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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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etwas stur sein, aber im Grunde war Jerome offensichtlich ein senkrechter Kerl.
    Die Frau wandte sich ihnen zu und Jim ordnete sie schlagartig ein: Sie war ihnen in die U-Bahn gefolgt, die Frau mit dem roten Rucksack. Jim griff nach Jeromes Hinterkopf und drückte ihn nach vorne.
    »Was denn?«, rief Jerome, der sich gegen Jims starken Griff sperrte.
    Das Fenster überzog sich mit einem Netz von Rissen. Jims Griff lockerte sich für einen Moment.
    Jerome fuhr auf. »Was zum–«
    Jim wies nach vorn. Durch das Einschussloch in ihrer gesprungenen Windschutzscheibe sah er die Frau auf sie zukommen, eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand. Sie drängte sich durch eine Gruppe von Leuten, die plötzlich zwischen ihr und dem Vauxhall aufgetaucht war.
    Jim versuchte den Sicherheitsgurt zu öffnen, aber das Schloss ging nicht auf. Er wandte sich an Jerome, der ebenfalls mit seinem Gurt kämpfte.
    »Die Pistole!«, rief Jim.
    Die Frau war nur noch wenige Meter entfernt. Jerome öffnete das Handschuhfach und griff nach der Glock.
    »Nu schieß doch, verdammt!«, rief Jim.
    Er drückte einen Knopf, worauf sich das Fenster der Beifahrertür senkte. Aber Jerome fummelte noch an der Waffe herum. Jim riss sie ihm aus der Hand und richtete sie in dem Augenblick auf die Frau, in dem sie auf die Flanke des Wagens zukam.
    Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er ihr in die großen Augen, sah die erweiterten Pupillen. Dann drückte er ab. Sie kippte nach hinten weg. Die Leute in ihrer Nähe stoben schreiend davon.
    Jim bekam endlich den Sicherheitsgurt auf, warf sich gegen die Tür und sprang aus dem Wagen. Die Frau lag auf dem Gehsteig. Um ihren Kopf hatte sich bereits eine rote Lache gebildet. Der Einschuss saß genau in der Stirn.
    Mit ausdrucksloser Miene stand Jerome auf dem Gehsteig. Jim ließ die Pistole in die Tasche seines Jacketts gleiten und packte Jerome beim Handgelenk. Eine Polizeisirene kreischte auf.
    »Wir müssen hier weg«, rief Jim Jerome über den Lärm hinweg ins Ohr.
    Sie liefen den Piccadilly Circus hinab Richtung Leicester Square. Das Kreischen hinter ihnen hielt an, war aber nicht näher gekommen. Die Polizei saß im Verkehr fest.
    Sie liefen weiter, längst außer Atem, stießen Passanten aus dem Weg, bis Jim wieder Schritttempo einschlug.
    »Wir erregen zu viel Aufmerksamkeit«, sagte er keuchend.
    Jerome pflichtete ihm nickend bei. Er schien sich wieder im Griff zu haben.
    »Gehen wir in mein Hotel«, sagte er. »Wir müssen uns da mit jemandem treffen.«

Kapitel 40
    London, England
26. September 2003
    Zwanzig Meter hinter Jim und Jerome blieb Harry stehen und trat in eine Tür. In der einen Hand hatte er den Gitarrenkoffer mit dem Scharfschützengewehr, in der anderen sein Mobiltelefon.
    Er warf einen Blick auf das Display seines Telefons. Er hatte einige gute Fotos von Jim und Jerome geschossen. Die mailte er seinem Kontaktmann bei der Passkontrolle.
    Patrick kam zu ihm in den Eingang. »Blöd das mit Fiona.«
    »Ihre eigene Schuld. So zugekokst wie sie war.«
    »Was ist mit Victor?«
    »Tot.«
    »Gut.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Harry grinste. Den Verräter abzuknallen, hatte gut getan. Harry hatte das lange geplant und das Zimmer gegenüber dem Ministerium angemietet, er hatte sich das Scharfschützengewehr, ein russisches Dragunov, besorgt. Jims Auftauchen hatte das Unvermeidliche nur beschleunigt.
    »Ich habe das Miststück von Interpol erwischt«, sagte Patrick.
    »Wurde auch Zeit. Hier, nimm den.« Harry reichte ihm den Gitarrenkoffer. »Lass ihn verschwinden. Wir treffen uns wenn ich mich um die beiden gekümmert habe.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut. Die beiden gehören mir.«
    Patrick schlenderte davon. Jim und Jerome waren wieder losgegangen. Sie hielten jetzt auf den Oxford Circus zu. Es wurde langsam dunkel. Harry blieb gut zehn Meter zurück, blieb immer wieder stehen und gab vor, sich ein Schaufenster anzusehen. Er trug einen langen schwarzen Mantel, Brille und Schlapphut, so dass er nicht gleich zu erkennen war. Jim und Jerome waren wahrscheinlich so nervös, dass sie ihn ohnehin nicht sahen.
    Am Oxford Circus verschwanden die beiden in einem Hotel. Es hatte wuchtige Säulen vor dem Eingang und Türen mit Goldrand. Harry wartete, bis er sicher sein konnte, dass sie auf ihrem Zimmer waren. Dann ging er an die Rezeption.
    »Ich habe eine Verabredung mit Jerome Sablon.«
    »Selbstverständlich, Sir.« Die Rezeptionistin griff nach dem Telefon. »Ich sage Bescheid, dass Sie hier

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