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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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bekommen wir denn unsere Waffen, Leutnant?«
    »Zur Vereidigung kurz, aber zur Benutzung erst nach ausführlichen Übungen. Wir werden anfangs mit Stumpfwaffen hantieren. So, jetzt mir nach im Laufschritt. Keiner bleibt zurück.«
    Fenna lief los. Die Männer anfangs hinterher. Aber schon nach wenigen Sandstrichen zog sich die Kompanie in die Länge. Behnk, Teppel und Emara fielen zurück. »Scheusal« Kertz hielt erstaunlich gut mit.
    Fenna gab den anderen eine Richtung vor und ließ sie passieren. »Was ist los, Emara? Gestern ging das Rennen doch noch!«
    »Ich weiß, Leutnant. Tut mir leid. Ich habe wohl das Essen nicht vertragen. Mir geht’s gar nicht gut.«
    »Keiner bleibt zurück! Wenn wir deinetwegen verlangsamen müssen, rennen wir eben die ganze Nacht durch und müssen im Dunkeln klettern.«
    Emara biss die Zähne zusammen, Behnk und Teppel ebenfalls.
    Fenna führte die Männer in die Felsen, sobald das Gebirge ihm Gelegenheit dazu bot. Er kannte das Gelände selbst nicht, wollte die Männer aber auch über Unwegsamkeiten hinwegtreiben. Bald war auch er schweißgebadet, aber das gefiel ihm besser als das sinnlose Träumen im Quartier. Er hetzte die Männer einen Abhang hinauf und eine Schutthalde auf dem Hosenboden hinab. Über einen glatten Felsbrocken mussten sie sich gegenseitig an den Händen hinaufziehen. Ildeon Ekhanner kullerte seitlich von dem Felsen, verletzte sich aber glücklicherweise nicht dabei. »Scheusal« Kertz fluchte wie ein Kloakenkehrer. Garsid eiferte, einen wilden Ausdruck im Gesicht, mit Fenna um die Wette. Gerris Resea bedachte Fenna mit giftigen Blicken, weil seine maßgeschneiderte Stadtkleidung bei der Kraxelei Schaden nahm. Jovid Jonis verwandelte sich in ein Äffchen, das auf allen vieren über alle Hindernisse hinwegturnte. Lement ritt nebenher und notierte.
    Vier Stunden später kehrte die Kompanie zur Festung zurück. Alle – auch Fenna – waren ausgepumpt, zerschrammt und schmutzig. Nur Lement trabte grinsend vorneweg. Die Torwächter lachten, machten aber auch aufmunternde Sprüche. Fenna schickte seine Männer in die Waschkammern und anschließend ins Bett und gönnte sich auch selbst einen halb vollen Zuber kalten Wassers und ein Stück Chlayster Meeresalgenseife.
    In dieser Nacht schlief er endlich traumlos, und auch Hauptmann Gollbergs neuerliches nächtliches Ausreiten weckte ihn nur kurz.

6

    Der 13. Sonnenmond verging rascher als die beiden vorherigen Tage. Abläufe spielten sich ein. Fenna musste nicht mehr so viele Fragen an die Festung stellen. Die Klippen links und rechts beunruhigten ihn weiterhin, aber er gewöhnte sich langsam an den Schatten, den sie wohlmeinend spendeten.
    Den Vormittag über hielt er seine Männer mit einfachen Leibesertüchtigungen auf Trab. Obwohl den meisten von ihnen der gestrige Eilmarsch noch in den Muskeln steckte, verlangte Fenna ihnen Liegestützen, Kniebeugen, Sprünge, Klappscheren und Rumpfbeugen in beachtlicher Anzahl ab. »Ziel des Spieles ist es«, sagte er gut gelaunt, »dass Behnk so schlank wird wie Nelat.«
    »Aber, Leutnant«, ächzte »Scheusal« Kertz, »das kann doch niemals klappen! Bis Behnk so aussieht wie Tadao, sieht Tadao schon wieder ganz anders aus, nämlich so kräftig wie Sensa!«
    »Dann ist das Ziel des Spieles eben, dass alle am Ende aussehen wie Sensa MerDilli«, sagte Fenna schmunzelnd. MerDilli gefiel diese Vorstellung sichtlich, er ließ extra seine Muskeln spielen. Die anderen lachten. Fenna hatte nichts dagegen einzuwenden, dass in seiner Kompanie gelacht wurde. Das Leben in Gestalt der Affenmenschen würde schon noch früh genug für Ernsthaftigkeit sorgen.
    Als die anderen zum Essenfassen gingen, passte Fenna Nilocas Deleven ab. »Auf ein Wort unter vier Augen in meinem Quartier, Deleven.« Der Klippenwälder folgte ihm, ohne zu murren. Als sie in dem kleinen, muffigen Raum angekommen waren, bot Fenna Deleven den Schemel zum Hinsetzen an. Deleven nahm wohl nur deswegen Platz, weil er dieses Angebot als Befehl auffasste.
    »Heute um Mitternacht werdet ihr alle vereidigt«, begann der Leutnant. »Mir ist klar, dass ich eigentlich kein Recht dazu habe, in der Vergangenheit meiner Untergebenen herumzuwühlen. Wenn es keine triftigen Gründe gibt, die einen Dienst in der Armee der Königin unmöglich machen, ist die Vergangenheit jedes Einzelnen ohne jegliche Relevanz. Aber irgendwie liegt dieser Fall hier anders. Man hat mich damit beauftragt, eine Kompanie aus Männern zu formen, die nicht

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