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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ohnehin keinen Drittkompanier mehr, der noch frei umherstreifte. Anstatt die Flagge weiterzutragen, griffen sie Garsid und Deleven an. Diese waren zu überrascht, um mit reiner Schnelligkeit entkommen zu können. Abermals wurde auf sie eingedroschen. Und dann kamen noch die drei wieder zu sich Gekommenen aus dem Mittelfeld hinzu. Es war nicht zu schaffen. Die Soldaten der Ersten Kompanie waren allesamt gut ausgebildet und in körperlich ausgezeichneter Form. Garsid und Deleven wurden nach allen Regeln der Kunst zusammengeschlagen. Dann nahmen die fünf Kavalleristen ihnen die erbeutete Goldflagge ab, schlenderten zurück zur Blauflagge, sammelten sie auf und gingen zur eigenen Flaggenfassung hinüber. Kindem lag still am Boden. »Scheusal« Jeo Kertz kroch noch blutüberströmt herum, war aber zu blind, um irgendeinen sinnvollen Angriff zu starten.
    Es war vorbei. Die beiden Flaggenstäbe klackerten in die Bodenfassung der Ersten Kompanie. Und nicht nur das. Die dritte Kompanie hatte richtig heftig Prügel bezogen.
    »Scheiße, wir haben das ›Scheusal‹ verloren!«, fluchte Gyffs wenig damenhaft.
    Von oben und den Seiten prasselte wieder Applaus, der diesmal seltsam fern und hohl klang, wie Regen an einem anderen Ort. »Eins zu eins«, konstatierte Oberst Jenko zufrieden und erhielt von General Feudenstich ein Nicken auf die Frage, ob dieser mit dem Einsatzwillen der Soldaten zufrieden war. Einer der drei Damen – der Schwarzhaarigen – war allerdings aufgrund des vielen Blutes übel geworden. Sie hatte das Dach vorübergehend verlassen.
    Diesmal gestaltete sich das Wiedereinsammeln der Männer noch schwieriger: Die meisten von ihnen lagen am Boden. Garsid und Deleven waren übel zugerichtet und bekamen von Ilintu feuchte Tücher gereicht, um sich Nasen- und Lippenblut abwischen zu können. Von den Holtzenauen gab an, nicht mehr aufstehen zu können, weil sich die ganze Festung wie ein Kreisel drehe. Behnk rappelte sich auf und versuchte ein müdes Scherzchen. Fenna kümmerte sich um Kertz. Das eine der beiden Augengläser war tatsächlich zu Bruch gegangen, die Fassung vollkommen zerbogen. »Das mit der Fassung bekommt der Waffenmeister wieder hin«, brummte Fenna. »Das mit dem Glas wird schwierig. Aber ich werde dafür Sorge tragen, dass die Festung Ersatz leistet.«
    »Wenn immerhin ein Auge wieder ein Glas hat, Leutnant«, sagte »Scheusal« Kertz mit dem missglückten Versuch eines zuversichtlichen Lächelns, »kann ich mir über das andere eine Augenklappe machen und einäugig sein. Das wird schon gehen. Ich bin einsatzfähig, Leutnant!« Kertz’ Augen, die ohne Sichtgläser ganz winzig und milchig in den Höhlen kauerten, flackerten verzweifelt.
    Fenna legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Schon gut. Ich lasse mir etwas einfallen.«
    Fenna ging zu Kindem hinüber und half dem langen Elend auf die Beine. »Geht’s wieder?«
    »Muss ja. Hat mich fast erwürgt, das Schwein.«
    Fenna musste an seinen eigenen schrecklichen Kampf mit Resea im nächtlichen Waschhaus denken. »Wir dürfen keinen Hass entwickeln. Unsere Gegner in diesem Manöver sind unsere Kameraden, wenn es um Leben und Tod gegen die Affenmenschen geht. Im Eifer des Gefechts übertreiben heute beide Seiten ein wenig. Auch wir haben einen von denen übel umgehauen.« Das war einer, den Garsid im Laufe der Mittelfeldprügelei bewusstlos geschlagen hatte und der gerade vom Feld getragen wurde. Garsid hatte somit heute schon zwei Erstkompanier dauerhaft ausgeschaltet.
    Gyffs kam auf Fenna zu. »Von den Holtzenauen kann nicht mehr. Und Jonis, denke ich, auch nicht. Wir gehen sonst nur ein gesundheitliches Risiko ein, das ist dieses Manöver nicht wert. Ekhanner will auch nicht mehr, er hat den Mut verloren, aber körperlich geht es bei ihm, den können wir zwingen. Was ist mit dem ›Scheusal‹?«
    »Er will weitermachen.« Fenna schaute zu Gerris Resea hinüber. Der zweimalige Teilnehmer am Endailoner Ritterturnier war verhältnismäßig unbeschadet aus der zweiten Runde hervorgegangen. Im Gegensatz zu Garsid und Deleven war er nicht verprügelt, sondern lediglich zu Boden gedrückt worden. Er stolzierte über das Feld, ohne Groll, ohne Gram, als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an. Fenna spürte wieder diese Wut auflodern, diese Wut, die einem Untergebenen gegenüber vollkommen deplatziert war.
    Um sich abzulenken, blickte er in die klaren Augen von Loa Gyffs. »Also gut, wir nehmen Jonis und von den Holtzenauen raus. Dafür kommen Nelat

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