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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dann auf Hilfe angewiesen. Und lasst euch nicht einfallen, auf Behnk sauer zu werden, nur weil er euch als zusätzliche Belastung erscheint. Sein Problem ist lediglich sein Körpergewicht. Gewicht kann man verlieren, und man verliert es schnell, wenn man täglich Übungen absolviert. Eines Tages kann euch Behnk vielleicht das Leben retten. Vergesst das nie!« Niemand schien zu murren. Der riesenhafte Kindem, von den Holtzenauen und Deleven taten sich besonders dabei hervor, den ächzenden Behnk über die Wände zu hieven.
    »Scheusal« Jeo Kertz wurde seinem Ruf erneut gerecht und riss das Netz herunter, nachdem er sich darin verheddert hatte. Fünf Strafrunden waren sein Lohn.
    Bujo Stodaert gab seine Turnerhaltung niemals auf. Auch als ihm der Schweiß bereits in Strömen lief, begann er jedes Hindernis in Habtachtstellung und schloss es mit hohlkreuzigem Schlussstand ab.
    Kindem fragte nach acht Runden an, ob er sich sein Hemd ausziehen und mit nacktem Oberkörper weitermachen dürfe. Fenna untersagte dies.
    Resea wurde von Runde zu Runde übellauniger und brummelte etwas vor sich hin, das wie »kindische Schinderei im Kreis« und wie »Gäule, die bewegt werden müssen« klang.
    Zwei der Männer jedoch blühten regelrecht auf. Sensa MerDilli aus Diamandan und der junge Jovid Jonis erarbeiteten sich einen gemeinsamen Rhythmus. Obwohl MerDilli viel muskulöser war als Jonis, bewältigten die beiden nach ein paar Runden alle Hindernisse gemeinsam und im Gleichtakt. Dabei glich Jonis MerDillis Kraft durch größere Leichtigkeit und Gewandtheit aus. Die beiden spielten sich aufeinander ein und schienen an der ganzen Sache richtig Spaß zu haben. Der Zimmerplan gab Fenna Aufschluss darüber, dass die beiden im selben Raum untergebracht waren und wahrscheinlich also auch in der Freizeit gut miteinander auskamen.
    So vergingen die Sandstriche. Zwanzig Runden waren eine langwierige Angelegenheit. Der Kurs war ein Kreislauf aus stockenden, ächzenden Klümpchen.
    Nach etwas über einer Stunde wurde es auf dem ohnehin schon bewegten Hof noch unübersichtlicher: die Zweite Kompanie kam hinzu.
    »Wie viele Runden macht ihr?«, fragten Hobock und Sells.
    »Zwanzig«, antwortete Fenna. »Wer etwas kaputt macht, fünf extra.«
    »Ihr habt es gehört, Leute!«, brüllte Leutnant Sells. »Zwanzig Runden! Und dass mir keiner schlapp macht unterwegs! Und dass mir keiner später fertig ist als die Grünhörner! Wir haben ja immerhin schon zwei Jahre mehr Erfahrung in den Knochen, nicht wahr?«
    Nun kam neue Farbe ins Spiel. Die uniformierten Zweit-Zweiten unterschieden sich schon alleine optisch deutlich von den bunt und wild gekleideten Zweit-Dritten. Des Weiteren entbrannte nun ein kleiner, inoffizieller Wettkampf, weil keiner als Letzter fertig werden wollte und die Grünhörner bereits mehrere Runden Vorsprung hatten. Darüber hinaus waren fünf Frauen unter den Uniformierten. Das wiederum stachelte den Ehrgeiz und das Imponiergehabe der Klippenwälder Kindem und Deleven, aber auch von »Scheusal« Jeo Kertz, Breff Adirony Teppel und Ildeon Ekhanner deutlich an. »Scheusal« Jeo Kertz war in dieser Hinsicht ein tragischer Fall. Er schwitzte und stank erbärmlich, und es war unübersehbar, dass besonders die Soldatinnen einen weiten Bogen um ihn machten. Sie verhedderten sich absichtlich in anderen Hindernissen, um nicht gleichzeitig mit ihm über eine Wand zu müssen, und zogen bevorzugt am Netz flink an ihm vorbei.
    Der dicke Behnk wiederum erwies sich als Anhänger der Ritterlichkeit. Mehrmals ließ er »den Damen« an Hindernissen den Vortritt, was diese leicht befremdete, denn als Soldatinnen waren sie es nicht gewöhnt, bevorzugt behandelt zu werden. Behnks ehrliches, abgekämpftes Gesicht verhinderte jedoch, dass sie sich veralbert fühlten.
    Es verging noch einmal eine halbe Stunde der allgemeinen, kreisenden Belastung, bis Hauptmann Gollberg auf den Plan trat.
    »Das ist ja ein Krach hier auf dem Hof, dass selbst ein Offizier nicht zu seinem wohlverdienten Schlaf finden kann«, bemerkte er scharf.
    Fenna lag auf der Zunge zu entgegnen, dass tatsächlich fast so ein Lärm herrsche wie heute Nacht bei Rückkehr der Ersten Kompanie, aber er entschied sich dafür, seinem direkten Vorgesetzten gegenüber besser keinen Konfrontationskurs einzuschlagen. Er sagte gar nichts, auch nicht so etwas wie »Die Männer geben sich eben Mühe«.
    Gollberg besah sich das Springen, Waten und Robben eine Weile. Dann sagte er: »Und das sind

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