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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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greise General Feudenstich. »Zu meiner Zeit«, gellte seine heisere Stimme über den Hof, »hat man die Manöver noch nach dem Motto Bis nur noch ein einziger Mann steht betrieben. Gebt also alles, Leute! Ich will keine Weicheierei da unten sehen!«
    Gyffs salutierte unwillkürlich. Fenna grinste nur kopfschüttelnd.
    Der Gong.
    Die vier gegnerischen Angreifer stürmten los, schneller und wilder jetzt als die Drittkompanier. Deleven wich ihnen unwillkürlich aus – seine Aufgabe war zu wichtig, um in einer Konfrontation gefährdet zu werden. Resea folgte ihm. Garsid jedoch nahm den Kampf an. Er hielt zwei der vier schon jetzt auf und rächte sich für die erhaltenen Prügel mit wilden Fausthieben und Tritten. Das alte Motto des Generals schien ihm zu gefallen.
    Zwei der Angreifer kamen weiter. Ekhanner, Kindem und Stodaert waren zu furchtsam – sie ließen sie passieren. Deleven und Resea kamen nun ihrerseits am gegnerischen Mittelfeld an. Diesmal spaltete Resea sich ab und nahm es mit den drei Gegnern auf, während Deleven alleine weiterlief. In seinem Kielwasser pirschten sich auch Nelat und MerDilli weiter vor.
    Fenna zerbiss sich schier die Unterlippe. Deleven hatte es nun ganz alleine mit vier Flaggenverteidigern zu tun. Das war nicht geplant gewesen. Wie sollte er so an die Flagge herankommen? Der ganze schöne Plan war für die Katz’, wenn es Deleven nicht gelang, wenigstens kurz an die Flagge heranzukommen.
    »MerDilli, hilf Deleven! Lauf nach vorne!«
    »Aber was ist mit Tadao …?«
    »Tu, was ich dir sage! Lauf!«
    MerDilli setzte sich in Bewegung. Schwerfällig. Verdammt, dachte sich Fenna, es wäre besser gewesen, MerDilli keilte sich mit dem Mittelfeld und Resea unterstützte Deleven.
    Mittlerweile kamen die beiden gegnerischen Angreifer auch an der vorgelagerten Verteidigungsgruppe vorbei. Einzig Behnk unternahm einen Versuch, die beiden überhaupt aufzuhalten, aber er scheiterte. Teppel fiel ganz ohne Fremdeinwirkung hin. Emara stand herum, als sei alles schon gelaufen. Für eine dritte Runde fehlte es den dreien an Kraft und Ausdauer und Nervenstärke.
    Jetzt gab es nur noch Kertz. »Scheusal« Jeo Kertz. Und der hatte mit der Ersten Kompanie eine Rechnung zu begleichen. Er stürzte sich auf einen der beiden Angreifer und riss ihn zu Boden, an ihm rüttelnd wie ein Echsengeier. Der Erstkompanier schrie um Hilfe. Sein Kamerad ignorierte ihn und nahm sich die blaue Flagge.
    Deleven und die vier Verteidiger belauerten sich. Da war kein Durchkommen. Er musste nur für einen Augenblick an die Flagge heran, aber die vier waren wie eine schlaue Mauer, die sich jeder seiner Bewegungen anpasste. MerDilli kam von hinten. Er war langsam, aber schwer.
    Der Erstkompanier setzte sich mit der erbeuteten Flagge in Bewegung. Kertz war viel zu sehr damit beschäftigt, den anderen Angreifer für sein kaputtes Augengestell bezahlen zu lassen.
    »Emara, Teppel – soll ich euch auspeitschen lassen, verflucht noch mal?«, schrie plötzlich Leutnant Loa Gyffs. »Was steht ihr da herum wie festgeleimt? Haltet ihn auf! Haltet ihn auf! Ekhanner, Kindem und Stodaert – zurück! Die blaue Flagge muss hinten festgehalten werden! Rettet unsere Flagge! «
    Die fünf Angebrüllten setzten sich langsam in Bewegung, zu langsam. Der Flaggendieb war bereits an Emara und Teppel vorbei.
    MerDilli rannte keuchend an Deleven vorüber – und schlug eine Bresche in die Verteidigungsmauer. Zwei der Verteidiger wurden von ihm umgerissen, ein dritter drehte sich zweimal um sich selbst. MerDilli stürzte ebenfalls zu Boden, geriet sogar außerhalb des abgesteckten Feldes, rollte dort hinten durch die Schatten, aber das spielte keine Rolle mehr. Nilocas Deleven sprang über die Stelle, an der die Menschenmauer niedergerissen war. Er sprang zur goldenen Flagge und griff sie sich. Wild blickte er sich um. Ihm blieben zwei bis drei Augenblicke, dann würde der letzte stehende Verteidiger ihn umreißen und der trudelnde sich wieder gefangen haben. Dahinter kamen jetzt auch die drei aus dem Mittelfeld, die Resea alleine nicht lange hatte aufhalten können.
    Deleven sah Nelat. Niemand sonst beachtete Nelat. Nelat war von Deleven aus gesehen jetzt sogar hinter dem gegnerischen Mittelfeld.
    Deleven rollte die Flagge zusammen, indem er sie mit einer Kreisbewegung des Handgelenkes um ihren Stab schleuderte – und dann warf er sie. Sie flog hoch und kreiselnd über das Feld. Deleven wurde von dem gegen ihn springenden Verteidiger umgerissen, aber

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