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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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erinnert.
    »Meine Herren Offiziere, das ist ja tadellos, mit welcher Ernsthaftigkeit Ihr Eure Dienstauffassungen vertretet, aber alles muss doch in einem Rahmen bleiben! Seht Euch doch mal um auf dem Hof! Die Festung ist ein Rahmen! Ihre Mauern ummanteln unser Dasein. Also gemach mit dem jungen Blut! Wir werden zum Hauen und Stechen noch genügend Gelegenheit bekommen, ha, da habe ich wohl recht? Leutnant Fenna, Ihr wisst genau, dass Duelle – selbst waffenlos geführte – beim Militär zwar zweifelsohne und bedauerlicherweise durchaus üblich, jedoch nicht gestattet sind. Dass Ihr ein solches verlangt habt, muss ich Euch leider ahnden. Ich denke, 24 Stunden Stubenarrest zum Nachdenken dürfte dazu ausreichen, wir werden das Gefängnis für so einen … einmaligen Vorfall nicht in Erwägung ziehen, und ein Quartiersarrest macht sich auch besser in der Personalakte als eine Kerkersache. Hauptmann Gollberg, auch Ihr seid zu tadeln für eine Tätlichkeit gegenüber einem untergebenen Offizier. Ich werde Euch Euren nächsten Ausritt nicht bewilligen, habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben!«
    »Aber Oberst, es geht bei meinen Ausritten nicht um mich, sondern um das Überleben von Menschen, die im Feindesland umherirren und ohne unsere Unterstützung …!«
    »Werden eben warten müssen, diese Menschen, werden eben warten müssen! Habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben, ich wiederhole das gerne noch zwei weitere Male, wenn Ihr darauf besteht. Können sich die Menschen, um die es Euch geht, ja bei Euch dafür bedanken, dass sie haben warten müssen. Wir prügeln uns nicht in der Armee der Königin. Ihr erwartet von Euren Soldaten ja ebenfalls, dass sie sich nicht raufen, also werdet Ihr wohl mit gutem Beispiel vorangehen müssen, Ihr Offiziere. Und jetzt gebt Euch die Hand!«
    Gollberg schien kurz mit sich zu ringen, aber dann zog er sich sogar die Reithandschuhe aus, um Fenna die bloße Hand hinstrecken zu können. Fenna nahm die Hand und schüttelte sie. Der Hauptmann hatte tatsächlich einen bemerkenswert festen Griff.
    »Tadellos!«, vermerkte der Oberst zufrieden. »Und jetzt weitermachen mit … was auch immer … da unten gerade gesittet vor sich ging, bevor der ganze Blödsinn losging. Weitermachen, meine Herrschaften, in 24 Stunden haben wir die ganze Sache vergessen.«
    Fenna und Gollberg wechselten einen langen Blick, salutierten dann aber, verließen das Büro und gingen auf dem Hof in zwei auseinanderstrebende Richtungen. Fennas Blick fiel jetzt auf Jamu Scapedo, der hämisch grinste. »Soldat MerDilli, Soldat Garsid, Soldat Kindem, Soldat Kertz – ihr eskortiert Scapedo zum Südtor und sorgt dafür, dass er die Festung verlässt. Ich erwarte, dass es keine weiteren Zwischenfälle mehr gibt. Soldat Deleven, du übernimmst für heute noch zwei Stunden und morgen den Tag über bis zum Abend die Kampfausbildung und vertiefst einfach noch einmal die Lektionen der letzten beiden Tage. Ich kann morgen leider nicht bei euch sein, aber Soldat Deleven wird mich sicherlich angemessen vertreten.« Die Angesprochenen salutierten, auch die übrigen nahmen Haltung an, bis auf Resea.
    »Warum Deleven?«, fragte Resea. »Warum nicht ich?«
    Fenna dachte kurz darüber nach, eine Antwort zu geben, aber dann war es ihm einfach zu dumm. Er salutierte seinen Männern und wollte zu seinem Quartier gehen, aber noch jemand hielt ihn auf. Diesmal war es Jamu Scapedo. »Stubenarrest, was?«, höhnte der Gallikoner mit schneidender Stimme. »Wie ein kleiner, unartiger Junge ohne Abendessen aufs Zimmer geschickt! Am Ende hat sie sich ja doch noch gelohnt, meine kleine Abkürzung durchs Affenland!«
    Fenna spürte den Impuls, Scapedo zu Boden zu schlagen. Aber das würde ihn selbst in einen Gollberg verwandeln. Er wollte aber kein Gollberg werden. Er wollte Chlayst vertreten, das alte, perlmuttglänzende Chlayst, nicht die neue Pestilenz.
    Er ging auf sein Zimmer und kickte den Schemel durch den Raum.
    Draußen absolvierten seine Männer rufend und hallend weiter Übungen, bis die Abenddämmerung hereinbrach. Nilocas Deleven, der ehemalige Bandit, schien seine Sache gut zu machen.
    Eremith Fenna fühlte sich eingeschlossen in seiner Wut. Solange er draußen herumtoben und Befehle erteilen konnte, spürte er diese Wut nicht so deutlich, hier drinnen jedoch beherrschte sie jeden Winkel.
    Nachdem es auf dem Hof stiller geworden war, hörte er Delevens Stimme. »Leutnant Fenna? Ist eines dieser Fenster Eures?«
    »Ja, hier. Was gibt es?«
    »Ich

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