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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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und merkt, dass du in ihren Sachen rumgewühlt hast, möchte ich nicht dabei sein.«
    Julia machte sich nicht mal mehr die Mühe, darauf zu antworten. Sie lief die Treppen in den ersten und dann in den zweiten Stock hinauf. Als sie oben ankam, drehte sie am Knauf zu Madisons Zimmer, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Wie Ellis behauptet hatte, war die Tür verschlossen.
    Julia ging zum Ende des Flurs und zog an der Speichertür. Die sommerliche Hitze und die Feuchtigkeit hatten das Holz aufquellen lassen. Julia musste sich anstrengen, einen Fuß gegen den Rahmen stemmen und mit aller Kraft an der Tür reißen. Plötzlich schwang sie auf, Julia flog nach hinten und landete unsanft auf dem Hintern.
    »Scheiße«, murmelte sie und rappelte sich auf. Als sie den niedrigen Speicher betrat, schlug ihr heiße Luft entgegen. Sie hatte Schwierigkeiten zu atmen. Die Tür lehnte sie nur an, um schnell entkommen zu können, wenn sie mit der Durchsuchung von Madisons Zimmer fertig war.
    Durch ein einziges Fenster in der Dachspitze fiel Licht in den Raum. Julia schob sich an Bergen von Pappkartons und verstaubten Möbeln vorbei. Sie musste niesen. Es waren bestimmt an die vierzig Grad auf dem Speicher. Schweiß rann ihr übers Gesicht, über Rücken und Arme.
    An der Tür nach draußen hingen ein altmodischer Schieberiegel und ein Türriegel. Julias Hände waren nass vor Schweiß, sie rutschten am Metall ab. Genervt zog sie ihr Oberteil aus, wickelte es um den Griff und zog daran. Sie machte einen Schritt zurück und trat so heftig wie möglich mit ihrem Laufschuh gegen die Tür. Das morsche alte Holz knarrte, und die Tür öffnete sich.
    Nach Luft schnappend, trat Julia auf die Galerie, ihr Top hatte sie in den Hosenbund gestopft. Draußen waren bereits um die dreißig Grad, doch verglichen mit dem Hochofen auf dem Speicher war die Luft erfrischend kühl. Und die Aussicht war phänomenal. Doch jetzt war keine Zeit zum Genießen. Sie hatte etwas zu erledigen.
    Die hölzerne Galerie war schmaler, als sie von unten wirkte, nur etwa einen Meter zwanzig breit. Das Geländer reichte ihr nicht einmal bis zur Hüfte. An einigen Stellen war das Holz verrottet, so wie die Planken unter ihren Füßen. Julia sah nach unten und schluckte. Wenn sie ausrutschte, fiel sie mindestens zehn Meter tief.
    Aber sie würde nicht fallen. Sie tastete sich vor, bis sie das Fenster von Madisons Zimmer erreichte. Es war halb geöffnet. Julia umklammerte die Fensterbank und schob den Rahmen hoch. Er klemmte. Sie biss die Zähne aufeinander und drückte fester. Langsam gab das sture Ding nach. Als sie das Fenster einen knappen halben Meter aufgeschoben hatte, konnte sie sich mit den Füßen voran ins Zimmer schlängeln.
    »Aua«, stöhnte sie, als sie auf dem Boden landete.
    Sofort fiel ihr die klinische Sauberkeit von Madisons Zimmer auf. Im Gegensatz zu ihrem eigenen Zimmer mit dem ungemachten Bett, den herumfliegenden Zeitschriften, leeren Wasserflaschen und nicht weggeräumten Klamotten erinnerte sie dieser Raum an die Zelle einer Nonne. Oder an eine Kaserne.
    Das fadenscheinige Baumwolllaken war straff über das schmale Eisenbett gespannt, zwei Kopfkissen lagen übereinander, eine verblichene Chenille-Tagesdecke war am Fußende zu einem korrekten Rechteck gefaltet. Auf dem Nachttisch stand eine Lampe, daneben lag ein Buch mit Eselsohren. Die Kommode war leer, nur ein Kulturbeutel aus schwarzem Vinyl mit Reißverschluss lag darauf.
    Auf einem Holzstuhl neben der Tür war ein Koffer aufgeklappt, in dem säuberlich Kleidungsstücke gestapelt waren. In der Hinsicht hatte Madison also nicht gelogen, dachte Julia. Sie wollte wirklich weg. Und zwar bald.
    Julia öffnete die Tür des Kleiderschranks. Dort hingen noch ein paar billige Strandkleider und Blusen. Auf dem Boden standen aufgereiht ein Paar schwarze Espadrilles, zwei rosa Flipflops und die High-Heels von Louboutin. Im Regal lag eine Laptoptasche aus schwarzem Leder. Julia holte sie heraus. Sie zog den Reißverschluss auf und nahm den Laptop heraus.
    Sie starrte auf das Gerät. Im Film gelang es der Heldin immer, den Computer hochzufahren, das Passwort zu knacken und innerhalb von Sekunden alle verdächtigen Dateien zu finden. Doch Julias Computerwissen beschränkte sich im Großen und Ganzen auf ihre E-Mails und das Internet. Sie hatte jetzt weder die Zeit noch das nötige Wissen, um Madisons Geheimnisse zu lüften. Mit Bedauern legte sie den Laptop in die Tasche zurück und hievte sie wieder hoch ins

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