas Truppe: Breff Adirony Teppel, Fergran von den Holtzenauen, Alman Behnk und »Scheusal« Jeo Kertz. Bei Kertz schien das Problem zu sein, dass er mindestens in jeder dritten Runde, die er schaffte, fünf Strafrunden für Beschädigungen dazubekam, sodass er rechnerisch niemals fertig werden würde.
    »Was ist los, von den Holtzenauen?«, fragte Fenna den schlaksigen Adeligen. »Du warst doch gestern bei den Übungen ganz gut mit dabei?«
    »Ich weiß auch nicht, Leutnant«, schnaufte von den Holtzenauen. »Ich hab von Anfang an Seitenstechen und krieg das nicht mehr weg.«
    »Gibt es da nichts Medizinisches dagegen?«
    »He! Hinlegen und ausruhen, würde ich verordnen.«
    Fenna schmunzelte. Die Sonne stieg höher und höher und begann die Kopfhaut zu schmirgeln.
    »Kertz?«
    »Jawohl, Leutnant?«
    »Das geht so nicht. Ich will dich nicht zu Tode schinden, sondern ich will einen Lerneffekt bei dir erzielen. Wenn du fünf Runden hintereinander schaffst, ohne etwas um- oder einzureißen, dann darfst du ins Quartier.«
    »Wirklich, Leutnant?«
    »Wirklich.«
    »Ab jetzt?«
    »Ab jetzt.«
    »Das schaffe ich!«
    »Das hoffe ich.«
    Er schaffte es tatsächlich. Seine Augengläser waren von dem Schweiß, der ihm über die Brauen tropfte, beinahe undurchsichtig, aber Kertz ging jetzt mit großer Vorsicht zu Werke. Fenna staunte, dass er nach mehr als fünfunddreißig Runden in den Knochen überhaupt noch über die Hinderniswände hinwegkam. Aber er schaffte es, als Letzter von allen, und er jubelte anschließend, als hätte er gewonnen.
    Gemeinsam mit den gut gelaunten Soldaten der Zweiten Kompanie baute Fenna anschließend den Parcours ab, damit der Hof wieder normal genutzt werden konnte.
    »Habe ich das richtig mitbekommen: Du hast gegen Gollberg gewettet?«, erkundigte Leutnant Hobock sich besorgt.
    »So ist es.«
    »O Mann! Das kannst du nicht gewinnen. Er hat die besten Leute des ganzen Regiments. Sogar Hauptmann Veels war immer sauer und neidisch auf ihn.«
    »Ich weiß.«
    »Also, was hast du vor? Hast du etwas in der Hinterhand? Rekrutierst du noch Leute aus Chlayst dazu und lässt dann die antreten? Das ist es, oder? Ein Trick? Du legst Gollberg aufs Kreuz?«
    »Das wäre nicht besonders ritterlich.«
    »O Mann! Du willst es ernsthaft versuchen? Mit diesen Gestalten?«
    »Hobock, was war das Erste, was du gedacht hast, als du den von dir zusammengesammelten Haufen zum ersten Mal in seiner Gesamtheit überblickt hast?«
    »Ich dachte: O Mann, was für ein Haufen!«
    »Richtig. Was für ein Haufen. Gollbergs Leute sind alle präzise, adrett und langweilig. Meine Leute sind alles Mögliche. Aber nicht langweilig.«
    Fenna wartete, bis Gollberg beim Oberst Bericht erstattet hatte. Danach hatte Oberst Jenko Zeit für ihn.
    »Seid noch gar nicht in der Offiziersmesse gewesen, hat mir der Mundschenk erzählt«, begann der Oberst das Gespräch. »Müsst Euch schon auch mal Zeit nehmen für einen kleinen Umtrunk. Oder?«
    »Kommt noch, Oberst, kommt noch. Heute würde ich übrigens gerne mit meinen Männern speisen, wenn das kein Verstoß gegen die Festungsregularien ist.«
    »Ach was! Jedem sein eigener Führungsstil, sage ich immer. Ha! Gollberg hat mir von der Wette erzählt. Ihr habt es eilig, wieder nach Chlayst zurückzukehren, oder, Leutnant Fenna? Ist doch so?«
    »Mitnichten, Oberst. Ich habe die Absicht, diese Wette zu gewinnen. Übrigens glaube ich, dass beide Kompanien von diesem kleinen Wettstreit nur profitieren können. Der General wird ein hoch motiviertes Manöver zu sehen bekommen. Aber deshalb wollte ich nicht mit Ihnen sprechen. Ich wollte die formelle Vereidigung meiner Männer beantragen und das Anpassen der Uniformen auf den Weg bringen.«
    »Du liebe Güte, Ihr habt es ja wirklich eilig! Seid Ihr denn sicher, dass Ihr schon ausreichend ausgesiebt habt? Wir könnten auch mit zehn Mann anfangen, wisst Ihr? Zehn Mann für den Anfang …«
    »Das wird schon.«
    »Ich habe mit – ja: einiger Besorgnis gesehen, dass Ihr … drei junge und schlanke Soldaten gestern aussortiert habt, den Dicken und den Alten jedoch in der Truppe hieltet?«
    »Wisst Ihr, dass der Alte zwei Söhne hatte, die beide beim

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