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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Uniform tragen oder die Zeichen eines abweichenden Glaubens. Ich gelobe, solange ich diese Uniform trage, den Feinden des Kontinents entgegenzustehen bis zu meinem letzten Atemzuge, aber auch all jenen die Hand zum Frieden zu reichen, die einer solchen Geste sich würdig zeigen. Ich gelobe, der Festung Carlyr Treue zu wahren und mich ihrer Gunst, ihrer besonderen Lage als letzter Stützpunkt vor dem Land der Affenmenschen und ihres Wappens wert zu erweisen. Mit diesem Gelöbnis unterstelle ich das Schicksal meines Leibes wie meiner Seele dem Gut und Erbe der Krone, der Einigkeit des Kontinents, wie von König Rinwe begründet, wie von Königin Thada hochgehalten und täglich erneuert, im Jahr 682 nach der Königskrone, in der Mitternacht vom 13. auf den 14. Sonnenmond.«
    Leutnant Fenna sprach den Eid mit. Er war zwar schon vor annähernd vierzehn Jahren in Chlayst vereidigt worden, musste nun aber den Treueeid auf die Festung Carlyr ablegen. So lautete sein Befehl.
    Der Oberst räusperte sich. »Leider kann ich euch nicht mit einem zünftigen militärischen Tusch dienen. In Hauptmann Veels’ Bataillon gab es ein paar Hornisten, die … na ja. Waren tadellose Kerle, das. Sind zurzeit halt unterbesetzt, das wird sich mit eurer Unterstützung ja bald ändern. Um den Eid dennoch zu besiegeln, rufen wir jetzt gemeinsam ein dreifaches soldatisches Huah . Also, Männer: HUAH! HUAH! HUAH! « Die Frischvereidigten brüllten dreimal Huah , dass der Hof nur so dröhnte. Fenna fielen Behnks lachendes Gesicht, Kindems weit aufgerissener Mund und Stodaerts angespannte Hüpfer bei jedem Huah auf. »Na bitte«, sagte Oberst Jenko väterlich lächelnd, »klappt doch schon ganz tadellos. Ich bin sicher, euer Leutnant Fenna, ein Vorgesetzter, wie man ihn sich nur wünschen kann, wird schon einen Plan haben, wie es jetzt unmittelbar für euch weitergeht. Gute Nacht, Männer!«
    »Gute Nacht, Oberst Jenko!«, schallte es ebenso laut wie die Huah s über den Hof, ein Gruß, der Leutnant Fenna belustigend unkonventionell vorkam. Er gab seinen Männern die Erlaubnis, sich zu rühren und die Waffen wieder wegzustecken.
    »Wo waren denn die Götter, Leutnant?«, fragte ihn Ildeon Ekhanner.
    »Die Götter, Soldat Ekhanner?«
    »Beim Eid. Wir haben nur auf die Königin, nicht jedoch auf die Götter geschworen.«
    Das stimmte. Vor annähernd vierzehn Jahren, unter einem anderen König, in Chlayst, war der Eid auch noch auf die zehn Gottheiten abgelegt worden. »Die Zeiten ändern sich, Soldat Ekhanner. Die Götter sind angesichts der unmittelbaren Schwierigkeiten, denen der Kontinent sich gegenübersieht, in etwas weitere Ferne gerückt. Aber du hast gerne die Erlaubnis, die Kapelle aufzusuchen, um deinen eigenen Eid auf die Götter zu leisten – sofern er nicht in Widerspruch steht zu dem, was du eben geschworen hast.«
    »Kein Widerspruch, Leutnant. Nur eine zusätzliche Bindung und ein Segen für unsere neue Kompanie«, strahlte Ekhanner und nahm seinen alten Freund Teppel mit zur Kapelle.
    Damit kein Unglück mehr passierte, ließ Fenna sich von Fergran von den Holtzenauen, Nilocas Deleven und Bujo Stodaert beim Einsammeln der Waffen helfen und trug diese mit den drei frischgebackenen Soldaten ins Zeughaus zurück.
    Anschließend wollte er seine Männer noch auf einen kurzen Umtrunk in der Mannschaftsmesse einladen, aber diese hatte zu dieser späten Stunde bereits geschlossen.
    »Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Wir sollten den Eid mit dem ihm gebührenden Ernst würdigen«, sagte der Leutnant. »Geht jetzt zu Bett, Leute. Morgen früh beginnen wir mit der Waffenausbildung.«
    Einige jubelten, einer – MerDilli – witzelte: »Da kann das Lazarett ja schon mal Betten freihalten.«
    Fenna blickte zum Lazarett hinüber, aber dort war alles dunkel. Dem Geschrei der Vereidigung zum Trotz schien die schöne Heilerin zu schlafen.
    Fackel für Fackel verlosch die Festung Carlyr und wurde wieder zum Spiegelbild des Sternenzeltes.

7

    Am nächsten Morgen wachte Fenna auf und war zornig.
    Er konnte sich das selbst nicht ganz erklären. Eigentlich war er recht guter Dinge zu Bett gegangen. Die Vereidigung war überstanden, keiner seiner Leute hatte im letzten Augenblick noch gekniffen oder war während des Strammstehens umgekippt. Auch dass ein anschließendes Festbesäufnis nicht möglich gewesen war, hatte vielleicht die eine oder andere Peinlichkeit oder belastende Geldschuld verhindert.
    Aber etwas stimmte nicht. Seine Männer

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