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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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vor ihm. War Edward einem Attentat zum Opfer gefallen? Steckte da irgendwie Harry dahinter? Wie würde sich das auf UAs Pläne für Somaliland auswirken? Fest umfasste er das Steuer und fuhr so schnell es nur ging, ohne einen Unfall zu bauen. Sie hatten mittlerweile eine von Schlaglöchern übersäte Straße nach Westen erreicht.
    Maxine brach das Schweigen als Erste. »Jenny hat sich direkt mit dir in Verbindung gesetzt?«
    »Erst per E-Mail«, sagte Abdullah.
    »Kommt dir das nicht verdächtig vor?«
    »Mag sein. Irgendwie muss sie gewusst haben, dass ich mit dir in Verbindung stehe.«
    »Was bedeutet, dass sie bereits von den entflohenen IDPs gewusst haben muss. Was wiederum bedeutet, dass dein Telefon verwanzt ist. Oder dein Haus. Oder jemand hat es ihnen gesteckt.« Sie fixierte Abdullah mit schmalen Augen.
    »Keine Bange.« Abdullah hob in einer Verteidigungsgeste die Hände. »Von mir hat keiner was erfahren. Du weißt, dass du mir trauen kannst, Maxine. Wir arbeiten seit Jahren miteinander.«
    Maxine zog die Achseln hoch. »Das scheint hier nicht groß zu zählen.«
    »Maxine! Du kannst unmöglich ernsthaft an meinem Wort zweifeln.«
    »Tut mir leid, Abdullah. Ich zweifle nicht an dir. Sonst hätten wir dich doch nicht abgeholt. Trotzdem, das mit Jenny ist interessant.«
    »Sie hat einen Hass auf Harry.«
    »Geht das nicht allen so?«
    »Bei ihr ist das eher was Persönliches. Ich habe mit ihr telefoniert. Ihr brach schier die Stimme jedes Mal, wenn ich ihn erwähnte.«
    Es herrschte wieder Schweigen. Jims Gehirn arbeitete fieberhaft daran, Abdullahs Nachricht mit Sinn zu erfüllen. Sie hatten eben Afgooye passiert und rasten auf einer weiteren schnurgeraden Straße durch die Wüste. Hin und wieder kamen sie an einer Gruppe von Vertriebenen vorbei, die aneinandergekauert am Straßenrand lagerten. Ihre Augen leuchteten im Licht der Scheinwerfer auf.
    Jim kam ein Gedanke. »Damit ist Harry also jetzt…« Seine Stimme verlor sich in seinem Entsetzen.
    »Allerdings«, sagte Abdullah. »Man hat es heute Vormittag in den Nachrichten bekannt gegeben.«
    Maxine zog eine Braue hoch. »Er ist jetzt was?«
    »Harry ist jetzt CEO von Universal Action«, sagte Jim. »Er hat das von Anfang an geplant. Ich wette, dass er Edward umgebracht hat.«
    Stöhnend griff Maxine sich an den Kopf.

Kapitel 49
    Nairobi, Kenia
29. September 2003
    »Du inkompetenter Trottel!«, schrie Harry ins Telefon. »Finde sie, und zwar schnell. Sonst kannst du was erleben.«
    Er warf das Satellitentelefon durchs Zimmer. Es landete auf dem Couchtisch, dessen Platte klirrend zerbrach. Wie hatte Patrick einen so simplen Auftrag verbocken können? Jim und Maxine auf freiem Fuß, das war ein Desaster. Konnte man sich denn auf überhaupt niemanden mehr verlassen?
    In der Hoffnung auf die beruhigende Wirkung des Alkohols griff er nach seinem Whiskey und trank ihn aus. Sein Blick fiel auf den Fernseher, in dem tonlos CNN lief. Der Sender zeigte Bilder von verhungernden Babys und ausgemergelten Erwachsenen, die zitternde Hände ausstreckten, als weiße UA-Helfer Nahrungsmittel verteilten. »Hungersnot am Horn von Afrika: UA reagiert«, hieß es unter dem Bild.
    Er goss sich einen weiteren großzügigen Whiskey ein, nippte diesmal jedoch nur daran. Er tat gut daran, an diesem Abend mit dem Alkohol sparsam umzugehen. Er hatte schließlich noch zu tun. Er nahm einen langen Zug von seiner Zigarette. Der Vorstand hatte sich widerwillig bereit erklärt, ihn als Interims-CEO einzusetzen, aber er wusste, dass die Leute argwöhnisch waren. Er bezweifelte, dass George Gerüchte verstreute. Dazu hatte er viel zu viel Angst. Aber Harry wusste sehr wohl, dass er einen Ruf hatte; er brauchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen. Wie auch immer, es gab keine Beweise, und Nairobi – oder Nairobbery, wie man es auch gerne nannte – war für seine zahllosen Ausbrüche sinnloser Gewalt bekannt. Andererseits wusste der Vorstand genug über ihn, um ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen. Und man mochte ihn nicht. Freilich würde man erst einmal tun, was er sagte.
    Harry holte sein Satellitentelefon aus den Glasscherben und sah nach dem Display. Es funktionierte noch. Er wählte eine Satellitennummer in Somalia.
    »Ja?«, kam prompt die Antwort.
    »Othman, wir haben ein Problem. Es sind da einige Leute unterwegs in deine Richtung.«
    »Und?«
    »Du musst sie aufhalten.«
    »Warum?«
    Harry zögerte. Seine Verbindung war sicher, er machte sich keine allzu

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