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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der gegnerischen Mannschaft zu erobern und zur eigenen Flagge zu bringen. Sollten die Gegner inzwischen diese eigene Flagge ebenfalls entführt haben, gilt es, diese zurückzuerobern. Ja, das ist ein sehr kompliziertes Spiel, das sich bei ebenbürtigen Mannschaften ziemlich in die Länge ziehen kann. Deshalb spielen wir höchstens drei Durchgänge, falls eine Mannschaft gleich zweimal gewinnt, sogar nur zwei. Die Mannschaften müssen dabei klug mit ihren Kräften haushalten, denn Prügeln ist ausdrücklich erlaubt, und wenn ein Soldat nicht mehr aufstehen und weitermachen kann, fällt er auch für alle weiteren Runden aus. Nein, werte Dame, es wird natürlich ohne Waffen gekämpft, nur mit Fäusten und Beinarbeit. Nein, werte Dame, dies ist ein richtiges Gefecht, das Ergebnis ist nicht vorher abgesprochen worden wie bei der Schwertkampfübung vorhin. Wir wollen uns alle überraschen lassen. Wie bitte? Nein, die beiden Leutnants und der Hauptmann werden nicht selbst teilnehmen, wir wollen sehen, wozu die einfachen Soldaten in der Lage sind. Schade? Ja, vielleicht, aber nicht minder unterhaltsam, freut Euch darauf. Das wird interessant, nicht wahr, General?«
    Der General war tatsächlich so nahe wie möglich an die Balustrade vorgerutscht, um sich durch seine Sichtgläser kein Detail des bevorstehenden Manövers entgehen zu lassen.
    Fenna und Gyffs ließen ihre vierzehn Mann nun in zwei Siebenerreihen antreten und salutieren. Gleichzeitig betraten diejenigen vierzehn von der Ersten den abgesteckten Kampfplatz, die vorher nicht an der Pferdedressur teilgenommen hatten.
    Die beiden Flaggen, die es zu erobern galt, waren bereits von Ordonnanzen festgesteckt worden. Da die Dritte Kompanie ausschließlich aus Männern bestand, während für die Erste vier Frauen teilnahmen, wurde vereinbart, dass die Dritte Kompanie mit freien Oberkörpern kämpfen sollte, um von oben ein Unterscheiden der beiden Mannschaften zu erleichtern. Fenna war beruhigt, als er sah, dass Behnks Bauch nur noch etwa eine Handbreit über den Gürtel quoll. Dieser Anblick wäre noch vor einem Mond deutlich peinlicher gewesen.
    Beide Mannschaften nahmen in der Nähe ihrer Flagge Aufstellung. Fenna und Gyffs hatten ihre Kompanie folgendermaßen eingeteilt: Kertz, Behnk, Kindem und Teppel waren für das Verteidigen der eigenen Flagge zuständig. Garsid, Deleven und Resea waren die Angriffsgruppe, die die gegnerische Flagge erbeuten sollte. Nelat hielt sich in der Nähe dieser Angriffsgruppe zum Transportieren der gegnerischen Flagge bereit. Emara und Ekhanner sollten den eigenen Flaggenträger schützen, MerDilli den gegnerischen angreifen. Stodaert, Jonis und von den Holtzenauen bewegten sich selbstständig und konnten aushelfen, wo immer sie gebraucht wurden.
    Gollbergs Korporälin hatte ihre Truppe ganz anders aufgestellt: Drei blieben in der Defensive, elf rückten auf breiter Front vor.
    Oberst Jenko schlug als Signal einen von Sowis angereichten Zimmergong.
    Garsid, Deleven und Resea rannten sofort los. Die elf Angreifer der Ersten versuchten sie aufzuhalten, aber mit beeindruckender Vehemenz brachen die drei Kampferfahrendsten der Dritten Kompanie durch. Dafür wurde allerdings Nelat abgefangen und hart zu Boden gerissen. Von vorsichtigem Taktieren keine Spur: Die elf überrumpelten Angreifer der Ersten versuchten gar nicht erst, die drei Durchgebrochenen wieder einzuholen, sondern bemühten sich nun, schneller an die Flagge der Dritten zu kommen als die drei Angreifer der Dritten an die Flagge der Ersten. Garsid, Deleven und Resea hatten allerdings einen Geschwindigkeitsvorteil, weil sie von Anfang an gerannt waren und nicht erst auf Tempo kommen mussten. Die drei Verteidiger hatten ihnen nichts entgegenzusetzen. Garsid riss zwei von ihnen um, Deleven sprang gegen den dritten, dass dieser röhrend zu Boden krachte und Resea riss die gegnerische Flagge aus ihrer Bodenfassung.
    Währenddessen stürmte »Scheusal« Kertz wie ein Wahnsinniger brüllend auf die elf ihm entgegenkommenden Angreifer zu. Es gelang ihm tatsächlich, sieben von ihnen zu verlangsamen. Die anderen vier schwärmten an Kertz vorbei und begannen sich mit Behnk, Kindem und Teppel zu balgen, und bald lagen Teppel und Behnk ächzend am Boden. »Scheusal« Kertz jedoch hatte schon drei eingeschüchterte Kavalleristen zu Boden gerissen und krallte sich soeben zähnefletschend den vierten.
    Sägemehlstaub wirbelte auf. Es war ein wildes Geraufe im Gange. Die Korporälin der Ersten

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