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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sieht fast so aus, als hätte mein Gefühl mich nicht getrogen. Stattdessen suchte ich eine Garnison, in der es keine Magier gibt. Die Festung Carlyr ist so eine Garnison.«
    »Chlayst auch. In Aldava dagegen gibt es Magier und Sonderermittler an jeder Straßenecke.«
    »Ja, ich war auch in der Hauptstadt, aber nur kurz. So etwas ist nichts für mich. Magier verformen die Luft, das Licht, das Leben selbst. Es ist nicht natürlich, und ich denke auch, es ist nicht richtig. Die Festung Carlyr jedoch gefällt mir. Unsere Dritte Kompanie gefällt mir, Leutnant. Die Jungs haben das Herz am richtigen Fleck.«
    »Das scheint mir auch so. Und ich gehe davon aus, dass es ratsamer ist, wenn niemand von deiner Vergangenheit weiß.«
    »Ja. Selbst wenn keiner von ihnen aus den Kjeerklippen stammt – der eine oder andere mag doch Angehörige dort gehabt und vor zwanzig Jahren während Malk Falankos Schreckensherrschaft verloren haben. Böses Blut ist keine gute Grundlage für eine Kompanie.«
    »Sicher nicht. Ich danke dir jedenfalls für deine Offenheit. Ich weiß jetzt, woran ich bin. Und nun geh essen.«
    »Jawohl, Leutnant.« Deleven erhob sich, grüßte und verließ das Zimmer.
    Fenna betrachtete noch kurz das Gemälde mit der Wiese. Es zeigte einen Sommer ohne Schatten und Trockenkeit. Es war vollkommen.
    Diesmal ging er nicht in der Mannschaftsmesse essen, sondern besuchte zum ersten Mal die Offiziersmesse. Dort herrschte gähnende Leere. Platz war für zehn Offiziere, aber lediglich Hobock & Sells waren anwesend. Oberst Jenko nahm sein Essen wohl am liebsten im Büro zu sich, Hauptmann Gollberg war erneut im Einsatz, und das Erste Bataillon war futsch .
    Fenna setzte sich zu Hobock & Sells. Das Essen war deutlich besser als das der einfachen Soldaten, das Fleisch enthielt weniger Fett, als Gemüse gab es erlesene Bohnen und abschließend als Dessert sogar eine quarkhaltige Süßspeise.
    Viel zu besprechen gab es nicht zwischen den Leutnants. Alle löffelten ihren Quark.
    »Heute Nacht wird vereidigt, oder?«, fragte Leutnant Hobock beiläufig.
    »Ja. Meine Jungs sind schon ganz aufgeregt.«
    »Unsere Jungs und Mädchen werden in Formation anwesend sein. Das verleiht dem Ganzen noch mehr Offizialität, falls ein solches Wort überhaupt existiert«, sagte Sells lächelnd.
    Fenna erwiderte das Lächeln. »Das ist sehr nett von euch. Bei Gelegenheit werden wir uns mal revanchieren.«
    Fenna stattete dem im Lazarett liegenden Yinn Hanitz seinen obligatorischen Besuch ab. Hanitz schlief jedoch, und auch Ilintu tat sehr geschäftig. Fenna verdrückte sich also wieder.
    Den Nachmittag über ging er mit seiner Kompanie »spazieren«, wie er das nannte. Ein zügiger Marsch mit Gepäck, aber ohne Klettereinlagen. Niemand sollte sich verletzen, niemand – wie Ekhanner gestern – unkontrolliert durch die Gegend rollen. Es war wichtig, dass zur Vereidigung alle vollzählig waren und auch körperlich in einem Zustand, der sie nicht vor Erschöpfung und Müdigkeit umkippen ließ. Fenna marschierte mit ihnen, ohne sie dabei durch Lement beurteilen zu lassen. Er ließ sie in sieben Zweierreihen marschieren, in zwei Siebenerreihen, in vier Dreier- und einer Zweierreihe, in drei Vierer- und einer Zweierreihe. Er beobachtete, wie sie sich zueinander verhielten. Die drei offensichtlichen Problemfälle Behnk, Kertz und Teppel waren erstaunlich gut in die Gruppe integriert, Behnk aufgrund seiner ansteckend fröhlichen Art, Kertz wegen seiner rotzfrechen und sich gerne selbst auf die Schippe nehmenden Haltung, und Teppel war einfach viel zu ruhig und bescheiden, um irgendjemanden eine Angriffsfläche zu bieten. Auch Tadao Nelat und Jovid Jonis wurden nicht gehänselt und drangsaliert, wie das in härteren, männerbündischeren Soldatenkorps mit Sicherheit der Fall gewesen wäre. Fennas Grünhörner hänselten nicht – weil jeder von ihnen insgeheim froh darüber war, nicht selbst Zielscheibe von Spott und Häme zu sein.
    Dafür standen allerdings zwei der Leistungsfähigsten heraus wie zwei nicht eingeschlagene Nägel: Gerris Resea und Garsid. Beide gaben sich überhaupt keine Mühe, Teile des Ganzen zu werden. Resea schien alle anderen Grünhörner für unter seiner Würde zu halten. Garsid dagegen hatte keine Probleme mit den anderen Menschen, dafür aber echte Schwierigkeiten mit dem Empfangen und Ausführen von Befehlen. »Das wird noch heiter werden«, dachte Fenna besorgt, »wenn es erst mal richtig uniformiert und soldatisch zugeht.«

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