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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ausführlich geübt haben.«
    »Und warum habt Ihr diesen Trick dann nicht schon in Runde zwei durchgeführt, um den Sack zuzumachen und Euren und unseren Leuten die anstrengende Runde drei zu ersparen?«
    »Na ja, wir hofften, Euch durch den Gewinn der ersten Runde so verunsichern zu können, dass die zweite Runde auch so an uns geht. Wir wollten das zumindest ausprobieren, um zu sehen, wozu unsere Jungs in der Lage sind. Falls Ihr die zweite Runde dann aber doch gewinnen solltet, hatten wir ja noch die Überraschung für Runde drei in der Hinterhand.«
    Gollberg sah Fenna lange in die Augen. »Ich freue mich, dass Ihr ehrlich zu mir seid und nicht behauptet, Ihr hättet noch endlos viele Überraschungen in Eurem Repertoire gehabt. Morgen soll für all unsere Soldaten ein freier Tag zur Erholung sein, aber wie wäre es, wenn wir übermorgen mit der Reitausbildung Eurer Männer beginnen? Ich möchte meine Wettschuld gerne so unverzüglich wie möglich einlösen.«
    »Ich werde Euch da nicht unter Druck setzen, Hauptmann. Beginnt mit der Ausbildung, wann es Euch in Euren Zeitplan passt.«
    »Also ab übermorgen für eine Woche. Allerliebst.« Sie gaben sich die Hand darauf. Fenna schlug nur zögernd ein, drückte dafür aber umso fester zu. Noch vor anderthalb Monden hatte Gollberg ihm gesagt, ein Hauptmann gebe einem Unteroffizier nicht einfach so die Hand, aber dies war heute schon das zweite Mal. Durch das Gewinnen des Manöverkampfspiels hatten Fenna und Gyffs an Respekt gewonnen, waren in Gollbergs Augen jetzt womöglich schon an den zwar freundlichen, aber ehrgeizlosen Hobock & Sells vorbeigezogen.
    Diese Festungshackordnung war keine angenehme Sache, aber sicherlich war es für die Dritte Kompanie von Vorteil, nun nicht mehr am untersten Ende der Leiter zu stehen.

D RITTER T EIL
    Auftrag

1

    Der freie Tag für die Truppe verging ohne besondere Vorkommnisse. Die Heilerin Ilintu entließ alle Manöververwundeten aus ihrer Obhut. Die Grünhörner von der Dritten traten beim Essenfassen und im Waschhaus ein wenig breitbeiniger und stolzgeschwellter auf als in den Wochen zuvor, aber es kam nicht zu Reibereien, auch nicht mit der Ersten, auch nicht zwischen Resea und Fenna. Der General und seine bezaubernden Damen waren abgereist. Die Dritte Kompanie hatte ihre erste Prüfung bestanden. Weiter war nichts.
    Fenna kümmerte sich an diesem Tag eigenhändig darum, dass »Scheusal« Kertz neue Augengläser erhielt. Zu diesem Zweck sollte der Postreiter, der ohnehin jede Woche in der Festung vorbeikam, Angaben nach Fairai weiterleiten, die der Waffenmeister über die benötigte Gläserstärke ausgemessen hatte. Bis aus Fairai dann das neu geschliffene Ersatzglas eintraf, musste »Scheusal« Kertz sich mit dem behelfsmäßig zurechtgebogenen Gestell, dem einen Glas und einer Augenklappe begnügen – es war einfacher, das glaslose Auge ganz abzudecken, sonst irritierte es nur durch milchige Unschärfe das andere Auge. Kertz trug die Augenklappe mit unübersehbarem Stolz wie eine Kriegsverletzung.
    Ansonsten gab es als weiteres freudiges Ereignis den schon von vielen herbeigesehnten zweiten Sold – vier weitere Taler zum Verprassen –, und am 3. Rauchmond begann die Reitausbildung durch Hauptmann Gollberg, seine Korporale und ausgesuchte Angehörige der Ersten Kompanie, die ihre eigenen Pferde zur Verfügung stellten.
    Es bestätigte sich, was Fenna bereits von seinen Männern erfahren hatte: Deleven, von den Holtzenauen, Resea, Jonis und Stodaert waren ausgezeichnete Reiter, Emara war nicht ausgezeichnet, aber allemal sicherer und unbefangener auf einem Pferd als Fenna. Behnk, Teppel, Ekhanner, Garsid, Kindem, Kertz, MerDilli und Nelat hatten noch niemals zuvor auf dem Rücken eines Pferdes gesessen, und auf diese acht konzentrierte sich die Ausbildung. Gyffs war hervorragend im Umgang mit Pferden – neben Resea und Stodaert war sie die Einzige, die sogar Hindernisse auf einem Pferd sicher überspringen konnte. Fenna fand meistens irgendwelche Ausreden, sich zu drücken, aber dem Hauptmann Gollberg entging das nicht, und so zwang er den Leutnant dazu, ebenfalls Reitstunden zu nehmen. Von den sechs heftigen Stürzen, die es in dieser Woche gab, verursachte Fenna einen, MerDilli zwei und Kertz drei. Die leichteren Unfälle wie langsames seitliches Herunterplumpsen vom Pferd oder Mitgeschleiftwerden beim Auf- und Absteigen wurden gar nicht erst gezählt.
    Am Ende der zehntägigen Ausbildung konnten sich alle

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