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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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unterbelichteten Hirn.
    »Ach, du findest nicht, dass es gut lief.«
    »Phantastisch«, versetzte Harry bissig. »Ich sage doch, ein Bombenerfolg.«
    Sie erreichten eine Holztür mit Harrys Namen, Harry Steelers Büro. Harry ging hinein und knallte George die Tür vor der Nase zu.
    Harry warf sich in seinen Sessel. Er öffnete eine Schachtel Marlboros, steckte sich eine an und lehnte sich zurück. Er nahm drei lange Züge, drückte die Zigarette aus, steckte sich eine andere an. Er starrte durch das Fenster hinaus auf den wie immer stehenden Verkehr. Er rieb sich die Augen. Er hatte die Nacht zuvor nicht geschlafen. Er hatte zu viel zu tun gehabt in Hargeysa und war bereits um fünf Uhr morgens mit einer Hercules-Frachtmaschine nach Nairobi geflogen. Aber es ging nicht anders. Derlei entscheidende Dinge überließ man keinem Holzkopf wie George.
    Er stand auf und begann auf und ab zu gehen. Die Pressekonferenz hatte ihn zutiefst beunruhigt. An Jeromes ersten Fragen war nichts Ungewöhnliches gewesen. Mit einem Mal jedoch hatten sie eine unangenehme Wendung genommen. Jerome hatte Harry in die Ecke zu drängen versucht, um zu sehen, wie weit er gehen konnte. Er wollte etwas beweisen. Und er wusste Dinge, die keiner wissen sollte, jedenfalls noch nicht jetzt. Was auf einen Informanten schließen ließ.
    Aber wer konnte das sein?
    Harry blieb stehen, blies einen Rauchring vor sich in die Luft. Er löste sich auf. Er musste der Sache auf den Grund gehen.
    Es war an der Zeit, Patrick anzurufen.

Kapitel 6
    Nairobi, Kenia
17. September 2003
    Jerome verließ die Pressekonferenz ziemlich von sich selbst überzeugt. Er hatte einen Punkt gegen Universal Action gemacht. Oder wenigstens gegen diesen arroganten Bastard Harry Steeler. Einen Kerl wie den konnte man sich besser bei einer Söldnertruppe vorstellen als bei einer internationalen NRO. Leider schien das nicht jeder so zu sehen. Jerome waren in der Hilfsindustrie eine ganze Reihe von Bewunderern Harrys untergekommen, Leute mit unverhohlenen Sympathien für den Mann.
    Jerome überquerte die Straße zum Stanley Hotel, einer von Nairobis Nobelherbergen, in der die hohe Politik ganz zwanglos mit der Geschäftswelt verkehrt. Um ein Haar hätte ihn ein ramponiertes Taxi erwischt, dessen Hupe im Vorbeirasen wie eine Trompete klang. Die Leute hier fuhren wie die Henker, um nicht überfallen zu werden; Carjacking war in Nairobi der letzte Schrei. Er nahm den Aufzug zur Bar am Pool und bestellte einen doppelten Jack Daniels.
    »Hey, Jerome, kann ich mich zu Ihnen setzen?«
    Es war die blonde Schönheit von Universal Action. Sie trug ein enges weißes T-Shirt und Jeans. Jerome hatte seine liebe Mühe, nicht auf ihre vollkommenen Brüste zu starren. Wie hieß sie gleich wieder?
    »Sicher.« Er wies auf einen leeren Stuhl.
    Sie setzte sich und streckte ihm eine zierliche Hand entgegen.
    »Ich bin Maxine. Wir sind uns schon mal über den Weg gelaufen, letztes Jahr bei dem Empfang in der amerikanischen Botschaft.«
    »Ah ja, natürlich«, sagte Jerome, obwohl sich der alkoholisierte Abend seiner Erinnerung so gut wie völlig entzog.
    »Interessante Pressekonferenz, wie man hört.«
    »Waren Sie denn dort? Ich habe Sie nicht gesehen.«
    »Ich hatte andere Meetings. Es heißt, Sie hätten da ein paar recht überzeugende Fragen gestellt.«
    »Kann schon sein.« Er kippte seinen Whiskey weg. Schöne Frauen machten ihm irgendwie Angst.
    Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Noch einen Drink?«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Sie haben völlig Recht, unsere Quellen in Frage zu stellen. Ist doch Ihre Aufgabe als Journalist.«
    Er nickte feierlich. Die Drinks kamen. Er stürzte seinen in sich hinein.
    »Waren Sie schon in Somaliland?«, fragte sie.
    »Bisher nicht.«
    »Wird Ihnen gefallen. Es ist wunderschön dort. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.«
    »Ich mich auch.« Der Alkohol nahm ihm etwas von seiner Nervosität. »Arbeiten Sie dort?«
    »Klar. Und ich werde Ihre Gastgeberin sein.« Maxine lächelte ihn abermals an.
    »Sagen Sie, was lässt Sie eigentlich an unseren Quellen zweifeln?«
    Jerome geriet in Verlegenheit. Harry Steeler während einer hitzigen Pressekonferenz an die Karre zu fahren, war eine Sache; dieser umwerfenden Frau über einem gemütlichen Drink zu widersprechen, stand auf einem ganz anderen Blatt.
    »Na ja, ich habe nicht eigentlich Ihre Quellen in Frage gestellt. Mir ging’s eher um die Richtigkeit Ihrer Information den Hunger betreffend. Ob Sie noch andere

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