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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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hatte die Furcht in ihrem Unterbewusstsein nicht abschütteln können und sich den Rest der Nacht herumgewälzt. Nicht einmal der sanft auf das Dach trommelnde Regen konnte sie wieder in den Schlaf wiegen.
    Um sechs Uhr hatte sie schließlich angefangen, in dem Buch zu lesen, das sie bei einer ihrer Fahrradtouren auf der Insel gekauft hatte, doch die Handlung – seichtes, nichtssagendes Geschwurbel über wahre Liebe und ewige Anbetung – langweilte sie zu Tode.
    Immer wieder kehrten ihre Gedanken zurück an jene furchterregende Szene zu Hause, als Don, kalkweiß vor Wut, sie am Arm packte, seine Finger in ihr Fleisch bohrte und ihr tief in die Augen sah.
    Nach dem Treffen mit Adam hatte Maryn die Wahrheit wissen wollen. War sie mit einem Betrüger verheiratet? Woher stammte Dons Reichtum? Sie hatte bis zum Ende der Woche gewartet, bis zu einem Vormittag, an dem er, wie sie wusste, einen feststehenden Golftermin mit einem Kunden hatte, der immer sechsunddreißig Loch spielen wollte. Maryn hatte den zweiten Büroschlüssel von einem Tablett auf Dons Kommode genommen und war in die kleine Firma in einem nichtssagenden Einkaufszentrum gefahren.
    Es nahm fast den ganzen Tag in Anspruch, in seinem Computer herumzusuchen, bis sie schließlich zufällig auf eine Datei mit ewig langen Zahlenreihen stieß. Maryn war zwar kein Steuerberater, doch sie hatte am College genug Kurse über Buchhaltung belegt, um die Bedeutung zu verstehen. Beim Lesen wurde ihr schlecht.
    Alles, was Adam gesagt hatte, traf zu. Soweit sie sehen konnte, hatte Don sich mindestens zwei Millionen Dollar verschafft, indem er von fünf verschiedenen Prescott-Konten Überweisungen für von ihm kontrollierte Scheinfirmen getätigt hatte. Krank vor Angst schloss Maryn das Büro ab und fuhr nach Hause. Sie war so aufgeregt, dass sie Dons Escalade nicht bemerkte, der ihr die ganze Zeit folgte.
    Kurz nach ihr war er ins Haus gestürmt.
    »Was zum Teufel führst du im Schilde?«, schrie er sie an, packte sie bei den Schultern und warf sie gegen die Wand. »Ich hab gesehen, dass du in meinem Büro warst!«
    »N-n-nichts«, stotterte Maryn. »Ich war nur shoppen und dachte, ich geh mal kurz vorbei und gucke, ob du schon vom Golfen zurück bist.«
    »Ich hab gesehen, wie du aus dem Büro kamst«, sagte er leise. »Dass du abgeschlossen hast. Was hast du in meinem Büro zu suchen, Maryn?«
    Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Sollte sie ihm sagen, was sie wusste? Ihn mit der Wahrheit konfrontieren?
    »Antworte!«, forderte er sie auf, umklammerte ihren Oberarm und drückte so fest zu, dass sie meinte, ihre Knochen würden brechen.
    »Don, verdammt nochmal, hör auf! Du tust mir weh!« Sie war nicht einmal sicher, ob er wusste, was er da tat. Doch das wusste er genau. Don wusste immer ganz genau, was er tat.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt, Maryn.« Er packte noch fester zu, und sie glaubte, sie würde vor Schmerzen ohnmächtig werden.
    »Ich weiß Bescheid«, schrie sie beinahe. »Ich weiß, dass du Prescott bestohlen hast. Adam weiß es auch. Er hat es mir gesagt.«
    Don ließ ihren Arm los, und sie sackte leise weinend zu Boden.
    »Adam weiß was?«, fragte er. Mit der Spitze seines Golfschuhs stupste er sie an. »Ich habe dich was gefragt, Maryn.«
    »Er weiß, dass irgendwas nicht stimmt mit dem, was du mit Prescotts Finanzen machst. Die Firma hat Rechnungsprüfer von außen bestellt! Die wissen Bescheid, dass du Geld unterschlagen hast.«
    »Einen Scheiß weiß Adam«, sagte Don ruhig. »Einen Scheiß wissen die Rechnungsprüfer.« Er zerrte Maryn am Arm hoch, bis sie wieder vor ihm stand. »Und du weißt auch nichts. Hast du das kapiert?«
    Maryn heftete ihren Blick auf ihn. Vielleicht hatte sie sich vertan. Vielleicht hatte sie irgendetwas falsch verstanden. »Ich hab die Dateien in deinem Büro gesehen. Das sieht nicht in Ordnung aus.«
    »Halt die Schnauze«, sagte Don. »Und hör mir gut zu! Du hast gar nichts in meinen Dateien gesehen. Du weißt überhaupt nichts.«
    »Verstehe«, murmelte Maryn.
    »Hör mir gut zu, Maryn«, wiederholte Don, und ein sonderbares Flackern erschien in seinen blassblauen Augen. »Wenn du irgendjemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verrätst, verscharre ich dich. Irgendwo, wo du niemals gefunden wirst. Niemand wird wissen, dass du verschwunden bist, erst wenn es zu spät ist. Weder Adam noch deine Mutter, niemand, den du kennst, wird wissen, was passiert ist und wo Maryn geblieben ist.« Bei der Vorstellung

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