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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Nebenausgang, der ihn in ein Treppenhaus führte. Er musste herausfinden, was Edward vorhatte. Er ging hinauf in den zweiten Stock und spähte um die Ecke. Der Flur war leer.
    Harry klopfte an der Tür von 203 und versteckte sich. Die Tür ging auf, jemand sagte »Ja bitte?«, dann schloss sie sich wieder. Harry klopfte an der Tür von 205 und versteckte sich wieder. Nichts rührte sich. Das war gut.
    Er ging in den dritten Stock und sah sich auf den Fluren um. Wo waren die Putzfrauen, wenn man sie brauchte?
    Er ging noch eine Etage höher. Hier stand ein Putzwagen. Er schlenderte darauf zu und spähte durch die offene Tür in das Zimmer. Er klopfte.
    »Jemand da?«, fragte er.
    Eine stattliche Frau mittleren Alters mit zotteligem langem Haar und weißer Schürze steckte den Kopf aus dem Bad.
    »Ja?«, knurrte sie.
    »Tut mir leid, Sie zu stören.« Harry setzte sein freundlichstes Lächeln auf.
    »Ich bin in 205 und habe meinen Schlüssel verloren.«
    »Und?«
    »Ich frage mich, ob Sie wohl so freundlich wären, mir aufzusperren?«
    »Holen Sie sich an der Rezeption einen neuen Schlüssel.«
    Harry trat in das Zimmer.
    Die Frau trat ihm entgegen, um ihm den Weg zu versperren. »Ich sage doch, holen Sie sich einen neuen Schlüssel.«
    Harry zog ein Bündel 20-Pfund-Noten aus der Tasche. »An der Rezeption stehen die Leute Schlange, und ich muss dringend in mein Zimmer. Meine Frau bringt mich um, wenn ich ihr ihre Tasche nicht hole. Sie hat sie vergessen. Sie wartet auf mich in der Bar. Wir feiern unseren Hochzeitstag.«
    Die Frau sah ihn von Kopf bis Fuß an. Dann kehrte ihr Blick zu dem Bündel Scheine zurück.
    »Was soll ich denn machen?«, fragte sie.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir 205 öffnen könnten. Nur das eine Mal. Hier haben sie ein Trinkgeld für ihre Mühe.« Harry schälte zwei Zwanziger von dem Bündel und drückte sie ihr in die Hand. Wahrscheinlich mehr als sie an einem Tag verdiente.
    Sie stopfte die Scheine in die Tasche. Harry sah sich rasch um: das Zimmer war klein und hatte eine Tür, die ins nächste Zimmer führte, falls ein Gast eine Suite wünschte. Falls 204 und 205 genauso angelegt waren, war die Sache geritzt.
    »Worauf warten Sie?«, fuhr ihn die Frau an. »Ich hab nicht den ganzen Tag.«
    Sie ging voran hinab in den zweiten Stock. Sie schloss ihm 205 auf und trat vor ihm ein. Auf dem Bett lag ein offener Koffer mit Hemd und Hose daneben; keine Spur von Frauenkleidern oder femininem Gepäck. Die Arme verschränkt, stand die Putzfrau mit dem Rücken zur Wand und sah Harry argwöhnisch an. Er sah besser zu, dass er sie da rausbekam oder er müsste ihr etwas tun.
    »Ich danke Ihnen.« Wieder setzte er sein freundlichstes Lächeln auf. »Hier, nehmen Sie.« Er drückte ihr eine weitere 20-Pfund-Note in die Hand und schob sie hinaus.
    Der Grundriss glich tatsächlich dem von oben. Zu seinem Glück führte die Verbindungstür ins Zimmer 204. Er ging hinüber und legte ein Ohr an die Tür. Nichts zu hören. Vielleicht waren sie wieder gegangen. Oder es war alles ein unglaublicher Zufall und Edward traf sich gar nicht mit Jim und Jerome.
    Harry drückte das Ohr gegen die Tür. Er hörte ein Klimpern, das Geräusch von Eiswürfeln in einem Glas. Dann folgte eine Stimme mit piekfeinem englischem Akzent. Sie gehörte Edward.
    »Ist das alles, was Sie haben?«, fragte Edward. »Das ist mein Kommen kaum wert.«
    Es folgten die gedämpften Laute einer anderen Stimme, nur dass Harry die Worte nicht wirklich verstand. Edwards Stimme wurde lauter. Offensichtlich stand er jetzt näher zur Tür.
    »Ach wirklich? Finden Sie?« Edward lachte. »Ich bezweifle, dass so ein Argument meine Anwälte groß beeindrucken würde.«
    Mehr gedämpfte Laute. Harry drückte sein Ohr noch fester gegen die Tür.
    »Lassen Sie mich Ihnen so viel sagen, meine Freunde. Ich werde jeder Unterstellung gegen mich oder Universal Action ganz entschieden entgegentreten. Sie haben keinerlei Beweise gegen mich. Jeromes Artikel beruht allein auf Hörensagen – die Erfindungen eines gestressten Boulevardjournalisten. Was Sie angeht, Jim, nach allem, was ich gehört habe, ist Interpol hinter ihnen her.«
    Eine andere Stimme war zu hören. Harry hörte seinen Namen, verstand aber nicht, worum es ging.
    »Harry?« Edward lachte. »Er ist in der Tat ein Problem, gelinde gesagt. Tut mir leid, dass er sie so zugerichtet hat, Jerome, aber das ist nun mal seine Art.«
    Harry zog die Stirn in Falten.
    Eine der anderen Stimmen

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