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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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richtig auszutoben.«
    »In der Hinsicht darf ich Euch beruhigen, Schneidermeisterin. In meiner Kompanie wird so einiges kaputtgehen, davon kann ich jetzt schon ausgehen.«
    »Vorzüglich, vorzüglich, vorzüglich!«
    Sie ließ es sich nicht nehmen, Fenna mit Maßband und Notizenkladde in die Mannschaftsmesse zu begleiten. Die Männer saßen dort immer noch beieinander und ließen sich ein Dünnbier schmecken. Jetzt begann das große Vermessen. Unter allgemeinem Gelächter mussten sich alle nacheinander aufstellen, die Arme ausbreiten und stillhalten. Jovid Jonis und Alman Behnk wurden richtig rot, als eine Frau an ihnen herumfingerte. Tadao Nelat war übertrieben kitzelig. Die Klejahn jedoch ließ sich auch durch die Schwitzflecken an den Achseln von »Scheusal« Kertz nicht von ihrer Arbeit ablenken. »So viele stattliche Männer«, gluckste sie nur. »Und zwei Übergrößen – eine in der Länge und eine in der Breite. Das ist doch endlich mal wieder eine Herausforderung, das macht Freude! Bis wann sollen die Rüstungen denn fertig sein?«
    »Morgen Abend wäre ideal«, antwortete Fenna, »denn morgen Nacht sollen die Männer vereidigt werden.«
    »Bis morgen Abend schon? Das bedeutet: die Nacht durcharbeiten, Leutnant! Aber vorzüglich! Endlich gibt es wieder richtig was zu schaffen!« Sie rauschte ab. Einige der Männer kicherten noch immer.
    Leutnant Fenna klatschte in die Hände. »So, ich gebe euch jetzt noch ein paar Stunden freie Zeit. Haut euch aufs Ohr oder kuriert eure Knochen, ihr werdet sie heute Abend noch brauchen. Dann machen wir einen kleinen Eilmarsch raus ins Feld.«
    »Ins Feld? Zu den Affenmenschen, Leutnant?«, fragte Emara bang.
    »Nein, nach Süden raus. Aber wir werden schnell sein und Gepäck tragen und auch ein wenig klettern, wenn das Gelände es erlaubt. Wir befinden uns gerade in einem interessanten Niemandsland der gesetzlichen Regulierung. Ihr seid noch nicht vereidigt und könnt deshalb noch nicht ins Festungsgefängnis gesteckt werden. Andererseits will ich auch keinen mehr rausschmeißen müssen, das habe ich ja gestern schon zur Genüge getan. Ich erwarte also Leistungen, ohne bei einer Verweigerung derselben Strafen verhängen zu können. Ich bin mal sehr gespannt, was sich da heute abspielen wird.«
    »Wir werden Euch nicht enttäuschen, Leutnant«, ergriff Nilocas Deleven für alle das Wort. Die meisten nickten bekräftigend.
    Fenna bleckte die Zähne. »Davon gehe ich auch aus. Der Schreiber Lement wird mitkommen und marschbegleitende Notizen über die Einzelleistungen machen. Im Grunde genommen ist also alles wie immer: Leistung wird sich auszahlen, ein Ausbleiben von Leistung führt dazu, dass man in der Armee einen schweren Stand hat. So weit alles begriffen?«
    Wieder nickten die meisten.
    »So weit alles begriffen?«, fragte Fenna noch mal im selben Tonfall.
    »Jawohl, Herr Leutnant!«, riefen die Männer im Chor.
    Auch Fenna legte sich noch für zwei Stunden hin. Er wollte nicht träumen, nicht so tief, dass die Kinder kamen, aber sie lauerten wieder, sie waren nie weit entfernt. Sie griffen nach ihm mit eiskalten Händen, vom Scheiterhaufen herab, als sei alles seine Schuld, dass sie so liegen mussten und brennen.
    Er erwachte verschwitzt und ärgerte sich. Schlafen erquickte noch weniger als Wachbleiben. Also stürzte er sich wieder in die Arbeit.
    Aus dem Ausrüstungshaus organisierte er fünfzehn Leinenrucksäcke. Er selbst wollte auch einen. Dann holte er die Männer.
    Begleitet von dem auf einem mageren Gaul reitenden Lement ging es anschließend nach Süden aus der Festung hinaus. Die Dritte Kompanie als ungeordneter Haufen ohne feste Marschordnung.
    An einem Geröllfeld hieß Fenna die Männer, die Rucksäcke mit Steinen und Kieseln zu füllen. Er überwachte dabei, dass das Gepäck zwar beträchtlich, aber auch nicht übertrieben schwer wurde. »Ihr müsst euch das als Proviantgepäck vorstellen. Außerdem tragt ihr im Einsatz Uniformrüstungen aus Hartleder, einen Säbel, einen Dolch und einen Wappenschild, wer das möchte. Seit Königin Thada den Thron innehat, sind Schilde in der Armee freiwillig, weil sie eine Belastung darstellen, wenn man damit nicht umgehen kann. Ich beabsichtige jedoch, jedem von euch den Umgang mit einem Schild zu lehren. Im Ernstfall kann er euch das Leben retten. Jedenfalls: Begreift den Rucksack nicht als sinnlose Schikane, sondern als Ersatz dessen, was ihr später tatsächlich mit euch herumzutragen habt. Ja, Kindem?«
    »Wann

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