Die Soldaten
brüllte andauernd Kommandos. Fenna und Gyffs riefen gar nichts, denn noch lief alles nach Plan. Beide liefen auf der Grundlinie mit, um auf der Höhe ihrer Angriffsgruppe zu bleiben.
Resea mit der Flagge. Deleven und Garsid räumten ihm gerade die drei gegnerischen Verteidiger aus dem Weg, indem sie sie schon zum zweiten Mal niedertraten. Fenna konnte deutlich spüren, wie Hauptmann Gollberg sich oben auf dem Dach verkrampfte. Wieso konnten diese drei Grünhörner seine wunderbaren Ersten so einfach in den Staub trampeln?
Resea blickte sich um. Seine Augen trafen auf die von Fenna. Reseas Gesicht schien zu sagen: »Was für ein Kinderkram! Solche Sandkastenbalgereien sind doch nun wirklich unter meiner Würde.« Fenna wollte schon rufen: »Deleven, nimm Resea die Flagge ab und bring es selbst zu Ende!«, doch da schaute Resea hinauf zum Oberst und zum Hauptmann, zum General und den drei schönen Damen, deutete eine höfische Verbeugung an – und sprintete los. Deleven und Garsid wollten ihn flankieren, denn Resea hatte noch elf Gegner zwischen sich und dem Ziel, doch Resea zog ihnen davon. Trotz der behindernen goldenen Flagge in seinen Händen war er schneller als alle anderen.
Der Rest des Kampfgeschehens schien für einen Moment festzufrieren, dann bildeten sich überall wieder hektische Bewegungen aus.
Die Gegner hatten nun auch die Flagge und traten zu viert den Rückweg an. Kindem kippte. Von den Verteidigern stand nun nur noch Kertz. Der knöpfte sich einen nach dem anderen vor. Eine von Gollbergs Soldatinnen nahm sogar Reißaus vor dem »Scheusal«.
Jetzt griffen von den Holtzenauen, Jonis und Stodaert ein. Sie brachen in die Reihe der inzwischen schon sechs sich mit der blauen Flagge zurückziehenden Kavalleristen ein und brachten diese in Unordnung. Jonis flog durch die Luft, über den Rücken einer Soldatin gehebelt. MerDilli trat den Gegnern lachend in den Weg, wurde jedoch überrannt. Seine Schmerzensschreie gingen in Fluchen über.
Resea mit der Flagge. Er rannte nicht an den Gegnern vorbei, die ihm mit seiner eigenen Flagge entgegenkamen. Er rannte direkt in sie hinein. Fenna schlug die Hände vors Gesicht. Gyffs dirigierte Deleven und Garsid, doch bitte schön doppelt so schnell zu werden. Ekhanner und Emara kamen überhaupt nicht zum Zug, sie waren einfach zu langsam.
Resea stieg hoch. Die goldene Flagge schien ihn zu umwehen wie ein Schleier aus Sonnenlicht. Dann hatte er plötzlich beide Flaggen in Händen, die goldene links und die hellblaue rechts. Der gegnerische Flaggenräuber starrte wie vom Donner gerührt auf seine leeren Hände. Resea rannte. Beide Flaggen verlangsamten ihn nun doch sehr. Vier von der Ersten setzen mit riesigen Schritten hinter ihm her. Es war ein Meisterstreich gewesen, aber es konnte nicht gelingen.
Doch es gab noch »Scheusal« Kertz. Er warf sich auf Reseas Verfolger, als wäre sein Körper vollkommen schmerzunempfindlich. Wie durch ein Wunder verlor er bei seinen wilden Aktionen nie seine Augengläser.
Deleven und Garsid kamen zu spät, aber Garsid nutzte die Gelegenheit, einen herumwankenden Erstkompanier mit einem Faustschlag zu Boden zu strecken. Kertz wälzte sich mit drei Gegnern am Boden und weigerte sich einfach, sich durch Schläge und Tritte beeindrucken zu lassen.
Resea war der Flaggenfassung nahe, aber einer der Verfolger war noch an ihm dran. Resea stoppte und ließ den Verfolger auflaufen. Fenna konnte nicht genau erkennen, ob Resea die Flaggenstäbe als Waffe benutzte, aber der Erstkompanier knickte in sich zusammen wie von einem Schwert durchbohrt und stand nicht mehr auf. Mit aufreizender Langsamkeit steckte Resea beide Flaggen in die Bodenfassung der Dritten Kompanie. Dann verbeugte er sich erneut.
Gyffs machte mit hochgerissenen Armen einen Freudensprung. Fenna stürmte aufs Kampffeld, um »Scheusal« Kertz von seinen Gegnern zu trennen. Das Grünhorn aus Kimk spuckte und trat um sich und traf dabei auch seinen Leutnant, bis es diesem endlich gelang, Kertz zu bändigen.
Vom Dach der F & L und auch der zuschauenden Zweiten kamen Applaus und begeisterte Rufe. Oberst Jenko sagte zufrieden zu seinen Gästen: »Seht Ihr, das ist ein echtes Manöver. Die Soldaten schenken sich nichts.«
Zwei von Gollbergs Soldaten konnten nicht mehr weitermachen: der, den Garsid niedergeschlagen hatte, und der letzte Verfolger Reseas. Bei der Dritten waren Nelat, Behnk und Teppel ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, aber Behnk war schon wieder ganz
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