Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
erzählen, was ich über Dons Unterschlagungen weiß. Ich habe das Geld, den größten Teil davon jedenfalls, da dürften sie mir schon zuhören. Hoffe ich.«
»Mutige Entscheidung«, nickte Julia anerkennend.
»Ich habe es satt, davonzulaufen«, sagte Madison. »Es ist an der Zeit, dass ich mir überlege, was ich mit dem Rest meines Lebens anfange. Morgen ist so gut wie jeder andere Tag, um damit zu beginnen.«
»Nein, das stimmt nicht«, sagte Julia. »Du musst bis Freitagabend bleiben, bitte!«
»Was ist denn so wichtig an Freitagabend?«, fragte Madison argwöhnisch.
»Mein Geburtstag«, sagte Julia.
Dorie schlug die Hand vor den Mund. »Ach, du meine Güte, Julia, das hab ich vergessen.«
»Ich auch«, sagte Ellis schuldbewusst. »Das passiert mir sonst nie.«
»Ich werde sechsunddreißig«, erklärte Julia. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werde. Aber jetzt kommt mir sechsunddreißig gar nicht mehr so alt vor.«
»Feiern wir denn?«, fragte Ellis. »Hast du denn was geplant?«
»Nichts Großartiges. Nur ein bisschen Ausgehen ins Cadillac Jack’s. Am Freitag. Unserem letzten Abend. Wer ist dabei?«
»Ich«, sagte Dorie.
»Ich auch«, fügte Ellis hinzu.
Alle schauten erwartungsvoll auf Madison.
»Na, gut«, knickte sie ein. »Zwei Tage mehr werden wohl keinen großen Unterschied machen. Ich kann genauso gut Samstag abreisen.«
Ellis stieg gerade in Dories Van, um nach Ebbtide zurückzufahren, als ihr Handy piepte. Sie wühlte in ihrer Handtasche herum, weil sie unbedingt sehen wollte, ob Ty ihr eine SMS geschrieben hatte.
»Herrje, Leute«, verkündete Julia. »Ellis ist total männerfixiert. Sie schreibt Tag und Nacht SMS mit Ty. Wahrscheinlich will er wissen, wann sie wieder in sein Liebesnest kommt.«
»Halt den Mund, Julia!«, sagte Ellis lachend. »So schlimm sind wir gar nicht.«
»Seid ihr wohl!«, sagte Dorie und drehte sich auf dem Fahrersitz nach hinten. »Aber ich finde das süß.«
Endlich fand Ellis ihr Handy und tippte auf das Nachrichtensymbol. Im schwachen Licht musste sie mit zusammengekniffenen Augen lesen.
»Was will er?«, fragte Julia und spähte ihr über die Schulter. »Uh, schreibt er unanständige Sachen?«
»Neee«, sagte Ellis, blinzelte und las die Nachricht erneut, um sicherzugehen, dass sie sie richtig verstanden hatte. »Die ist nicht von Ty. Die ist von einer Frau, mit der ich bei der Bank gearbeitet habe.« Ellis schaute auf. »Sie hat einen Job für mich!«
47
»Dies ist meine letzte Nacht im Apartment«, sagte Ty zu Ellis, als sie vom Essen mit ihren Freundinnen zurückkam. »Morgen fangen sie mit dem Abriss an und ziehen dann die Scheune hoch.«
»Irgendwie traurig, oder?«, sagte Ellis.
Er zuckte mit den Schultern. »Ist ja nur eine schäbige Garagenwohnung. Mein Großvater hat sie aus dem Holz eines alten Hauses gebaut, das bei einem heftigen Sturm zerlegt worden war. Später wohnte hier die Haushälterin meiner Großmutter mit ihren Kindern. Und die Garage ist buchstäblich von Termiten zerfressen, sie könnte glatt einstürzen, noch bevor sie abgerissen wird. Aber ich hab mich irgendwie daran gewöhnt, hier zu wohnen.«
Sie saßen auf den Liegestühlen auf der Dachterrasse und blickten hinauf zu den Sternen. Die Bauarbeiter hatten Feierabend gemacht und waren in ihre Motels gefahren, doch man hörte noch das Brummen des benzinbetriebenen Generators, der die Beleuchtung aufrechterhielt.
»Ich finde deine Wohnung wunderbar«, sagte Ellis. »Ich mag alles daran, außer vielleicht die Außendusche, und selbst die würde mich nicht so stören, wenn sie nicht so … ähm … so einsehbar wäre.«
Beide mussten lachen.
»Ich hätte gerne Kendras Gesicht gesehen, als sie erfuhr, dass sie nicht die Möglichkeit hat, deinen weißen Arsch auf die Straße zu setzen«, sagte Ellis.
»Sie versucht immer noch herauszufinden, woher ich das Geld hatte, um die Zwangsversteigerung abzuwenden. In den letzten zwei Tagen ist sie bestimmt ein halbes Dutzend Mal hier vorbeigefahren, machte einen langen Hals und wollte sehen, was los ist.«
»Ty?«, fragte Ellis nach einer Weile. »Wie geht es weiter, wenn die Filmleute weg sind und das Geld aufgebraucht ist? Meinst du, dass du Ebbtide dann immer noch halten kannst?«
»Gute Frage«, sagte Ty und schlug die Beine übereinander. »Das Geld vom Film gibt mir ein bisschen Zeit. Und da die Bank jetzt zufrieden ist, gucke ich mal, ob ich die Hypothek refinanzieren kann. Seit mein Onkel mir das Haus verkauft
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