Die Soldaten
»Scheusal« stürmte freudig los. Endlich durfte er das ganze Feld als sein persönliches Schlachtfeld begreifen. Der riesige Kindem folgte ihm weniger begeistert.
Die beiden Angriffstrupps – Kertz und Kindem aufseiten der Dritten, und vier Soldaten aufseiten der Ersten – begegneten sich. Es war Kertz’ Zähnefletschen und Knurren sowie Kindems Idee, das »Scheusal« von hinten festzuhalten, zu verdanken, dass es nicht zu einem Kampf kam. Man ging sich beinahe respektvoll aus dem Weg. Die Ersten konnten sich ausrechnen, dass diese zwei Angreifer gegen drei Verteidiger wohl nicht viel würden ausrichten können.
Da sich die Angrifftrupps auf der Feldhälfte der Dritten passierten, kamen Gollbergs Leute zuerst an der gegnerischen Flagge an. Und diesmal gab es kein »Scheusal«, um sie aufzuhalten. Behnk, Jonis, von den Holtzenauen und Stodaert leisteten zwar Gegenwehr, aber eher wie Schauspieler, die Gegenwehr spielten, als wie wirklich wehrhafte Verteidiger. Fenna ärgerte sich darüber, dass Gyffs vorhin erzählt hatte, man bräuchte nicht bis zum Letzten zu kämpfen, die Flagge dürfe ruhig verloren gehen. Auch Gyffs hüpfte frustriert auf der Stelle. So aus sich herausgehend hatte Fenna sie noch nie zuvor erlebt.
Die Gegner hatten die Flagge erobert. In unterschiedlich verkrümmten Körperhaltungen lagen Behnk, Jonis, von den Holtzenauen und Stodaert am Boden und stöhnten.
Aber inzwischen entschied sich die Massenschlägerei im Mittelfeld. Emara und Ekhanner waren bezwungen. MerDilli ebenfalls. Aber Deleven, Garsid und Resea setzen sich gegen ihre Gegner durch. Mit einem Mal erstand das altbewährte Angriffstrio der Dritten Kompanie in der Mitte des Feldes von Neuem auf.
»Nicht zurückgehen, um die eigene Flagge zu retten!«, rief Fenna ihnen zu. »Erst mal die gegnerische Flagge erbeuten und in Sicherheit bringen!«
Deleven und Garsid nickten und setzten sich nach vorne in Bewegung, schlossen sich somit Kertz und Kindem an. Resea jedoch lief los nach hinten. Er wollte die eigene Flagge zurückholen.
Fenna wollte ihn zurückkommandieren, doch er scheute in diesem Augenblick die Kraftprobe. Bislang verkaufte sich die Dritte gut. Aber wenn jetzt unter den Augen von General, Oberst und Hauptmann offenbar wurde, dass Fenna einen seiner Leute nicht unter Kontrolle hatte, warf das wieder ein schlechtes Bild auf die Kompanie. Ihm brach der Schweiß aus. Es war kaum zu ertragen, dass er nicht mit aufs Feld durfte, um einzugreifen!
Kertz stürmte wie ein Irrer auf die gegnerischen Verteidiger zu, Kindem, Deleven und Garsid im Schlepptau. Den drei Verteidigern der goldenen Flagge wurde nun doch mulmig.
Unterdessen teilten sich die vier Erstkompanier, die die blaue Flagge der Dritten bei sich führten. Zwei kümmerten sich um Resea, zwei liefen mit der Flagge weiter. Resea rannte den ersten seiner beiden direkten Gegner zwar über den Haufen, wurde von dem Umgeworfenen aber dennoch am Knöchel gepackt und kam zu Fall. Der zweite warf sich auf ihn. Es entstand ein heftiges Winden und Ringen, aber Resea war ausgeschaltet. Wenigstens hatte er den Flaggenräubertrupp halbiert.
Kertz lag inzwischen auf einem der gegnerischen Verteidiger. Es sah aus, als würde er ihn fressen, jedenfalls sprühte reichlich Speichel. Deleven prügelte sich mit einem zweiten. Kindem wurde vom dritten im Schwitzkasten herumgewirbelt, schwer zu begreifen, wie der Riese dort hineingeraten war. Garsid half ihm nicht, sondern griff sich lieber die herrenlose Goldflagge.
»Zurück!«, wies Fenna ihn an. »Sonst sind beide Flaggen in der gegnerischen Hälfte! Wenn sie dir deine dann abnehmen, ist es vorbei!«
Garsid überblickte das Feld. Unwichtige Raufereien in unmittelbarer Nähe. Über das Feld kamen zwei Gegner mit der erbeuteten blauen Flagge. Und in der Mitte des Feldes erhoben sich langsam drei weitere Gegner aus der ursprünglichen Hauptkeilerei und schüttelten ihre Benommenheit ab. Sie standen im Weg, waren aber noch nicht ganz bei sich. Garsid lief los. Deleven schleuderte seinen Gegner von sich und schloss sich Garsid an. Gleichzeitig sackte »Scheusal« Kertz in sich zusammen. Sein Gegner hatte ihn aus purer Todesangst hart ins Gesicht geschlagen. Die Augengläser zersplitterten. Blut floss aus einer zerschnittenen Hand. Kertz war benommen, sein Gegner kämpfte sich schnaufend frei.
Die beiden Gegner mit der Flagge taten auf ein Kommando ihrer Korporälin hin etwas Unerwartetes. Sie legten die Flagge einfach ab. Es gab
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