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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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»Je schneller ihr euch wieder zusammenreißen und aufrappeln könnt, desto geringer ist der Vorteil, den euer Gegner aus dem Sturz ziehen kann.« Er vermittelte ihnen, dass selbst der härteste Boden nichts war, das man fürchten musste. »Der Boden kommt nicht auf euch zugerast wie eine Keule oder ein Schwert. Der Boden bleibt immer gleich, ist verlässlich. Falls ihr ihn unter den Füßen verliert, ist das nicht seine Schuld, sondern ganz allein eure.«
    Natürlich schimpfte Resea wieder, dass er sie zwang, hundertmal »hinzufallen wie Vollidioten«. Natürlich ging »Scheusal« Kertz wieder zu grob vor, und es gab Prellungen, blaue Flecken und Schürfwunden. Natürlich stießen zwei der Männer – Stodaert und Ekhanner – so empfindlich mit den Köpfen zusammen, dass sie beide ganz benommen waren, Sterne sahen und eine halbe Stunde sitzen bleiben mussten. Aber im Großen und Ganzen war dieser Tag ein Erfolg. Gegen Abend schickte Fenna seine erschöpften, staubigen, aber zuversichtlichen Soldaten nach einem abschließenden Lob zum Waschen und Ausruhen.
    Er selbst wusch sich ebenfalls und brachte Kleidung und Haare in Ordnung. Aus der Offiziersmesse organisierte er einen frisch befüllten Krug Rotwein und zwei tönerne Trinkgefäße. Etwas Feineres, Gläserneres aus Fairai war in der gesamten Festung einzig dem Oberst und seinen generalischen Gästen vorbehalten.
    Yinn Hanitz schlief wieder, als Eremith Fenna im Lazarett auftauchte. Fenna stellte den Wein und die Krüge auf einen Tisch.
    »Wie geht es ihm?«
    »Das ist gar nicht so leicht zu bestimmen. Meistens ist er ganz klar, wenn er wach ist. Manchmal jedoch kann er sich gar nicht mehr erinnern, wie er hierhergekommen ist. Nicht nur ins Lazarett, sondern auch in die Festung. Verletzungen des Kopfes haben es an sich, dass der Schaden oft weitreichend und seltsam ist.«
    »Weitreichend und seltsam.« Ilintu bot ihm einen Sitzplatz an, und Fenna setzte sich. »Ich möchte gerne mehr erfahren über die Auswirkungen des Affenmenschenfeldzuges auf die Soldaten, die es bis hierhin zurückschafften.«
    »Das sagtet Ihr mir bereits. Ist dies der einzige Grund, weshalb Ihr Euch mit mir verabreden wolltet und mir Wein kredenzt, Leutnant? Weil Ihr mich ausfragen möchtet?«
    »Seid Ihr beleidigt, wenn ich Ja sage?«
    »Nein. Nein, keineswegs. In gewissem Sinne bin ich sogar … beruhigt. Zu viele Soldaten tauchen bei mir auf und säuseln mir ins Ohr, dass ich die einzige schöne Frau der ganzen Festung bin.«
    »Was nicht von der Hand zu weisen ist. Ich meine, ich habe mir noch nicht alle Wäscherinnen genau angeschaut, aber bislang scheint Ihr wirklich die Schönste weit und breit zu sein.«
    Sie sah ihn prüfend an, und da er so unschuldig ernst blieb, musste sie lachen. »Ihr seid unmöglich, Leutnant. Ich dachte, es ist mein Fachwissen, das Euch interessiert.«
    »Ja, natürlich. Unter anderem. Warum fangen wir nicht erst mal damit an, dass wir uns duzen? Mein Name ist Eremith.« Er hob seinen Krug, um mit ihr anzustoßen, doch sie zögerte.
    » Eremith ? Hättest du dann nicht eher … so eine Art Priester werden müssen anstatt ein Soldat?«
    »Ich bin Offizier geworden. Das macht schon sehr einsam. Prost! Ich möchte darauf anstoßen, dass ich dir in Zukunft so wenig Arbeit wie möglich bereiten werde.«
    »Darauf stoße ich gerne an, Eremith.« Sie trank mit wildem Gesichtsausdruck. »Aber immer, wenn ich heute auf den Hof blickte, sah ich die durch die Luft fliegenden Leiber deiner Männer, und ich denke, du wirst mir vielleicht noch mehr Arbeit bereiten als zum Beispiel Hobock & Sells.«
    »Ich lege es nicht darauf an, glaub mir. Wie ist das mit Hauptmann Gollbergs Leuten? Müssen von denen oft welche behandelt werden?«
    »Ich glaube, Gollberg verhängt Strafen, falls einer aus seiner Kompanie erkranken oder sich verletzen sollte. Gollberg möchte, dass alle Männer und Frauen aus Stahl bestehen. Ich kann ihn nicht leiden.«
    »Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Möglicherweise ist er ein hervorragender Soldat.«
    »Ein hervorragender Soldat – dass ich nicht lache! Was soll das sein: ein hervorragender Soldat? Soldaten sind Narren! Sie lassen sich missbrauchen und töten im Namen irgendeiner Sache, irgendeines Landes oder Interesses. Sie schreien Huah und anderen Unfug, rennen blöde in ihr Verderben und bluten mir anschließend die Laken voll. Es macht mich wütend, wenn ich über Soldaten nachdenke.«
    Fenna rückte unwillkürlich ein wenig von

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