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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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blinkt wild. Ich springe aus dem Weg, und er schiebt sich an die Stelle, an der ich eben noch stand. Die anderen Regale weichen zur Seite und machen Platz, während der Tresor gemächlich seine Reise zu den Türen antritt.
    Mir kommt ein Gedanke: Sollte ich hier plattgemacht werden, wird mich eine ganze Weile niemand finden.
    Irgendwo flackert Bewegung auf. Der Bereich meines Hirns, der sich der Erkennung anderer Menschenwesen widmet (vor allem von Gangstern, Mördern und feindlichen Ninjas), fängt zu blinken an wie eine dieser orangefarbenen Lampen. Durch die Dunkelheit naht eine Person. Hamstermodus: aktivieren. Jemand rast auf mich zu, immer schneller, und er sieht aus wie Corvina. Ich wirbele herum, um mich ihm entgegenzustellen, hebe schützend die Hände vors Gesicht und schreie: »Ah!«
    Es ist wieder dieses Gemälde – der Handelsprinz mit Schnurrbart. Es ist zurückgekommen, um noch mal nach dem Rechten zu sehen. Verfolgt es mich? Nein – natürlich nicht. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Beruhige dich, Fluffy McFly.
    Im eigentlichen Zentrum der Lagerhalle bewegt sich nichts. Hier kann man nur schwer etwas erkennen; die Regale haben ihre Lampen abgestellt, vielleicht um Batteriestrom zu sparen, vielleicht auch nur aus Verzweiflung. Es ist ruhig – ich bin im Auge des Sturms. Lichtstreifen aus der geschäftigen Zone entlang der Wände bohren sich bis hierher durch und beleuchten kurz verbeulte Kisten, Zeitungsstapel, Stein platten. Ich konsultiere das iPad und finde den blinkenden blauen Punkt. Ich glaube, ich bin nah dran, und fange an, die Regale zu durchsuchen.
    Auf allen liegt eine dicke Staubschicht. Ich gehe von Regal zu Regal, wische sie ab und prüfe die Schilder. In großen schwarzen Ziffern auf leuchtend gelbem Untergrund steht da: B RAVO -3877. G AMMA -6173. Ich schaue immer weiter und benutze mein Handy als Taschenlampe. T ANGO -5179. U LTRA -4549. Und dann: Z ULU -2591.
    Ich habe eine schwere Kiste erwartet, eine edel gearbeitete Arche für Gerritszoons große Schöpfung. Stattdessen finde ich einen Pappkarton mit nach innen gefalteten Laschen vor. Darin liegen die Patrizen, einzeln in Plastiktüten verpackt, die mit einem Gummiband festgehalten werden. Sie sehen aus wie Autoersatzteile.
    Aber dann nehme ich eine heraus – es ist das X, und es ist schwer, und ein großes Triumphgefühl durchflutet mich. Ich kann nicht glauben, dass ich es in meiner Hand halte. Ich kann nicht glauben, dass ich sie gefunden habe. Ich komme mir vor wie Telemach, das Halbblut, der gerade Griffos goldenes Horn gefunden hat. Ich komme mir vor wie ein Held.
    Niemand sieht mich. Ich halte das X hoch wie ein mythisches Schwert. Ich stelle mir vor, wie ein Blitz aus der Decke herabstößt. Ich stelle mir vor, wie die dunkle Legion der Königin von Wyrm verstummt. Ich mache ein leises, energiegeladenes Zischgeräusch: psschiuuu!
    Dann hebe ich die Kiste mit beiden Armen aus dem Regal und wanke wieder in den Sturm hinaus.

DIE DRACHENLIED-CHRONIKEN, BAND III
    I ch bin wieder in Cheryls Büro, habe meine Formulare ausgefüllt und schaue ihr geduldig dabei zu, wie sie den Accession Table aktualisiert. Der Terminal auf ihrem Schreibtisch sieht genauso aus wie der im Cal Knit: blaues Plastik, dickes Glas, eingebauter Telefonhörer. Daneben steht ein Abreiß kalender, der Katzen zeigt, die als berühmte Persönlichkeiten verkleidet sind. Heute stellt ein flaumiges weißes Kätzchen Julius Caesar dar.
    Ich frage mich laut, ob Cheryl weiß, von welcher historischen Bedeutung der Inhalt dieses Pappkartons ist.
    »Oh, Schätzchen«, sagt sie und winkt ab, »alles hier ist für irgendwen die größte Kostbarkeit.« Sie rückt nah an den Terminal heran, überprüft noch einmal ihre Eintragungen.
    Hmm. Stimmt. Was schlummert noch alles im Auge des Orkans und wartet darauf, von der richtigen Person gefunden und mitgenommen zu werden?
    »Möchten Sie das nicht absetzen, Schatz?«, fragt Cheryl und zeigt mit dem Kinn auf die Box in meinen Armen. »Sieht schwer aus.«
    Ich schüttle den Kopf. Nein, ich will das nicht absetzen. Ich habe Angst, dass es sonst verschwindet. Es fühlt sich immer noch irreal an, dass ich die Patrizen in Händen halte. Vor fünfhundert Jahren hat ein Mann namens Griffo Gerritszoon diese Formen ausgeschnitten – original diese. Jahrhunderte sind vergangen, und Millionen, vielleicht Milliarden Men schen haben ihren Abdruck gesehen, obwohl die meisten gar nicht wussten, was sie da sahen. Jetzt drücke

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