Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
dem Arsch scheiden lassen?«
»Irgendwann schon. Aber im Moment muss ich so weit weg von ihm wie möglich.«
»Übertreibst du nicht vielleicht ein bisschen?«, meinte Adam.
»Du hast seinen Blick nicht gesehen, als er mir drohte«, entgegnete Maryn.
»Na gut«, lenkte Adam ein. »Ich verstehe. Wie kann ich dir helfen? Wo bist du überhaupt? Hast du mir immer noch nicht verraten.«
Maryn zögerte. Adam war ihr bester Freund. Er hatte sie vor Don gewarnt, aber sie hatte nicht auf ihn hören wollen. Und das war daraus geworden.
»Ich bin auf den Outer Banks«, verriet sie. »In Nag’s Head.«
»In North Carolina?«, fragte Adam. »Wie hat es dich denn dahin verschlagen?«
»Einfach so«, erwiderte sie. »Ich bin losgefahren und war die ganze Nacht unterwegs und total fertig. Da hab ich ein Werbeplakat gesehen und beschlossen, nach Osten zu fahren, und schließlich bin ich hier gelandet.«
»Wo denn genau?«, wollte Adam wissen. »Bist du in einem Hotel oder was?«
Maryn sah sich in dem kahlen kleinen Raum um und lachte kläglich. »Nicht so ganz. Ich habe ein Zimmer in einem alten Haus gemietet, direkt am Strand. Hier wohnen noch drei andere Frauen. Die Geschichte ist zu lang, als dass ich sie jetzt erzählen könnte. Ist eh egal, weil ich hier abhaue, sobald ich kann.«
»Warum?«
»Es ist nicht mehr sicher«, erklärte Maryn. »Eine der Frauen hat mein Handy gefunden und ist drangegangen, als Don anrief. Sie schwört, dass sie ihm nichts verraten hat, aber ich kann nicht riskieren, noch länger zu bleiben.«
»Warum genau hast du eigentlich so große Angst vor ihm?«, wollte Adam wissen. »Ich mein ja nicht, dass du keine Angst zu haben brauchst, aber du hörst dich so … so verstört an. Warum kommst du nicht einfach nach Hause, besorgst dir einen guten Anwalt und nimmst ihn bis auf den letzten Cent aus?«
»Du verstehst es einfach nicht«, sagte Maryn mit schriller Stimme. »Don ist ein Verbrecher. Und nein, ich übertreibe nicht. Adam, als ich zu Hause aufbrach, hatte ich Panik. Ich hab irgendwelche Klamotten in einen Koffer geworfen, mir mein Laptop geschnappt und zugesehen, dass ich wegkam. Hier wollte ich dann mein Laptop aus der Tasche holen, und da hab ich entdeckt, dass ich aus Versehen Dons Computer mitgenommen hatte.«
»Und, hast du da irgendwelche Geheimdokumente gefunden, eindeutige Beweise?«, fragte Adam.
»Nicht so ganz«, sagte Maryn. »Für so was ist Don viel zu vorsichtig. Im Computer hab ich gar nichts gefunden. Was in der Laptoptasche versteckt war, hat mich allerdings nervös gemacht.«
»Was war das denn?«
»Hunderttausend Dollar«, erwiderte Maryn. »In ordentlichen kleinen Bündeln von Hundert-Dollar-Noten.«
»Ach, du Scheiße!«, stieß Adam hervor.
»Begreifst du jetzt, warum ich nicht zurückkommen kann?«, sagte Maryn. »Das Geld ist nicht sauber. Kann es gar nicht sein. Und Don weiß, dass ich es habe. Und seinen Computer.«
»Na … dann gib ihm doch das Geld zurück«, schlug Adam vor. »Sag ihm, dass du es nicht willst und ihn auch nicht mehr.«
»Bei dir klingt das so einfach, so logisch«, sagte Maryn. »Aber Don ist nicht logisch. Und ich glaube nicht, dass er mich einfach davonkommen lassen würde – weder mit dem Geld noch mit der Scheidung. Ich weiß nicht, wo ich hinfahre, ich weiß nur, dass ich nicht zurückkomme, sondern irgendwo sein werde, wo Don mich nicht finden kann.«
»Wo willst du denn hin? Und was hast du vor?«, fragte Adam.
»Ich weiß es nicht«, wiederholte Maryn. »So weit habe ich noch nicht gedacht. Irgendwohin. Ich besorge mir eine neue Arbeit. Verdiene wieder mein eigenes Geld. Das habe ich vorher auch gemacht.«
Adam lachte. »Willst du mir erzählen, dass du wieder einen zehn Jahre alten Honda fahren und reduzierte Klamotten kaufen willst? Dass du in irgeneinem schäbigen Apartment wohnen willst, so wie die Absteige damals, als du ihn kennenlerntest? Und das nur, um zu beweisen, dass du keinen reichen Mann brauchst?«
Maryns Blick blieb auf ihren Schuhen von Louboutin hängen, die vor ihrem Zimmer gestanden hatten, als sie mitten in der Nacht zur Toilette gegangen war. Sie hatten achthundert Dollar gekostet, und Maryn hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken gekauft, als Don ihr die Karte von American Express geschenkt hatte. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte Ellis gesagt, sie könne die Schuhe behalten.
»Ich brauche ganz bestimmt keinen Typen wie Don!«, rief Maryn. »Ich verstehe nicht, warum du solche Sachen
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