Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
bis auf die Grundmauern ab.«
»Wie schrecklich«, sagte Ellis.
»So schrecklich auch wieder nicht«, entgegnete Ty fröhlich. »Schon vor dem Brand war das Haus baufällig. Ruthann war mehr als froh, mir ein sechsmonatiges Vorkaufsrecht darauf zu gewähren. Wenn die Filmleute es mieten, gebe ich ihr die Hälfte von dem, was ich dafür bekomme. Ruthann ist ein liebes altes Mädchen, sie hat sich um meine Großmutter gekümmert, nachdem sie den Herzinfarkt hatte.«
»Ich bin beeindruckt«, sagte Ellis. »Du siehst wirklich nicht einfach nur gut aus.«
»Das sagst du nur, weil du mir an die Wäsche willst«, konterte Ty. »Was ist nun mit dem Hotel? Wollt ihr rüberziehen?«
»Es sind nur noch fünf Tage«, sagte Ellis und bemühte sich, locker zu klingen. »Eigentlich nur noch vier, weil in unserem Mietvertrag steht, dass wir Samstag um zehn Uhr Ebbtide geräumt haben müssen.«
»Tja, ähm, ich kenne zufällig den Besitzer. Culpepper ist ein bärbeißiger alter Kauz, aber ich denke schon, dass er sich in dem Punkt ein bisschen großzügig zeigen wird. Wollt ihr denn wirklich während der ganzen Umbauarbeiten hier wohnen?«
»Ich weiß nicht, was die anderen denken, aber mich stört es nicht. Es ist sogar ziemlich aufregend. Ich habe noch nie gesehen, wie ein Film gemacht wird.«
»Aufregend ist vielleicht das falsche Wort«, gab Ty zu bedenken. »Es wird laut und eng werden, kann ich euch versichern, sobald die ganzen Handwerker hier auftauchen.«
»Vielleicht sind wir euch ja im Weg«, sagte Ellis.
»Nein«, erwiderte Ty. Er berührte sie mit der Fingerspitze am Kinn. »Ernsthaft, Ellis. Es ist zwar egoistisch, aber ich hätte dich gerne bei mir. Hör zu, ich muss mit dir darüber sprechen. Also, ich will nämlich nicht, dass du gehst. Nicht nur aus dem Haus. Ich will nicht, dass du Nag’s Head verlässt …«
Ein glänzend schwarzer Land Cruiser kam die Auffahrt hinaufgeprescht, Sand und Muschelsplitt schleuderten unter den Reifen hervor, er hupte hektisch. Ein Mann winkte aus dem Fahrerfenster.
»Ach, du Scheiße«, sagte Ty. »Das wird Joe sein, der Art Director. Der hat mich heute schon gut zwanzig Mal angerufen. Ich geh mal besser hin. Können wir später darüber reden? Heute Abend vielleicht?«
»Sicher. Ich bin ja da. Noch.«
Wie angekündigt, wimmelte es im ganzen Haus nur so vor Schreinern, Elektrikern und Filmleuten. Als Joe, der Art Director, sein Büro am Küchentisch einrichtete, beschlossen die Frauen, es sei Zeit, essen zu gehen.
Ihre Vorspeisen wurden serviert. »Ich glaube«, verkündete Julia und spießte einen Shrimp mit der Gabel auf, »ich habe mir einen Job bei den Filmfuzzis gesichert.«
»Echt?«, rief Dorie. »Das ist ja super. Was musst du denn tun? Wann fängst du an?«
»Ich bin das Mädchen für alles«, erklärte Julia und tauchte den Shrimp in eine Plastikschale mit Cocktailsoße. »Die Arbeit fängt auch erst in ein, zwei Wochen an, was mir genügend Zeit gibt, nach Washington zu fliegen und einen Blick auf dieses Haus zu werfen, das Booker unbedingt kaufen will.«
»Besteht denn die Möglichkeit, dass sie dich etwas mehr machen lassen als nur Besorgungen?«, fragte Madison.
»Kann sein«, sagte Julia. »Sie können natürlich nichts versprechen, aber ich denke, ich werde einfach hier sein und mich bei denen einschmeicheln. Das ist nämlich meine Spezialität.«
»Stimmt«, sagte Dorie zu Madison. »Wenn Julia nicht gerade die zickige Diva spielt, kann sie total charmant sein.«
»Schwer zu glauben«, meinte Madison, und alle brachen in Lachen aus.
»Ich habe auch Neuigkeiten«, verkündete Madison. »Ich werde morgen früh abreisen.«
»Ach, nein, Madison!«, rief Dorie. »Warum denn das? Wir haben das Haus doch noch bis Samstag, es wird gerade erst interessant. Ich hoffe, dass Cameron Diaz oder Reese Witherspoon gegen Ende der Woche mal auftauchen. Willst du nicht auch mal erzählen können, du hättest sie kennengelernt?«
»Nicht unbedingt«, sagte Madison. »Es ist einfach … Zeit zu gehen. Ihr wart super, und ich bin euch ehrlich dankbar für alles, was ihr getan habt, aber … ich habe kein gutes Gefühl wegen Adam. Ich habe immer noch nichts von ihm gehört. Und Don ruft auch nicht mehr an. Es ist … unheimlich.«
»Wo willst du denn hin?«, fragte Ellis.
Madison verzog das Gesicht. »Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber ich habe beschlossen, nach New Jersey zurückzugehen. Ich nehme mir einen Anwalt, wende mich an die Behörden und werde alles
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