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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Heilerin ab. »Dann … ist eine Festung für dich aber ein ungeschickter Ort zum Arbeiten, oder? Wenn man für Soldaten gar nichts übrig hat?«
    »Ich arbeite dort, wo ich gebraucht werde, Eremith, nicht dort, wo es für mich persönlich am erbaulichsten ist. Denkst du, jemand, der bei der Brandwehr arbeitet, liebt das Feuer und hält sich gerne in ihm auf? Nein. Er macht es, weil das Feuer alle bedroht. Und ich flicke Soldaten wieder zusammen, weil sie zu dumm sind, selbst auf sich achtzugeben und einen anständigen Beruf zu ergreifen. Was hast du für Männer in deiner Kompanie? Meinst du nicht auch, sie könnten … tischlern oder … Schuhe herstellen oder … Brot backen oder musizieren oder irgendetwas anderes? Stattdessen bringst du ihnen bei, wie man auf die Fresse fällt und einem anderen von unten das Schwert in den Bauch rammen kann.« Ilintu leerte ihren Weinkrug und füllte sich nach. Fenna hatte noch kaum zwei Schlucke zu sich genommen.
    »Aber bei der Armee zu sein, ist genau wie bei der Brandwehr zu sein. Ich komme nicht aus einem Kriegsheer. Der letzte große Krieg auf diesem Kontinent ist siebzehn Jahre her, das schreckliche Morden zwischen Südjazat und Nordjazat. Ich bin ein Stadtgardist. Wer heutzutage einer Stadtgarde beitritt, tut dies, um die Bevölkerung vor Freibeutern, Plünderbanden, Ungeheuern oder sich selbst zu schützen. Oder eben vor Katastrophen, wie sich in Chlayst letztes Jahr tatsächlich eine ereignet hat. Und die Männer in meiner neuen Kompanie hier in der Festung Carlyr sind zur Armee gegangen, weil der Feldzug der Königin so nachhaltig in die Hose gegangen ist, dass man mittlerweile um die Sicherheit des Landes fürchten muss, falls die Affenmenschen eine Vergeltung erwägen sollten.«
    »Die Affenmenschen! Dass ich nicht lache! Die haben noch nie irgendjemandem etwas getan! Gut, in Galliko balgen sie sich dauernd mit den Gallikonern, aber doch auch nur, weil die Gallikoner dauernd berittene Trupps zum Brandschatzen und Beutemachen in das Affenmenschenland hineinschicken. Diese Festung, Carlyr, steht seit Ewigkeiten, und die Affenmenschen haben sie niemals überrannt oder auch nur angegriffen. Weil sie gar kein Interesse daran haben. Weil sie harmlos sind.«
    »Aber wenn sie wirklich so harmlos sind – warum hatte der Feldzug dann so wenige Überlebende? Der Winter, in Ordnung. Giftiges Gas, ich habe davon gehört. Bestien, Felsspalten, Erdrutsche – geschenkt. Aber es hat 570 Tote alleine am Skorpionshügel gegeben! Unter harmlos verstehe ich etwas anderes.«
    »Weißt du, was ich glaube? Die Katastrophe am Skorpionshügel wurde durch unsere Magier ausgelöst, nicht durch die Affenmenschen.«
    »Das mag ja sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sich da oben nun etwas verändert hat. Ihr Götter, manchmal ist mir, als könnte ich das Feuer, das dort lodert, riechen! Und wer soll zwischen dem stehen, was auch immer von dort kommt, und unserem Land? Deine Tischler etwa? Deine Schuster? Deine Musikanten? Nein, Ilintu. Das ist Wunschdenken. Die Wirklichkeit ist unbarmherziger und unwägbarer.«
    Die Heilerin betrachtete den Leutnant eine Weile. Dann fragte sie: »So unbarmherzig und unwägbar wie die Wirklichkeit in Chlayst?«
    »Genau so«, nickte Fenna. »Du lebst dein Leben. Du dilettierst an deinem Glück herum. Und auf einmal ist oben unten und unten oben. Kinder und Tiere verrecken als Erstes. Die Alten kommen nicht mehr raus. Deine Heimat ist ein Tollhaus, eine Schlachthalle, ein Gräberfeld.«
    »Wie hast du das alles überstehen können?«
    »Gar nicht. Ich lag vier Monde in einem Lazarett, und die Heleleschwestern waren nicht halb so hübsch wie du.«
    Beide tranken. Zeit verging. Draußen verkleckerte der Mond sein Licht.
    »Also«, begann Ilintu nach einer Weile. »Willst du wissen, wie das war mit den Überlebenden des Feldzuges?«
    »Ja.«
    »Sie konnten nicht mehr sprechen, sich nicht mehr erinnern, nichts mehr erfassen. Sie lallten herum wie Kleinkinder oder Greise. Wenn sie sich kratzten, riss ihnen die Haut auf wie etwas Sprödes. Ihr Blut und ihre Ausscheidungen sahen aus wie Milch, stanken jedoch nach verfaulten Eiern. Irgendwann hörte ich auf, ihnen das Leben zu verlängern. Sie zerfielen ja nur immer mehr, lebendigen Leibes, und plärrten herum wie Getier. Sie litten. Ihre Gesichter verformten sich, als bestünde ihr Schädelknochen aus weichem Wachs. Ich handelte meiner Ehre als Heilerin zuwider und ließ sie einfach sterben.« Für

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