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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Quellen für Ihre Angaben haben. Ich meine, wir wissen alle, dass NROs bei Katastrophen schon mal übertreiben, damit das Geld fließt. Sie sollten mal Anne Gaillacs Arbeiten dazu lesen.«
    »Wer ist das?«
    »Eine Freundin von mir. Professorin am Institute d’Etudes Politiques in Paris. Eine Expertin in Sachen Hilfspolitik.«
    »Ist sie Ihre Quelle?«
    »Mehr oder weniger«, sagte Jerome, dem daran lag, das Thema zu wechseln. Er hatte einen Kleinen sitzen. Und er hatte bereits zu viel gesagt.
    »Ich war dort«, sagte Maxine ernst. »Ich habe die verhungernden Kinder gesehen. Könnte durchaus sein, dass das unsere schlimmsten Vorstellungen übertrifft, wenn wir nichts tun. Noch was zu trinken?«
    »Ja, gern.«
    »Ich muss nur mal rasch für kleine Mädchen.«
    Einige Minuten später war sie wieder da, zusammen mit den Getränken, und ließ ihn ihre herrlichen weißen Zähne sehen.
    »Mit wem haben Sie denn sonst noch gesprochen?«, fragte sie ihn.
    Eine Dreiviertelstunde und drei doppelte Whiskeys später wankte Jerome hinter Maxine aus dem Stanley und stieg in ein Taxi. Sie hatte ihr Hotel vorgeschlagen. Ihm schien das eine prima Idee.
    Maxine sagte etwas zu dem Taxifahrer. Jerome war erstaunt, einen Weißen am Steuer zu sehen.
    »Hallo«, murmelte Jerome.
    Der Fahrer sah ihn mit kalten blauen Augen an. Eine Narbe zierte die linke Seite seines Gesichts.
    »Übler Schmiss. Beim Rasieren geschnitten?« Jerome brachte kaum noch ein klares Wort hervor.
    Der Mann lächelte noch nicht einmal.
    Jerome wurden die Lider schwer. Wie konnte er derart hinüber sein? Er legte den Kopf ans Fenster. Nur ein kleines Nickerchen. Um etwas auszunüchtern.
    Augenblicke später schnarchte er laut. Ein Speichelfaden lief ihm aus dem Mundwinkel, das Kinn hinunter, aufs Hemd.

Kapitel 7
    Nairobi, Kenia
17. September 2003
    Jerome erwachte mit abscheulichen Kopfschmerzen inmitten eines Gestanks, bei dem es ihm schier den Magen umdrehte. Er lag auf dem Rücken und starrte hinauf in einen wolkenlosen Himmel. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf. Er sah sich auf einer Müllkippe, wahrscheinlich in Kibera, einem der Slums am Rand von Nairobi. Kinder in Lumpen spielten auf Bergen von Unrat, zwischen brennenden Reifen und beißendem Rauch.
    »Sieht fast so aus, als wäre unser kleiner Schreiberling aufgewacht.«
    Jerome rieb sich die Augen und wandte den Kopf. Harry stand hinter ihm, die Arme über der Brust verschränkt, im Gesicht das übliche Grienen. Maxine stand links von ihm. Sie unterhielt sich mit einem hochgewachsenen Mann im Kampfanzug. Der war zweifelsohne aus dem Westen und hatte eine Art langen Metallstachel in einer Hand. Die lange Narbe auf seiner Backe war Jerome bekannt.
    Harry kniete nieder und beugte sein fieses Gesicht knapp über Jeromes.
    »Was ist, Sablon, haben wir ein bisschen geschnüffelt?«
    Jerome antwortete nicht. Dazu tat ihm der Kopf zu weh.
    Harry stieß ihm einen Finger in die Mitte der Brust.
    »Maxine sagt, du hättest mit einer französischen Professorin geredet, die mehr zu wissen scheint, als sie sollte.«
    Jerome stöhnte insgeheim auf. Wie hatte er sich nur so betrinken können? Was hatte er diesem Luder sonst noch erzählt?
    Harry schien seine Gedanken zu lesen. »Das ist das Problem mit schönen Frauen. Man kann ihnen nicht trauen.« Er stand auf und trat Jerome in die Rippen. »Was weißt du sonst noch?«
    Ächzend umklammerte Jerome seine Seite.
    »Also?« Harry trat ihn noch mal.
    »Was soll ich denn wissen?«, keuchte Jerome.
    »Was deine Freundin, die Professorin, sonst noch so sagt.«
    Jerome versuchte aufzustehen, aber der Kerl mit der Narbe trat ihn wieder zu Boden.
    »Na, dann mach mal, Patrick.« Harry legte dem Typ eine Hand auf die Schulter. »Mal sehen, wie viel er verträgt.«
    Patrick hob den Metallstachel und schlug Jerome damit auf die Beine. Jerome heulte auf, Tränen verschleierten ihm den Blick.
    Harry beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich fand deine kleine Nummer bei der Pressekonferenz gar nicht komisch. Haben wir uns verstanden? Also, was weißt du sonst noch?«
    Jerome biss die Zähne zusammen. Seine Worte überschlugen sich schier. »Ich weiß von Ihren Kontakten zum Sicherheitsrat. Ich weiß, dass Sie sie bearbeiten, aber ich weiß nicht wozu. Das ist alles, bitte.«
    »Ach ja?« Harry machte Patrick Zeichen, worauf der ihm gegen die Brust schlug.
    Jerome wälzte sich stöhnend auf die Seite.
    »Das Massaker…«
    »Was ist mit dem?«, fragte Harry.
    »Ich habe

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