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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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klickte sie an. Es war der Leiter von Universal Actions Finanzabteilung. Bei der Bereitstellung der Mittel für MainShield gab es erneut ein Problem. Marion war ganz und gar nicht glücklich und wollte ihn sehen.
    Verdammt. Das hat mir gerade noch gefehlt.
    Dann kam es ihm.
    Die Frau am Telefon war Jenny gewesen.

Kapitel 50
    Distrikt Bay, Somalia
30. September 2003
    Die Sonnenstrahlen holten Jim aus dem Schlaf. Blinzelnd rieb er sich die Augen. An seine Schulter gelehnt, schlief Maxine. Abdullah saß noch immer am Steuer, sein Blick auf der staubigen Piste vor ihm. Sie befanden sich mitten in der Wüste, Steine und Sand, soweit das Auge reichte, nur hier und da eine drahtige Pflanze oder ein kleiner verkümmerter Baum. Bislang waren sie weder auf blutrünstige Kriegsherren noch auf Milizleute im Khatrausch gestoßen, nur hier und da auf eine Gruppe interner Vertriebener, alle gleich erschöpft, ausgehungert, halb tot.
    »
Subah wanaqsan
«, sagte Abdullah, ohne sich umzudrehen.
    »Wie bitte?«
    »Das heißt ›Guten Morgen‹ auf Somali. Gut geschlafen?«
    Jim strich sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »Die Stelle, wo mich Patrick, dieser Psychopath, mit dem Gewehrkolben erwischt hat, tut höllisch weh.«
    »Ich wollte nichts sagen, als wir losfuhren, aber das sieht wirklich schlimm aus. Und was den Psychopathen anbelangt, der Mann ist ein klassischer Fall.«
    »Wie meinst du das?«
    »Harry, Edward und Patrick, einer wie der andere Fälle wie aus dem Lehrbuch für Psychopathie. Sie sind psychisch gestört. Menschen ohne das geringste Einfühlungsvermögen, ohne Gewissen, ohne Moral, ohne Verantwortungsgefühl. Impulsiv, arrogant und ichbesessen, wenn auch zuweilen durchaus charmant. Und überzeugend.«
    »Genau ins Schwarze«, sagte Jim. »Woher weißt du das?«
    »Studium der Kriminalpsychologie. London. Ist Jahre her. Obendrein ist Psychopathie unheilbar. Es gibt keine effektive Behandlung. Und diese Leute schlagen nicht nur ihre Ehefrauen, Psychopathen enden als Betrüger, Hochstapler, Gauner, manchmal als Mörder. Schau dir Harry an.«
    »Hört sich ganz nach meinem Bruder an. Log, dass sich die Balken biegen, ohne die Spur von schlechtem Gewissen. Landete wegen Betrug im Knast. Wo er immer noch ist, soweit ich weiß.«
    »So was ist weiter verbreitet, als man denkt.«
    Jim schüttelte den Kopf. »Universal Action mit einer Handvoll Psychopathen am Ruder. Unglaublich, erklärt aber so einiges.« Er lehnte sich zurück. »Wo sind wir denn?«
    »Ist noch ein ziemliches Stück.«
    Jim holte eine Karte von Somalia aus dem Handschuhfach und versuchte sich zu orientieren. Maxine neben ihm bewegte sich, schlief aber gleich wieder ein. Jim starrte aus dem Fenster. Hin und wieder kamen sie an ausgebrannten Fahrzeugen vorbei, darunter ehemalige Sowjetpanzer, Überbleibsel des Krieges, der hier so lang und verheerend gewütet hatte. Seine Gedanken wanderten zwölf Jahre zurück in die irakische Wüste: M1-Panzer, die mit ihrem Minenpflug durch Stacheldraht, Minenfelder, Bunker und Gräben nördlich der irakisch-saudischen Grenze fuhren; die Schreie der irakischen Soldaten, wenn ein amerikanischer Pionierpanzer sie unter Tonnen von Erde und Sand begrub. So lange war das nun her, und dennoch waren die Erinnerungen daran wie in Stein gemeißelt.
    Etwas später am Vormittag übernahm Maxine das Steuer. Abdullah schlief sofort ein.
    Maxine bedachte Jim mit einem besorgten Blick. »Woran denkst du?«
    »Ach, nichts.«
    »Du bist kreidebleich und deine Hände zittern.«
    »Ich habe nur gelegentlich Flashbacks.«
    »Flashbacks?«, fragte sie.
    »Ich möchte lieber nicht drüber reden.«
    »Okay.«
    Schweigend fuhren sie weiter, bis Maxine wieder sprach: »Jim, was ist in Afghanistan passiert?« Sie hatte eine Hand am Steuer, während sie mit der anderen eine Zigarette aus der Packung fischte. »Du bist meiner Frage neulich ausgewichen.«
    Jim hatte seit Carries Tod nie darüber gesprochen. Er hatte sein schlechtes Gewissen mitsamt den Erinnerungen in den Winkel seiner Seele verdrängt, in dem alles Schlimme lauerte, zusammen mit den Alpträumen um den Krieg im Irak.
    Maxine warf einen Blick auf ihn. »Möchtest du lieber nicht drüber reden?«
    Nach allem, was sie die letzten Tage zusammen durchgemacht hatten, fühlte Jim sich Maxine näher als irgendjemandem seit Carries Tod. Vielleicht war das ja der richtige Augenblick, endlich den Mund aufzumachen. Und vielleicht war Maxine die Richtige dazu.
    »Ich war damals

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