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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Buhmann, sie wurde von den Soldaten beschimpft und befleht, und man lachte jetzt miteinander, anstatt sich Vorwürfe zu machen.
    Als Nächstes gingen Fenna und Gyffs in die Offiziersmesse, um einen Happen zu essen. Hobock & Sells waren schon da und stopften sich voll. Fenna und Gyffs nahmen alle Gratulationen bescheiden entgegen und beteuerten mindestens viermal, dass sowohl die Musik als auch die Schwertkampfpräsentation ebenfalls hervorragend gewesen waren.
    »Stimmt eigentlich«, lachte Leutnant Sells, dessen Gesicht schon genauso rot war wie seine Haare, »die Einzigen, die sich heute wirklich nicht mit Ruhm bekleckert haben, sind die formidablen Ersten!«
    »Nächstes Mal kriegt ihr die goldene Flagge und sie die blaue«, grinste Leutnant Hobock, aber mehr Häme als dies gestattete er sich nicht.
    In der Mannschaftsmesse ging es schon hoch her. Obwohl es draußen noch hellichter Tag war, sprudelte bereits der Perlwein. Gyffs fragte sich, ob hier bei der Koordination mit dem Küchenpersonal etwas schiefgelaufen war, denn wenn den Tag über betrunkene Soldaten durch die Festung torkelten, würde das den guten Eindruck des Generals womöglich wieder zunichtemachen. Sie sammelte vier der Flaschen ein und sagte: »Erst bei Einbruch der Dunkelheit, meine Herren. Heute ist nicht das Lunfest oder das Bachmufest. Der geregelte Betrieb der Festung muss trotz allem aufrechterhalten werden.«
    »Falls die Affenmenschen angreifen, aaaahhhhhrrghhh!«, brüllte Behnk übertrieben grässlich. Alle lachten. Man sang Lieder, hakte sich ein, schunkelte und tanzte ein wenig, aber es fehlten die echten Musikanten. Tadao Nelat kam auf die Idee, die Musiker der Zweiten dazuzuholen. »Aber dann werden wir ja den Wein teilen müssen!«, protestierte Sensa MerDilli lachend.
    Fenna dachte darüber nach, einen spontanen Gewaltmarsch zu verhängen, einfach nur, um die Zeit bis zum Dunkelwerden zu überbrücken. Aber das wäre ungerecht gewesen. Die Männer hatten sich heute bereits vollkommen verausgabt. Die geschwollenen, von Blutergüssen verfärbten Gesichter von Deleven, Garsid, Stodaert und Emara legten ein beredtes Zeugnis davon ab. Und Kertz’ Augengläser waren nun nur noch ein schiefes, erbärmliches Augenglas.
    Morgen sollte ebenfalls ein übungsfreier Tag sein. Fenna und Gyffs spürten beide, wie schwer es war, eine Kompanie zu leiten, wenn dieser Kompanie ein Aussetzen des Drills versprochen worden war. Sollten die Männer sich tagsüber aufs Ohr legen, nur um anschließend umso ausdauernder in die Nacht hineinkrakeelen zu können? Auch nicht gut. Sollte man ihnen das Feiern und Trinken ganz untersagen? Aber was, wenn nicht einen vollkommen unwahrscheinlichen Sieg über Gollbergs Elitetruppe, sollte man denn dann in dieser Festung feiern und begießen?
    Es war ein Dilemma, und man konnte es nur aussitzen. Fenna bedauerte beinahe, dass sie gewonnen hatten, aber nun ließ sich nichts mehr ändern.
    Die Männer sangen und scherzten und spotteten noch im Nachhinein über die Kavalleristen, die ohne ihre Pferde wohl nur halbe Soldaten waren. Schließlich gesellten sich noch Teile der Zweiten hinzu, es wurden tatsächlich Musikinstrumente ausgepackt, und man sang krähend und tanzte stürmisch, bis Stühle kippten und Tische wackelten. Irgendwann wurde es draußen endlich dunkel. Der Perlwein schien kein Ende zu nehmen. Fenna wollte erst eine Ordonnanz damit beauftragen, eine Flasche ins Lazarett zu bringen, übernahm dies dann aber lieber selbst. Im Lazarett wurde er mit großem Hallo empfangen. Es gab einen sehr nahen Moment zwischen ihm und Ilintu, bis sie sich abwandte und wieder beschäftigt tat. Fenna ging zurück in die Messe. Dort waren inzwischen auch Soldaten der Ersten Kompanie eingetroffen, die Fronten verhärteten sich, eine trunkene Schlägerei lag in der Luft, aber erneut bewies Leutnant Gyffs ihr Schlichtungstalent und führte die Streithähne an gemeinsame Tische. Man tanzte und lachte. Resea war verschwunden. Einerseits wollte Fenna gar nicht wissen, was Resea trieb, andererseits hoffte er inständig, dass die schwarzhaarige »Großnichte« nicht ebenfalls aus ihren Kreisen verschwunden war. Wenn ein einfacher Soldat der Dritten Kompanie dabei erwischt wurde, wie er mit der Mätresse eines Generals herummachte, konnte dies schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte Festung nach sich ziehen.
    Fenna konzentrierte sich auf die aufsteigenden Bläschen des Prickelweins, wie der Oberst ihn genannt hatte. »Bleib

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