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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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praktisch darauf. »Es war schön, euch zu sehen«, sagte er und entließ Kendra und Ryan mit einem Nicken.
    Kendra warf ihm einen fragenden Blick zu, ließ sich aber zurück an ihren Tisch führen.
    »Die machen einen netten Eindruck«, sagte Ellis und nahm sich ein Brötchen.
    Wenn du wüsstest, dachte Ty.
    Das Essen war die reine Qual. Er bestellte für beide und bemühte sich, normal zu sein. Doch immer, wenn er Ellis ansah, fiel sein Blick auf den Tisch hinter ihr. Dort saßen Kendra und das Arschgesicht, lachten, plauderten und steckten ihre goldenen Köpfe zusammen. Hin und wieder fing Kendra Tys Blick auf, dann beugte sie sich noch weiter vor, hielt die Hand vor den Mund und flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr. Sie redeten über ihn, das wusste er. Spotteten über sein vergilbtes weißes Oberhemd und das zerschlissene Sakko vom College, dessen Ärmel einen Zentimeter zu kurz waren. Tys Magen grummelte.
    Es dauerte ewig, bis die Vorspeisen kamen. Ty wusste schon nicht mehr, was er bestellt hatte. Es war heiß und sah vage nach Meeresfrüchten aus. Irgendwie würgte er es hinunter. Ellis pickte an ihrem gegrillten Schwertfisch herum, probierte den gedämpften Broccoli und das Couscous auf ihrem Teller.
    Irgendwann erschien die Kellnerin mit einer Flasche gekühltem Wein. Es war ein Nectar Imperial Rosé von Moët & Chandon, Ty kannte ihn nur zu gut. Sechzig Dollar die Flasche, aber nur wenn man sie im Fachhandel kaufte. »Die haben wir nicht bestellt«, sagte er und schob den Weinkühler beiseite.
    »Der kommt von der Dame und dem Herrn am Nebentisch. Mit besten Empfehlungen«, sagte die Kellnerin.
    Ty schaute auf, und Kendra winkte ihm zu. Der Imperial Rosé war ihr Lieblingswein. Er hatte für so manchen Streit gesorgt, als sie im ersten Jahr in Carolina Jura studierten und so gut wie kein Geld hatten. Ihre Freunde saßen alle im selben Boot, ernährten sich von Nudeln und Dosensuppen. Auf den Partys schluckten sie jeden Fusel, der billig zu kaufen war, aber Kendra war der Ansicht, das Leben sei zu kurz, um schlechten Wein zu trinken, und erschien wunderbarerweise mit einer Flasche ihres Moët & Chandon, bezahlt von dem Geld, das Boomer jeden Monat auf ihr Girokonto schaufelte.
    »Wie lieb«, murmelte Ellis. Ty konnte die Flasche nicht zurückgehen lassen, das hätte einen Eklat gegeben. Er gestattete der Kellnerin, Ellis ein Glas einzuschenken, doch hätte er um nichts in der Welt selbst den Wein angerührt. Stattdessen bestellte er noch ein Bier vom Fass.
    Er leerte es in wenigen großen Zügen. Ellis nippte vorsichtig am Wein.
    Ein unbehagliches Schweigen legte sich über den Tisch. Ty glaubte, das Unglück abgewendet zu haben, doch er hatte sich geirrt.
    Die Kellnerin kam an den Tisch. Sie war aus der Gegend, hatte blondes Haar mit violetten Strähnen, ihre Augen waren zu schwarz geschminkt. Eine Krake mit langen Armen war auf ihre Brust tätowiert; das Tattoo hatte wahrscheinlich mehr gekostet, als das Mädchen in einer Woche bei Eddie verdiente. Die Kellnerin schaute auf ihre halb geleerten Teller und zuckte mit den Achseln, machte sich aber nicht die Mühe, sie abzuräumen. »Nachtisch?«, fragte sie und stellte eine schwarze Schiefertafel auf den Tisch. »Eddie hat frischen Pfirsichauflauf mit selbstgemachtem Limonen-Basilikum-Eis, und als Käsekuchen gibt’s heute einen Turtle Track, das heißt, es sind geröstete Pekannüsse drin und oben drüber ein Toffeeüberzug …«
    Ty warf Ellis einen fragenden Blick zu. »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    »Nur die Rechnung, bitte«, sagte Ty brüsk.
    Natürlich brauchte das Mädchen ewig für die Rechnung. Ellis nippte weiterhin an ihrem Wein, Ty trommelte mit den Fingern auf den Tisch, fest entschlossen, nicht zu Kendra hinüberzusehen.
    Schließlich kam die Kellnerin mit der Rechnung zurück. Ty schob die Scheine in das in Leder gebundene Büchlein und wollte flüchten, als er aus dem Augenwinkel sah, wie Ryan aufstand und sich ihnen näherte.
    Er versuchte, sich unter Kontrolle zu halten. Selbst das Arschgesicht hatte das Recht, zur Toilette zu gehen, und wenn er dahin wollte, musste er an dem Tisch vorbei, an dem Ty mit Ellis saß.
    Aber nein. Ryan blieb direkt neben ihnen stehen. Ty erhob sich und zog Ellis’ Stuhl nach hinten, den Rücken Ryan zugewandt, fest entschlossen, unbeschädigt den Laden zu verlassen, selbst wenn das bedeutete, das Arschgesicht zu ignorieren.
    »Hey, Ty, Kumpel«, sagte Ryan und legte Ty die Hand auf den Arm. Er beugte sich

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