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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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mit der Transaktion.«
    »Soll heißen?«
    »Wir haben Probleme mit den Transfers. Interpol sitzt uns im Nacken. Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Hör zu, Harry«, sagte Marion. »Wir haben eine Menge in diese Mission investiert. Aber unsere Mittel sind nicht unerschöpflich.«
    »Ihr bekommt es morgen bis Geschäftsschluss.«
    Harry spürte Marions bohrenden Blick; ihm war, als lese sie in den Tiefen seiner Seele. Er zuckte die Achseln und durchsuchte seine Taschen nach seinen Marlboros.
    Sie rückte ihre Brille zurecht. »Dann wäre da noch was anderes.«
    »Ach ja?«
    »Die Mission. Wir beginnen mit der Sicherung der IDP-Camps. Die Mediencrews sind bereits vor Ort, um die Ankunft der Truppen und die Verteilung der Lebensmittel zu filmen.«
    »Seht zu, dass das UA-Logo gut zu sehen ist.« Harry zündete eine Zigarette an und blies Rauch in Marions Richtung.
    »Das Problem ist, was kommt danach«, sagte Marion und wischte den Rauch beiseite. »Othman weiß, dass wir etwas vorhaben. Wir müssen schnell zuschlagen, schnell und hart.«
    Harry wandte den Blick ab. Marion schaffte ihm langsam, aber sicher zu viel an. »Kümmert euch erst um Harim«, sagte er. »So wie’s mit Othman abgemacht war. Er wird euch helfen.«
    »Das ist doch Wahnsinn. Laut unseren Quellen ist Harim in Somalia. Wenn wir da jetzt runtergehen, lassen wir Somaliland weit offen, Othman braucht nur zuzugreifen. Wir müssen erst ihn erledigen.«
    »Kommt nicht in Frage. Othman hat in Somalia noch zu tun.«
    »Und das wäre?«
    »Einen entflohenen IDP finden«, sagte Harry.
    »Was?«
    »Einen Zeugen des Massakers im Lager.«
    »Hört sich so wichtig nicht an.«
    »Ist es aber. Verlass dich drauf. Eure Leute waren dabei. Solltest dir auch Sorgen machen.«
    »Lass mich das selbst beurteilen.« Sie verschränkte die Arme. »So, dann fliegst du also morgen gleich mit den ersten Mannschaften ins Lager?«
    »Ich werde auch in Somalia sein.«
    »Das ist gar nicht gut, Harry. Du musst bei der ersten Operation dabei sein.«
    »Unmöglich. Wir müssen den IDP finden, bevor es andere tun.«
    Aus Marions Blick sprach starke Missbilligung.
    Der Konvoi aus Humvees passierte die Stacheldrahtrollen eines Militärlagers, das rundum mit »Hescos« – großen, zusammenklappbaren und jetzt mit Kies und Sand gefüllten Maschendraht-Containern – befestigt war. Dahinter standen ein Dutzend Helikopter vom Typ Boeing MD-530 und einige Reihen gepanzerter Fahrzeuge. Gruppen von Männern in voller Kampfmontur bereiteten sich auf den Einsatz vor.
    Eine richtige militärische Operation, dachte Harry beim Aussteigen stolz. Eine Schande, dass Edward das nicht mehr sehen konnte. Sie hätten sich beide an der Frucht ihrer Arbeit erfreuen können. Aber Edward hatte ihn verraten und dafür bezahlt. Also verdrängte Harry ihn aus seinen Gedanken.
    Marion wandte sich an ihn. »Wie du siehst, stecken in dieser Operation eine Menge Ressourcen. Sieh zu, dass das Geld bis morgen Abend auf unserem Konto ist.« Sie runzelte die Stirn. »Und gewöhne dir das Rauchen ab. Was für eine widerliche Angewohnheit.«

Kapitel 53
    Distrikt Bakool, Somalia
30. September 2003
    »Ein Kilometer noch bis Maslah«, sagte Jim zu den anderen.
    Er steuerte den Land Rover von der Piste und fuhr einige hundert Meter in die Wüste hinein. Er hoffte inständig, dass er nicht in eines der zahllosen Minenfelder fuhr, mit denen Somalia übersät ist. Er versteckte den Wagen hinter einem verdorrten Baum und holte den Feldstecher aus dem Heck. Er gab Maxine und Abdullah Pistolen und hieß sie, die Augen offen zu halten. Er eilte auf die Kuppe eines kleinen Hügels, warf sich auf den Bauch und zog den Feldstecher über den Horizont.
    Einen halben Kilometer vor ihm blockierten drei Technicals mit schwarzen MGs die Piste. Hinter ihnen befand sich eine Barrikade aus gerolltem Natodraht und stählernen Panzersperren. Ein halbes Dutzend Milizleute mit dunklen Sonnenbrillen, einige von ihnen mit Baseballkappen, stand gelangweilt davor. Einige andere standen auf ihre Gewehre gelehnt im Schatten eines großen Baumes am Straßenrand.
    Hinter ihnen erstreckte sich über mehrere Kilometer das IDP-Camp Maslah. Reihe um Reihe zogen die Kuppeln der runden Hütten sich bis an den Horizont. In der Abendsonne warfen sie lange Schatten in den Sand. Von Jims Position aus wirkte das Lager relativ geordnet, aber er wusste, das täuschte. IDP-Camps waren berüchtigte Brutstätten von Mord und Vergewaltigung und Kriminalität aller Art. Die

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