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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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erreichten, sind weitere 114 hier ihren Verletzungen oder Erkrankungen erlegen. 488 konnten zu ihren Regimentern zurückkehren, und mehr als 170 von denen sind seither dienstunfähig. Krank oder seelisch erschöpft. Man kann also sagen, dass lediglich 300 Männer und Frauen den Feldzug überstanden haben. Und von den annähernd fünfzig Magiern sogar nur ein einziger, ein Bienenmagier, den sie inzwischen in Uderun eingesperrt haben, weil seine krankhaft verzerrte Magie nun eine Gefahr für ihn und andere darstellt. Ich mochte diesen Mann. Er war sehr ruhig und sanft. Ich habe mich lange mit ihm über Bienen unterhalten, als sein Regiment auf dem Hinmarsch hier durchkam. Sogar ein Buch über die Sprache der Bienen habe ich mir seitdem besorgt, seht Ihr? Das hier. Aber als er zurückkam, war er ein anderer. Er wusste nichts mehr über sich. Er hatte sich in etwas Gefährliches verwandelt.« Lement versank in Schweigen.
    »Und diese Zahlen hast du alle im Kopf?«
    Der Kopf des Schreibers ruckte hoch, als sei er eingeschlafen. »Ja. Ich habe sie wieder und wieder studiert. Ich war auch an den ursprünglichen Zahlenerhebungen beteiligt. Zwei weitere Schreiber und ich haben den offiziellen Abschlussbericht an die Königin verfasst. Wisst Ihr, Leutnant, man neigt immer dazu, diese Menschen nur als Zahlen zu sehen. Hundert Tote hier, hundert Tote da. Aber ich lebe in einer Festung. Ich weiß, dass dies alles Menschen sind mit Schicksalen, Familien, Freunden, Geschichten, Gesichtern. Ich kannte Hauptmann Veels’ gesamtes Erstes Bataillon. 56 Infanteristen. 28 Kavalleristen. Sechs Korporale. Zwei Leutnants. Ein Hauptmann. Gesichter und Geschichten. Alles verloren.«
    » Futsch , wie der Oberst sagt«, nickte Fenna düster.
    »Ja. Futsch . Man fragt sich wirklich, was eigentlich der Sinn dieses Feldzugs war. Wer davon profitiert, dass so viele gute Männer und Frauen gestorben oder krank geworden sind. Es muss doch einen Sinn haben, oder? Kann es sein, dass so etwas überhaupt keinen Sinn ergibt?« Lement straffte sich, als wäre die Last auf seinen Schultern plötzlich schmerzhaft geworden. »Also, was kann ich für Euch tun, Leutnant?«
    »Ähh, zweierlei.« Auch Fenna musste sich in die Gegenwart zurückzwingen. »Zum Ersten eine kleine Änderung im Zimmerbelegungsplan. Ich habe Kertz zu Resea in die Stube gepackt. Mal sehen, wie sich das entwickelt.«
    »Ich werde es eintragen.«
    »Und zweitens wollte ich dich bitten, mir eine wertfreie, alphabetisch sortierte Liste der Männer anzufertigen. Ich kann mit Leutnant Hobocks Einteilung in Bequeme und Unbequeme nicht arbeiten.«
    »Das mache ich sofort, Leutnant. Wenn Ihr so lange warten möchtet …«
    Fenna wartete und besah sich die Buchrücken, während Lement mit Feder, Tinte und Pergament zu Werke ging. Die Stimmen der Bienenvölker . Der magische Leib . Menschenbild und Götterbild. Reise nach Galliko. Von den Dreyen Anfangen der Metalle. Nach wenigen Sandstrichen war die Liste in schönster Schreibschrift fertig.
    DRITTE KOMPANIE, ZWEITES BATAILLON
    FESTUNG CARLYR
     
    Leutnant: Fenna, Eremith
     
    Behnk, Alman
     
    Deleven, Nilocas
    Ekhanner, Ildeon
     
    Emara, Mails
     
    Garsid
     
    Jonis, Jovid
     
    Kertz, »Scheusal« Jeo
     
    Kindem, Ellister Gilker
     
    MerDilli, Sensa
     
    Nelat, Tadao
     
    Resea, Gerris
     
    Stodaert, Bujo
     
    Teppel, Breff Adirony
     
    von den Holtzenauen, Fergran
     
     
    Schreiber: Lement
    »Ich danke«, sagte Fenna. »Für heute Abend bereite ich noch einen Marsch außerhalb der Festung vor. Traust du dir zu, da mitzukommen? Notizen über das Einzelverhalten könnten hilfreich sein.«
    »Nun, ich bin kein Soldat mit der entsprechenden körperlichen Leistungsfähigkeit. Aber ich könnte mir ein Pferd ausleihen und nebenherreiten.«
    »So machen wir’s.«
    »Und Ihr wollt mitmarschieren?«
    »Ja. Ich bin froh über jeden Tag, an dem ich kein Pferd unterm Hintern haben muss.«
    Als Nächstes führte ihn sein Weg zu Jianna Klejahn, der Schneidermeisterin der Festung. Sie war eine korpulente, aber nicht unattraktive Frau Anfang vierzig. Von dem neuen Leutnant war sie ganz entzückt. »Das finde ich ja großartig, dass man endlich wieder etwas zu tun bekommen wird! Die letzten Monde waren so öde ! Als es das Erste Bataillon noch gab, ihr Götter! Pausenlos musste etwas geflickt und ausgebessert werden. Aber Golli achtet viel zu sehr darauf, dass alles heil bleibt. Und die armen Hobock & Sells bekommen gar keine Gelegenheit, sich mal so

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