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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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würde sie ihm dann sagen? »Ich war bei Ihnen angestellt, mein Mann Don Shackleford ist Ihr Steuerberater. Zufälligerweise hat er Sie um ein paar Millionen Dollar erleichtert, einen schönen Tag noch!«
    Nein. Maryn hatte keine stichhaltigen Beweise. Seit Monaten arbeitete sie nicht mehr für die Versicherung; kurz nach der Hochzeit hatte Don darauf bestanden, dass sie kündigte – er habe genug Geld, sie bräuchten ihr lächerliches Gehalt nicht, außerdem habe Maryn zu Hause auf ihren zweihundertachtzig Quadratmetern mehr als genug zu tun. Dort wohnten sie zur Miete, solange ihr neues Heim noch gebaut wurde. Die Freundschaft mit Adam hatte Maryn auch nach ihrer Kündigung aufrechterhalten, jedoch darauf geachtet, Adam in Gegenwart von Don nicht zu erwähnen, denn der hielt ihren Kollegen für einen Loser, und überhaupt: Warum konnte sie sich nicht mit den Frauen seiner Golfkumpel anfreunden?
    Adam hatte Maryn am letzten Freitag auf dem Mobiltelefon angerufen, und sofort war klar gewesen, dass etwas nicht stimmte. »Wir müssen reden«, hatte er mit leiser Stimme gesagt und darauf bestanden, dass sie sich in einem Café weit weg von Cherry Hill trafen.
    Als er mit einer Viertelstunde Verspätung eintraf, eine riesengroße Sonnenbrille im Gesicht und eine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen, fragte Maryn: »Wie siehst du denn aus? Bist du inkognito hier?«
    »Die Sache ist ernst, Maryn«, sagte Adam. »Hör zu. Wir hatten heute externe Rechnungsprüfer im Büro. Sie haben nicht gesagt, was sie suchen, aber Tatsache ist, dass mit einem halben Dutzend unserer Konten etwas nicht stimmt.«
    Maryn zuckte mit den Schultern. »Was hat das mit mir zu tun? Ich bin schon seit Monaten nicht mehr da, außerdem hatte ich eh nur mit Schadensregulierung zu tun.«
    »Es geht nicht um dich«, sagte Adam, »sondern um deinen Mann.«
    »Don?« Sie begriff es immer noch nicht.
    Adam lachte böse. »Was glaubst du, warum er so reich ist? Wie viele Steuerberater kennst du, die einen Lebensstil pflegen wie er? Häuser, neue Autos, Reisen nach Vegas, Palm Beach? Was glaubst du, wie viel die Mitgliedschaft in einem Country Club wie eurem kostet?« Dann zeigte er auf Maryns Verlobungsring. »Robby Prescott gehört zum alten Geld, in dritter Generation, aber seine Frau hat nicht so einen dicken Ring am Finger.«
    »Das ist doch bescheuert«, sagte Maryn aufgebracht. Sie wollte gehen. »Don hat das gar nicht nötig. Er besitzt Eigentum zur Kapitalanlage, ein Bürogebäude an der Southside, mehrere Lagerhäuser. Nur weil du ihn nicht leiden kannst, ist er noch lange kein Verbrecher.«
    Adam packte sie so heftig am Arm, dass Maryns Kaffee umkippte und sich über den Tisch ergoss. Er tropfte auf ihren Lieblingsrock von Armani. »Hör zu!«, zischte er sie an. »Der Typ hat Dreck am Stecken. Es fehlt Geld. Wir reden hier von rund zwei Millionen Dollar.«
    »Du redest hier von meinem Mann«, entgegnete Maryn mit eiskalter Stimme. »Ich gehe jetzt. Und ruf mich bloß nicht an. Nie wieder.«
    Ihre Wut hielt genau einen Tag. Dann begann sie sich Fragen zu stellen. Woher kam Dons Geld eigentlich? Warum war er so verschlossen, was seine Geschäfte anging? Maryn gegenüber war er großzügig, aber sie hatte kein eigenes Girokonto, nicht mal eine Geldkarte oder Bankkarte, sondern nur Kreditkarten und bekam nie eine Rechnung oder einen Kontoauszug zu sehen. Alles wurde direkt mit seinem Büro abgewickelt. Wenn Maryn Geld brauchte, fragte sie Don, und er gab ihr welches. »Ich bin dein persönlicher Bankautomat«, hatte er mehr als einmal gesagt und dann deutlich gemacht, was er von ihr als Gegenleistung für seine Großzügigkeit erwartete.
    Genau vierundzwanzig Stunden nach dem Treffen mit Adam hatte Maryn begonnen, nach Antworten zu suchen. Was sie fand, war deutlich mehr, als sie erwartet hatte. Die Wahrheit hatte sie alles andere als befreit. Die Wahrheit hatte dafür gesorgt, dass sie nun um ihr Leben lief.
    Sie verstaute ihr Handy und verwarf jeden Gedanken daran, andere um Hilfe zu bitten. Wer würde ihr schon glauben? Im Moment gab es dringlichere Sachen zu erledigen. Zum Beispiel ihre Designerkleidung. Mit ihrer teuren Großstadtmode war sie in einem Urlaubsort so auffällig wie ein bunter Hund. Und die paar Kleidungsstücke, die sie eilig in ihre Tasche geworfen hatte, waren ebenso ungeeignet für ihre momentane Situation.
    Etwas weiter die Straße runter war ein Outletcenter. Da wollte Maryn sich eine neue Garderobe besorgen, passend

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