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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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das tun. Mit einem Bürojob würde es dir furchtbar gehen. Und dann würde ich mich auch furchtbar fühlen. Hast du früher mal diese alten Tarzanfilme gesehen, als Kind?«
    »Hm? Wie viel habt ihr heute Abend getrunken?«
    »Nein, ehrlich. Als mein Bruder und ich klein waren, schwärmte Baylor total für Tarzan. Er las alle Bücher von Edgar Rice Burroughs und überredete meinen Vater, ihm die Videos der Filme zu kaufen, diese alten Schwarz-Weiß-Streifen von Anfang der Vierziger. Die sahen wir uns freitagsabends immer an, wenn meine Eltern ausgingen. Baylors Lieblingstarzan war Buster Crabbe, das war ein Stummfilmstar. Ich war ganz vernarrt in Johnny Weissmüller. Der hatte einen Körper, wenn er in seinem Lendenschurz rumlief! Ich glaube, er hat mal als Schwimmer an den Olympischen Spielen teilgenommen. Und Jane wurde von Maureen O’Sullivan gespielt, die war umwerfend. Am liebsten von allen Filmen habe ich mir ›Tarzan in New York‹ angesehen. Ich kann mich nicht mehr an jede Kleinigkeit erinnern, aber Boy wurde entführt und nach New York gebracht, und Tarzan und Jane stiegen ins Flugzeug, um ihn zurückzuholen. Jane muss Tarzan zivilisieren, verstehst du, ihn auf die Großstadt vorbereiten. Sie gehen zu einem Schneider und lassen ihm einen Anzug anfertigen, er muss in einem Taxi fahren und so weiter, und Tarzan, dieser große Held, ist so traurig und so fehl am Platz in der Stadt …«
    »Und du meinst, wenn ich mit dir nach Seattle ziehen würde, um bei dir zu sein, dann wäre ich wie Tarzan – verloren in New York? Ellis, wir sind hier in Nag’s Head, North Carolina, nicht im tiefsten, dunkelsten Dschungel. Und ich bin kein Wilder. Ich habe einen Collegeabschluss, habe zwei Jahre Jura studiert. Ich trage zwar nicht Sakko und Krawatte, aber ich ziehe schon regelmäßig Schuhe an …«
    Ellis schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Du weißt genau, dass ich das nicht meine. Ich meine nur, dass du für dich einen Weg gefunden hast, wie du leben willst, und das ziehst du durch. Und wenn ich dich mit mir nach Seattle nehmen würde und du eine Krawatte tragen müsstest …«
    »Statt eines Lendenschurzes?«
    Ungewollt musste Ellis lachen. »Ich hätte nichts dagegen, dich im Lendenschurz zu sehen. Aber ich sehe einfach nicht, wie das funktionieren soll. Ich habe es schon mal mit einem Mann versucht, der völlig anders war. Es war eine Katastrophe. Wir beide hatten ganz unterschiedliche Ziele.«
    »Woher willst du wissen, dass es wieder eine Katastrophe würde?«, fragte Ty. »Woher weißt du, was ich will? Oder was du wirklich willst? Willst du mir erzählen, dass du wirklich wieder eine Stelle bei einer Bank haben willst, so wie vorher?«
    »Nein«, sagte Ellis. »Eigentlich nicht.«
    »Und Seattle? Ist das die Stadt deiner Träume?«
    »Nein!«, rief Ellis. »Ich war noch nie da. Aber ich muss das sachlich sehen. Dieses Stellenangebot bedeutet mir etwas, Ty. Es bedeutet, dass ich die letzten fünfzehn Jahre meines Lebens nicht vergeudet habe. Es bedeutet, dass jemand meine Arbeit zu schätzen weiß. Ich hätte einen Beruf. Und ja, ich bekäme Gehaltsschecks, Zusatzleistungen und diese ganzen Trophäen der Mittelklasse, die du so verachtest. Ja, ich gebe zu, ich muss eventuell Kompromisse eingehen, in eine andere Stadt ziehen, zurück zur Bank.«
    »Du machst Kompromisse für einen miesen Job, den du gar nicht haben willst, aber du willst nicht versuchen, es mit mir gemeinsam zu schaffen?« Ty schob seinen Stuhl zurück.
    »Ich kenne dich noch keinen Monat«, sagte Ellis mit flehender Stimme. Ty stellte sich ans Geländer und schaute hinaus aufs Meer.
    »Ein Monat reicht mir, um zu wissen, was ich für dich empfinde«, sagte er mit dem Rücken zu ihr. »Mir hat schon eine Woche gereicht. Du hast mich dermaßen genervt mit deinen E-Mails, wolltest unbedingt früher ins Haus rein. Und dann sah ich dich die Auffahrt hochkommen in deiner rosa Caprihose. Von da an war ich verloren.«
    Ellis stand auf und stellte sich neben ihn. Der Wind hatte aufgefrischt, schlug ihr die Haare ins Gesicht. »Ich könnte ja wiederkommen, an den Wochenenden, Feiertagen und wenn ich Urlaub habe. Du könntest mich da oben besuchen. Eine Fernbeziehung ist zwar nicht ideal, aber die gibt es bei vielen Menschen. Schau dir Booker und Julia an.«
    »Booker und Julia wollen heiraten. Sie zieht nach Washington, um bei ihm zu sein, hast du mir das nicht erzählt?«
    Ellis biss sich auf die Lippe und ärgerte sich, das Thema

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