Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)
sich rasch.
Um 12.29 Uhr hält ein Taxi vor dem Ungebrochenen Buch rücken, und es entsteigt ihm ein hochgeschossener Mann in Marinejacke, deren Kragen er fest um den Hals zieht, während er sich bückt und den Fahrer bezahlt. Es ist Penumbra, und es ist irgendwie surreal, ihn hier zu sehen, eingerahmt von dunklen Bäumen und blassen Steinen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihn mir außerhalb seiner Buchhandlung vorzustellen. Es ist wie mit einem Pauschalangebot; das eine geht nicht ohne das andere. Aber jetzt ist er tatsächlich hier, steht mitten auf einer Straße in Manhattan und kramt in seiner Brieftasche.
Ich springe auf und sprinte über die Fifth Avenue, weiche den krauchenden Autos aus. Das Taxi entfernt sich wie ein gelber Vorhang, und ta-da ! Hier bin ich. Zuerst ist Penumbras Gesichtausdruck leer, dann verengen sich seine Augen zu kleinen Schlitzen, dann lächelt er und dann wirft er den Kopf in den Nacken und lacht schallend. Er kann nicht damit aufhören, also stimme ich auch mit ein. Ein Weilchen stehen wir da und lachen uns an. Ich gerate etwas außer Atem.
»Mein Junge!«, sagt Penumbra. »Du bist vermutlich der seltsamste Verkäufer, den diese Gemeinschaft seit fünfhundert Jahren erlebt hat. Komm, komm«, er führt mich auf den Gehsteig, immer noch lachend. »Was machst du hier?«
»Ich bin gekommen, um Sie aufzuhalten«, sage ich. Es klingt merkwürdig ernst. »Sie müssen nicht –« Ich keuche und puste. »Sie müssen da nicht rein. Sie müssen nicht zulassen, dass Ihr Buch verbrannt wird. Oder was auch immer.«
»Wer hat dir was vom Verbrennen erzählt?«, fragt Penumbra leise und hebt eine Augenbraue.
»Naja«, sage ich. »Tyndall hat es von Imbert.« Pause. »Und der hat es, äh, von Monsef.«
»Die beiden täuschen sich«, sagt Penumbra schroff. »Ich bin nicht hergekommen, um über Bestrafung zu sprechen.« Er spuckt das Wort förmlich aus: Bestrafung, als sei es etwas, was weit unter seiner Würde liegt. »Nein. Ich bin hergekommen, um mein Anliegen vorzutragen.«
»Ihr Anliegen?«
»Computer, mein Junge«, sagt er. »Sie sind das A und O für uns. Das habe ich schon länger vermutet, aber mir hat der Beweis dafür gefehlt, wie segensreich sie für unsere Arbeit tatsächlich sein können. Du hast ihn geliefert! Wenn ein Computer dabei helfen konnte, das Rätsel des Gründers zu lösen, dann können sie für diese Gemeinschaft noch viel mehr leisten.« Er ballt die schmale Faust und schüttelt sie: »Ich habe die Absicht, dem Ersten Leser zu sagen, dass wir sie uns zunutze machen müssen. Das müssen wir!«
Penumbra klingt ähnlich leidenschaftlich wie ein Unternehmer, der Werbung für sein Start-up macht.
»Sie meinen Corvina«, sage ich. »Der Erste Leser ist Corvina.«
Penumbra nickt. »Du kannst nicht mit hineinkommen« – er winkt zum dunklen Eingang hin – »aber wir können reden, wenn ich hier fertig bin. Wir müssen überlegen, welche Ausrüstung wir anschaffen … mit welchen Firmen wir zusammenarbeiten wollen. Ich werde deine Hilfe brauchen, mein Junge.« Er hebt den Blick und schaut mir über die Schulter. »Und du bist nicht allein, nicht wahr?«
Ich schaue auf die andere Straßenseite der Fifth Avenue, wo Kat und Neel stehen, uns zusehen und warten. Kat winkt.
»Sie arbeitet bei Google«, sage ich, »sie hat geholfen.«
»Gut«, sagt Penumbra und nickt. »Das ist sehr gut. Aber sage mir: Wie habt ihr diesen Ort gefunden?«
Ich grinse, als ich ihm antworte: »Computer.«
Er schüttelt den Kopf. Dann fährt er mit der Hand in seinen Mantel und zieht einen dünnen schwarzen Kindle heraus; er ist noch eingeschaltet und lässt markante Worte vor einem blassen Hintergrund erkennen.
»Sie haben ja einen«, sage ich lächelnd.
»Oh, mehr als einen, mein Junge«, sagt Penumbra und holt einen weiteren E-Reader hervor – es ist ein Nook. Dann noch einen, einen Sony. Und noch einen, mit der Aufschrift K OBO . Im Ernst? Wer hat einen K OBO ? Und ist Penumbra gerade mit vier E-Readern einmal quer durch die ganzen USA gefahren?
»Ich hatte einiges nachzuholen«, erklärt er und balanciert sie im Stapel. »Aber weißt du, der hier« – er zieht ein letztes Lesegerät hervor, diesmal ein superdünnes, blau umhülltes – »hat mir von allen am besten gefallen.«
Es hat kein Logo. »Was ist das?«
»Das?« Er dreht den mysteriösen E-Reader herum. »Mein Schüler Greg – du kennst ihn nicht, noch nicht. Er hat ihn mir für die Fahrt geliehen.«
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