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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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unbedingt ideales soldatisches Material darstellen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Seit dem fehlgeschlagenen Affenmenschenfeldzug herrscht Knappheit an verfügbaren jungen Frauen und Männern. Also bin ich gezwungen, ein bis anderthalb Augen zuzudrücken. Aber ich wüsste gerne, woran ich bin. Vor der Vereidigung. Bevor es zu spät ist. Kannst du das verstehen, Deleven?«
    »Ja, kann ich, Leutnant.«
    »Ich glaube, dass du mir bei diesem Kommando keine Schwierigkeiten bereiten wirst. Du scheinst mir bislang sogar der Zuverlässigste und Verlässlichste von allen zu sein. Aber wenn ich dich und deine Fähigkeiten richtig einsetzen soll, muss ich wissen, womit ich es zu tun habe.«
    »Also was wollt Ihr wissen, Leutnant?«
    »Deinen Klippenwälder-Rang als Schwertmann.«
    Nilocas Deleven zögerte jetzt nur noch kurz. Es schien Fenna, als würde es den Klippenwälder erleichtern, endlich auspacken zu können. »Ich bin Schwertmann Vierter Rang. Aber ich bin nicht stolz darauf.«
    » Vierter Rang?«, schnappte Fenna. »Aber … dann musst du ja schon mehr als hundert Menschen getötet haben!«
    »Das kommt hin. Ich bin mit Malk Falanko geritten.«
    »Mit Malk Falanko ? Das ist doch schon mehr als zwanzig Jahre her!«
    »Ziemlich genau zwanzig Jahre. Ich war siebzehn, als ich zur Bande stieß. Als ich neunzehn war, haben sie ihn dann geschnappt, und es war vorbei.«
    »Hundert Menschen? In nur zwei Jahren?«
    Deleven hielt den Blick gesenkt. »Wenn man … jeden Tag einen Menschen tötet, kommt man in zwei Jahren auf über siebenhundert. Es gab einige Tage, an denen wir niemanden umbrachten. Aber dann wiederum gab es Tage, an denen waren es … zehn? Zwanzig? Ich habe irgendwann zu zählen aufgehört. Ein anderer Klippenwälder aus der Bande hat mir den Vierten Rang zugesprochen und dabei schallend gelacht.«
    »Und wie kommt es, dass du noch am Leben bist?«, erkundigte sich der Leutnant.
    »Ich habe Glück gehabt. Oder Pech, wie man’s nimmt. Viele Jahre lang habe ich mich in den Klippenwäldern verborgen gehalten. Dann, im Jahre 678 n. K., kam unsere jetzige Königin Thada an die Macht und hat eine Generalabsolution ausgesprochen für alle Verbrechen, die länger her sind als zehn Jahre. Die Nachricht davon erreichte uns in unserem Versteck. Falankos Tochter war bei mir, eine sehr schöne junge Frau. Wir hatten eine … Beziehung. Sie war noch ein Kind gewesen, als ihr Vater mit Feuer und Schwert über die Dörfer kam. Aber sie schäumte vor Wut über diese Absolution. Sie wollen das Andenken meines Vaters ausradieren , sagte sie. Indem sie seine Taten für null und nichtig erklären, tun sie so, als wäre das alles nie geschehen. Als wäre mein Vater niemals der König der Kjeerklippen gewesen! Ich war anderer Meinung. Ich war jetzt Mitte dreißig und hatte einen Großteil meines Lebens als Geächteter in einer Erdhütte verbracht. Dies ist unsere letzte Chance , sagte ich. Wir können rausgehen und die Welt sehen. Aber sie lachte nur. Einen Mond später verließ sie mich, sammelte sich eine kleine Bande zusammen, ließ sich eine besonders hübsche Ritterrüstung schmieden und macht seitdem als Ritterin den Norden unsicher. Ich dagegen bereiste den Kontinent.«
    »Ihr besaßt offensichtlich noch Reste von Falankos Beute.«
    »Ja. Er hat vieles in den Klippenwäldern vergraben von dem, was er erbeutet hat. Ich war ja nur die letzten beiden Jahre bei ihm, kannte also nur die Verstecke aus diesen siebenhundert Tagen. Aber das genügte, um uns jahrelang leben zu lassen.«
    »Und dann? Was führt dich jetzt in die Armee?«
    »Das kann ich mir selbst nicht so ohne Weiteres erklären. Ich bin in Skerb gewesen, wo die Menschen einfach tun und lassen, wonach ihnen der Sinn steht, und sich schlimmer betragen als das mörderischste Tier. Skerb ist die Stadt, die den Traum des Malk Falanko auslebt. Und es ist scheußlich. Mir wurde klar, dass die Absolution der Königin mir das Recht einräumte, die Seiten zu wechseln. Gutes zu tun, anstatt Schrecken zu verbreiten. Ich wollte mich bei der Skerber Stadtgarde bewerben, aber es gab gar keine mehr. Die Garde war ein munterer Bestandteil des allgemeinen Mordens und Hurens geworden. Dann wurde überall im Land der Affenmenschenfeldzug zusammengetrommelt. Ich wollte mich melden, aber es nahmen mehr als fünfzig Magier an diesem Feldzug teil, und ich kann mir nicht helfen: Ich misstraue und fürchte Magie. Ich hatte ein ausgesprochen schlechtes Gefühl bei diesem Feldzug, und es

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