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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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werden würde.
    »Was wünscht du dir für Ellis?«, fragte Julia. »Eine gute Nummer? Dafür ist es weiß Gott Zeit. Ist um die zwölf Jahre her bei ihr. Vielleicht weiß sie gar nicht mehr, wie das geht.«
    Dorie verdrehte die Augen. »Nein, nicht nur eine gute Nummer. Hör auf, so zynisch zu sein, Julia! Ellis hat alles verdient. Die wahre Liebe, einen Mann, Kinder, alles. Egal, was du sagst, Julia Capelli, ich bin überzeugt, dass wir das in Wirklichkeit alle wollen. Du findest es bloß uncool, das auch zuzugeben.«
    »Ach, ja?«
    »Allerdings. Du hattest eine super Karriere, jetzt behauptest du zwar, die wäre vorbei, doch für mich sieht sie immer noch ziemlich prächtig aus. Und du hast einen tollen Freund, der dich liebt und heiraten will und dir alles gibt, was du dir wünschst. Und du bist einfach nur zu verflucht cool, um Ja zu sagen.«
    Julia schob ihren Stuhl nach hinten. »Danke für diese Gratisanalyse, Eudora. Jetzt will ich dich mal was fragen. Willst du mir wirklich erzählen, dass du immer noch an diesen Scheiß mit dem Märchenprinzen glaubst, nach allem, was du mit Stephen durchgemacht hast, der dich im Grunde genommen für einen anderen Mann sitzenlassen hat, während du mit seinem Kind schwanger bist? Willst du mir mit deiner eigenen kaputten Vergangenheit wirklich weismachen, dass du diesen Quatsch noch glaubst?«
    Dorie beugte sich vor, bis ihr Gesicht nur noch Zentimeter von Julias entfernt war. Ihre grünen Augen blitzten vor Leidenschaft.
    »Sieh mich an, Julia! Ich sage dir: ja, das glaube ich. Ja, aus voller Überzeugung, trotz Stephen, trotz der beschissenen Ehe meiner Eltern und wie oft mir auch das Gegenteil bewiesen wird, sage ich: Ja, ich glaube immer noch an diesen Quatsch, wie du es nennst. Ich muss glauben, dass Stephen mich wirklich geliebt hat und dass wir das Kind in meinem Bauch lieben. Ich bin sauer und traurig über das, was mit uns passiert ist, aber deswegen zweifele ich nicht an dem, was wir gehabt haben. Und ich zweifele deswegen auch nicht daran, dass ich so etwas noch mal finden kann. Möglich, dass ich in Zukunft eine alleinerziehende Mutter bin und wieder bei meiner Mutter einziehen muss, dass ich mir für Peanuts in der Schuhe den Arsch abarbeite, aber leid tust eigentlich nur du mir, Julia. Weil du alles hast, aber an nichts glaubst und es nicht zu schätzen weißt. Und das ist das Traurigste überhaupt.«

    Ellis schleuderte die hochhackigen Schuhe von sich und schälte sich aus Julias Klamotten. Sie zog sich ihren Pyjama an und ging ins Badezimmer, wo sie sich wütend die Zähne putzte. Dann schrubbte sie sich gründlich das Gesicht, das Dorie ihr nur wenige Stunden zuvor so aufwendig geschminkt hatte.
    »Du dumme Kuh!«, schimpfte sie im Spiegel die Ellis Sullivan an, die unter dem Make-up zum Vorschein kam.
    In ihrem Schlafzimmer holte sie ihr Handy heraus und löschte jede einzelne E-Mail, die sie an [email protected] geschrieben oder von ihm erhalten hatte.
    Als sie fertig war, lief sie in ihrem Zimmer auf und ab und blieb zwischendurch stehen, um böse aus dem Fenster in Richtung der Garagenwohnung zu starren. Dort brannten alle Lichter, aber Ty konnte sie nirgends entdecken. Moment … Er ging die Außentreppe herunter und zum Bronco. Kurz darauf leuchteten die Scheinwerfer auf, er fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Nun ja, es war schließlich erst halb zehn. Vielleicht hatte er noch eine andere Verabredung. Vielleicht fuhr er rüber zu Cadillac Jack’s, um eine von den willigen Frauen abzuschleppen, die sich dort um ihn scharten. Es war ihr egal, redete sich Ellis ein.
    Scheiß auf ihn.
    In Wahrheit aber war es ihr nicht egal. Sie hatte sich aus ihrer Deckung gewagt, hatte sich verführen lassen zu glauben, dass jemand wie Ty Bazemore sich etwas aus ihr machte, dass sie mit jemandem wie ihm zusammen sein könnte. Was für ein Witz! Und sie war die Pointe.
    Irgendwann hörte sie Schritte auf der Treppe, leichte Schritte – das musste Dorie sein, die früh zu Bett ging. Ungefähr eine halbe Stunde später hörte sie das weiche Schlappen von Ledersohlen, das war bestimmt Julia. Die Zimmertüren wurden geschlossen, und Ellis war dankbar, dass keine ihrer Freundinnen bei ihr angeklopft hatte, um sich nach ihrem großen Abend zu erkundigen.
    Was für ein Witz.
    Sie versuchte zu lesen, gab aber auf, als sie merkte, dass sie ein Kapitel dreimal nacheinander gelesen und trotzdem nichts verstanden hatte. Sie lehnte sich in die Kissen und blickte hoch zum

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