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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Uderun geht in dieser Stunde mit dem Postreiter raus. Und über einen verwöhnten Sohn braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Ich habe nämlich ausdrücklich … eine Frau angefordert.«
    »Für eine Kompanie, die ausschließlich aus Kerlen besteht? Die werden sie zerfetzen!«
    »Nein, das werden sie nicht, Leutnant Fenna. Das werden sie nicht. Denn Ihr seid ja auch noch da. Ihr werdet dafür Sorge tragen, dass alles reibungslos funktioniert. Und ich bin verhältnismäßig zuversichtlich, dass Ihr das hinbekommt. Und jetzt würde ich gerne einmal keinen Einwand hören, sondern ein einfaches: Jawohl, Oberst Jenko! «
    »Jawohl, Oberst Jenko«, sagte Fenna zähneknirschend.
    »Tadellos! Geht doch. Und noch etwas, Leutnant. Ich habe es Euch nun schon zweimal gesagt, und Ihr scheint es jedes Mal nur für eine freundliche Floskel zu halten, aber ich sage es Euch gerne noch ein drittes Mal: Allzu scharf macht schartig. Übertreibt es nicht. Weder muss genau genommen Eure Dritte Kompanie nach nur anderthalb Monden schon besser sein als Gollbergs seit Jahren eingespielte Erste, noch müsst Ihr Euch mit Eurem Hauptmann einen Hahnenkampf liefern. Die Sache mit der Wette ist nun nicht mehr aus der Welt zu schaffen, und vielleicht habt Ihr recht, dass ein Wettbewerb beiden Kompanien zugutekommen kann. Aber ich möchte nicht miterleben, dass Ihr Eure Leute in Eurem Ehrgeiz verschleißt. Ich glaube, wir verstehen uns da so langsam mal, oder immer noch nicht?«
    »Es ist nicht meine Absicht, den Männern zu schaden, Oberst. Ich bin lediglich der Meinung, dass das Leben in der Armee kein Zuckerschlecken ist. Je eher sie dies begreifen und verinnerlichen, umso besser für sie.«
    »Nicht von der Hand zu weisen, nicht von der Hand zu weisen. Ich gebe Euch den Spielraum, den Ihr braucht. Aber ich habe im Hinterkopf, dass Euer Vorgesetzter in Chlayst mir mitteilte, dass Ihr vier Monde lang in einem Lazarett gelegen habt. Weil Ihr Euch zu viel zugemutet hattet.«
    »Chlayst ist giftig geworden, Oberst. Jeder landete dort früher oder später in einem Lazarett. Jeder.«
    »Aber vier Monde ? Das scheint mir doch ein schwererer Fall gewesen zu sein.«
    »Es war keine Vergiftung. Die Heiler nannten es einen Zusammenbruch. Mehr geistig als körperlich.«
    »Seht Ihr, Leutnant Fenna? Ich weiß das. Ich weiß zu schätzen, dass Ihr mir reinen Wein einschenkt, aber ich wusste dies schon vorher. Ich habe mich über Euch gut erkundigt, bevor ich Euch auf Kosten der Königin hierher reisen ließ. Ihr habt in Chlayst gegen Eure eigenen Leute ermittelt, weil es Anzeichen für Korruption gab. Ihr habt den Preis dafür bezahlt. Jetzt seid Ihr hier. Hier oben gibt es keine Korruption, denn es gibt hier oben nichts zu holen. Hier gibt es keine Hausstände zu verscherbeln. Keine Sklavinnen aus Diamandan. Keinen herrenlosen Schmuck. Hier gibt es uns und die Affen. Und die Affen sind uns zahlenmäßig tausendfach, zehntausendfach, hunderttausendfach überlegen. Deshalb ziehen wir hier an einem Strang. Und halten diesen Damm, solange die Königin das von uns erwartet.«
    »Jawohl, Oberst Jenko!«
    Der Oberst sah seinem Leutnant noch ein paar Momente lang eindringlich in die Augen, dann nickte er. »Wenn sonst nichts mehr ist?«
    »Für heute nicht. Danke für die Unterredung, Oberst.«
    Fenna grüßte militärisch und verließ den Raum. Auf der Treppe nach unten strauchelte er über ein loses Brett, fing sich aber wieder.
    Draußen bohrte sich ihm die Sonne so heiß und unerbittlich wie ein Nagel in den Kopf.

5

    Die vierzehn Mann seiner Kompanie waren bereits beim Essenfassen in der Mannschaftsmesse. Es gab weich gekochtes, fettes Schweinefleisch, Erbsen und Kartoffelbrei. Fenna ließ sich von den Küchenjungen auftun und gesellte sich zu den anderen. Er nahm Details in sich auf.
    Behnk futterte wie ein Scheunendrescher. Er benutzte dazu einen eigenen, hölzernen Löffel, seinen »Glückslöffel«, wie er ihn nannte. Kertz war zu erschöpft zum Essen. Er trank lediglich. Jonis, Ekhanner, Teppel, Emara, Nelat und MerDilli schwatzten angeregt miteinander. Garsid saß etwas abseits, als wollte er seine Ruhe haben. Resea schien ganz zu fehlen, aber Fenna entdeckte ihn an einem anderen Tisch: Er saß mit zwei Soldatinnen aus Gollbergs Erster Kompanie zusammen und schäkerte. Von den Holtzenauen schien das schlapp gewürzte Essen gut zu munden. Deleven verstummte in dem Moment, als sich Fenna dazusetzte, und nahm selbst im Sitzen die lässigere Variante einer

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