Die Somalia-Doktrin (German Edition)
wurde lauter. Es war Jerome mit seinem dicken französischen Akzent, der jetzt praktisch schrie: »Sie geben also zu, dass Sie einen Verbrecher auf der Lohnliste haben?«
»Sachte, lieber Freund. Bleiben wir doch vernünftig.«
»Nach allem, was er mir angetan hat?«
»Ich sehe ein, dass das etwas extrem war. Aber ich bin sicher, wir können uns da arrangieren.«
Harry hielt den Atem an. Was zum Teufel machte Edward da?
In gesetztem, diplomatischem Ton fuhr Edward fort: »Harry ist wirklich ein Problem für uns, aber er ist schwer zu kontrollieren. Ich möchte Ihnen einen Tausch vorschlagen.«
Eine weitere Stimme näherte sich der Tür. Es war Jims. »Ich sehe ihre Verhandlungsposition nicht, Edward.«
»Wie bitte?«
»UA ist erledigt, egal, was Sie tun. Liefern Sie uns Harry aus und womöglich lässt sich Ihr Strafmaß reduzieren.«
Edward lachte. »Machen Sie sich nicht lächerlich?«
»Warten Sie nur ab«, sagte Jim mit einer Zuversicht, die Harry Sorgen machte.
»Was für ein Tausch soll denn das sein, Edward?«, fragte Jerome.
»Etwas, was für beide Seiten von Vorteil ist.«
»Okay. Reden Sie.«
»Harry ist unser Sicherheitschef«, sagte Edward, »aber er sorgt eher für Probleme als für Lösungen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Angriffe auf die Flüchtlingslager, all diese Geschichten, das ist alles ein bisschen zu viel für meinen Geschmack. Falls Sie Harry ausschalten, vorzugsweise buchstäblich, zahlen wir Ihnen eine stattliche Summe.«
Harry kam sich vor wie nach einem Schlag mit der Faust. Wie konnte dieser Scheißkerl so über ihn reden? So loyal wie er Edward gegenüber immer gewesen war! Er hatte für ihn Menschen verstümmelt und massakriert.
»Sie versuchen uns zu bestechen«, sagte Jim.
Edward lachte wieder. »Wenn Sie es so ausdrücken wollen.«
»Was ist mit meinem Artikel?«, fragte Jerome.
»Kein Mensch interessiert sich für einen Artikel über die Probleme einer NRO in Afrika. Abgesehen davon würden meine Anwälte Sie wegen Verleumdung verklagen. Es wäre Ihr Ende als Journalist.«
»Warum können Sie Harry nicht selbst ausschalten?«, fragte Jerome.
»Machen Sie sich da mal keine Sorgen, da sind wir dran. Aber wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen. Er ist von dem Gedanken besessen, Sie beide zu töten. Wir würden Sie als Köder benutzen, dann hätten wir ihn.«
»Wie viel?«, fragte Jerome.
»Zehn Millionen Dollar für jeden, auf ein Konto Ihrer Wahl. Fünf Millionen jetzt, fünf Millionen bei seinem Tod.«
Harry griff nach seiner Beretta. Das würden sie ihm bezahlen. Alle miteinander.
Wieder war Jims Stimme zu hören: »Jerome, das kannst du doch wohl nicht ernst nehmen. Der Mann ist ein Gauner.«
»Wenn Sie mich noch mal beleidigen«, sagte Edward, »werden Sie das für den Rest Ihres Lebens bereuen.«
Harry erkannte deutlich die Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs.
Wieder wandte sich Jim an Jerome: »Wir können uns nicht einfach auf Harry konzentrieren. Es geht um UA. Dem ganzen Verein gehört das Handwerk gelegt.«
Jerome sagte etwas, was Harry nicht verstand.
»Nein, Jerome. Wir können das unmöglich akzeptieren«, sagte Jim.
Jerome kam näher an die Tür, wo Edward stand. »Dann sind wir uns einig, Edward«, sagte er.
»Gut, dass hier wenigstens einer Verstand hat«, sagte Edward.
Jim war nun ebenfalls näher gekommen. »Jerome, das wirst du bedauern.«
»Sei still, Jim«, sagte Jerome. »Du weckst mit deinem Gegreine noch das ganze Hotel.«
Edward kicherte. »Ihr hört euch an wie ein altes Ehepaar. Wir sind uns also einig?«
»Allerdings«, sagte Jerome.
Harry hörte das Knallen einer Tür. Wahrscheinlich war Jim gegangen. Er überlegte, ob er ihm folgen sollte, entschloss sich dann aber dagegen. Der lief ihm nicht weg.
»Machen Sie sich mal wegen dem keine Gedanken«, sagte Edward. »Er ist unwichtig. Ich sehe zu, dass Harry ihn noch heute Nacht erledigt. Bevor wir ihn dann auch abservieren.«
Harry hätte gute Lust gehabt, die Tür einzuschlagen und sie alle über den Haufen zu schießen. Dafür würde Edward bezahlen.
Es drangen undeutliche Geräusche durch die Tür, als Edward und Jerome sich entfernten. Wieder knallte eine Tür. Eine Weile herrschte Stille, dann machte jemand den Fernseher an.
Jerome war wahrscheinlich allein geblieben, was bedeutete, dass Harry sich als erstes um ihn kümmern könnte. Dann würde er Edward aufspüren, der wahrscheinlich im Ritz wohnte, wie immer wenn er in London war.
Harry schraubte den
Weitere Kostenlose Bücher