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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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getroffen, wenn nicht an diesem einen Tag vor zwei Jahren Robby Prescotts Verwaltungsassistentin Marie als Geschworene zum Gericht bestellt und Maryn nicht abgeordnet worden wäre, die Vorzimmerdame für ihren Chef zu spielen. Wie es der Zufall wollte, war das der Tag, an dem Don Shackleford auftauchte, um mit Robby Prescott zu Mittag essen zu gehen.
    Es war ein eisiger Herbstmorgen, und er trug einen teuren Kaschmirmantel über seinem Anzug. Maryn telefonierte gerade, als er das Büro betrat. Ungeduldig blieb er vor ihrem Schreibtisch stehen, klopfte mit den Fingern auf den Posteingangskorb und schaute auf die Uhr, was Maryn ärgerte. Klopfte er hier herum, damit sie merkte, was für ein wichtiger Typ er war? Zu wichtig, um warten zu können? Sie ließ ihn absichtlich noch länger zappeln, tat so, als würde sie noch telefonieren, als der Anruf schon längst beendet war, nur damit ihm klarwurde, dass sie auch etwas zu tun hatte.
    »Ja?«, hatte sie dann kühl gesagt und hochgeschaut, als würde sie ihn gerade erst bemerken.
    »Ich will Robby abholen«, sagte er ungeduldig. »Wo ist die Kollegin?«
    »Marie? Die ist heute im Gericht.«
    »Und Sie arbeiten hier auch? Wie heißen Sie?«
    »Maryn«, antwortete sie. »Ich arbeite normalerweise in der Schadensregulierung«, fügte sie mit einem angedeuteten Lächeln hinzu. »Ich werde Mr Prescott sagen, dass Sie hier sind.« Sie erhob sich vom Schreibtisch, schob den Kopf ins Büro ihres Chefs und bedeutete ihm, dass er Besuch hatte. Prescott telefonierte ebenfalls, gab ihr aber zu verstehen, dass er anschließend herauskommen würde.
    Als Maryn zurück an ihren Schreibtisch ging, hatte Don in einem Ledersessel gegenüber Platz genommen. »Er telefoniert und kommt, sobald er kann«, erklärte sie dem Gast. Sie setzte sich wieder an ihren Computer und arbeitete an ihrer Datei weiter, spürte jedoch seinen Blick auf sich. Er nahm sie unter die Lupe, was in Ordnung war, da sie dasselbe mit ihm tat.
    Und ihr gefiel, was sie sah. Don Shackleford war Anfang vierzig, hatte dichtes weißblondes Haar, eine gebräunte Haut und eisblaue Augen, dazu hohe Wangenknochen, einen breiten Mund und perfekte Zähne. Er war nicht besonders groß, vielleicht eins siebzig, hatte einen breiten Nacken und eine sportliche Figur. Sofort stellte Maryn fest, dass er keinen Ehering trug.
    Sie wunderte sich nicht, als er in der folgenden Woche wieder auftauchte. Diesmal machte er sie an ihrem eigenen Arbeitsplatz unter irgendeinem Vorwand ausfindig, von dem beide wussten, dass er absurd war. Don lud Maryn zum Mittagessen ein, doch sie lehnte mit der Begründung ab, sie habe schon etwas vor. »Dann aber nächste Woche?«, hakte er nach.
    »Nächste Woche? Wann denn?«, hatte sie beiläufig gefragt. »Wann Sie wollen«, hatte er gesagt. »Oder die Woche darauf. Bitte! Sie wissen doch schon, dass Sie mit mir essen gehen werden. Warum es so lange hinauszögern?«
    »Nächsten Freitag«, sagte Maryn bestimmt. »Aber ich habe nur eine Stunde. Holen Sie mich um ein Uhr ab.«
    Am folgenden Freitag hatte sie ihre besten Sachen getragen, einen Hosenanzug von Marc Jacobs, den sie in einem Edel-Second-Hand-Geschäft in Philly gekauft hatte – die Preisschilder waren noch dran. Der rote Blazer passte ihr wie angegossen, dazu hatte sie schwarze Stiefel mit hohem Absatz getragen, mit denen sie lediglich fünf Zentimeter kleiner war als er.
    »Sie sehen gut aus«, sagte Don, als er Maryn die Tür seines silbernen Carreras aufhielt. Zum Mittagessen waren sie in den Country Club Valley Brook gefahren und hatten im Herrenzimmer gespeist, wo alle in Golfkleidung herumsitzenden Männer Don gegrüßt hatten, als würden sie sich seit Urzeiten kennen. Er registrierte ihre fragenden Blicke in Richtung Maryn, machte sich aber nicht die Mühe, sie vorzustellen. »Geile alte Böcke«, hatte er lachend gesagt.
    Am darauffolgenden Freitag hatte er Maryn erneut zum Essen eingeladen, aber am Freitag danach war er direkt zu seiner Eigentumswohnung gefahren, ohne eine Erklärung. »Wem gehört die?«, hatte Maryn gefragt, als sie darin standen und er den Reißverschluss ihres Rockes öffnete.
    »Mir«, hatte er erwidert und seinen Mund auf ihren gepresst. Es gab keine weiteren Fragen. Er wusste, dass sie nur eine Stunde Mittag hatte.
    Maryn hatte sich nicht darüber gewundert, eigentlich hatte sie nicht mal damit gerechnet, dass er so lange warten würde. Don Shackleford war es gewöhnt, sich zu nehmen, was er wollte, und Maryn

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