Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)
Greg – die Quelle von Penumbras mysteriösem E-Reader! – sowohl Hardwareentwickler bei Google als auch Novize des Ungebrochenen Buchrückens im Ortsverband San Francisco. Wie sich außerdem herausstellt, ist er von unschätzbarem Wert. Er übersetzt zwischen Penum bras Buchhandlungsteam und den Googlern hin und her, erklärt der einen Gruppe Parallelverarbeitung und der anderen Folioformate.
Jad vom Bücherscanner ist auch unersetzlich, weil er das nämlich schon mal gemacht hat. »Es wird Fehler bei der OCR -Erkennung geben«, erläutert er. »Zum Beispiel erscheint ein kleines f oft als s .« Er tippt die Buchstaben in seinen Laptop, damit wir sie nebeneinander betrachten können. »Ein kleines rn sieht aus wie ein m . Manchmal wird ein A zu einer 4 , eine Menge solches Zeug kann passieren. Wir müssen diese möglichen Fehler alle wieder ausgleichen.«
Fedorov nickt und wirft ein: »Und die optischen Eigenvektoren von dem Text natürlich auch.«
Die Googler starren ihn verständnislos an.
»Wir müssen auch die optischen Eigenvektoren von dem Text wieder ausgleichen«, wiederholt er, als würde er etwas völlig Offensichtliches feststellen.
Die Googler blicken zu Greg hinüber. Auch er starrt verständnislos.
Igor hebt eine dürre Hand und sagt artig: »Ich glaube, wir könnten eine dreidimensionale Matrix der Tintensättigungswerte erstellen?«
Fedorovs weißer Bart spaltet sich zu einem breiten Grinsen.
Ich bin mir nicht sicher, was passiert, wenn Google M ANVTIVS knackt. Natürlich weiß ich, was schon mal nicht passiert: Penumbras verblichene Brüder und Schwestern werden nicht von den Toten auferstehen. Sie werden nicht wieder auftauchen. Sie werden nicht einmal Jedi-mäßige, spektralblaue Gastauftritte haben. Das richtige Leben hat keine Ähnlichkeit mit den Drachenlied-Chroniken .
Aber die Sache könnte trotzdem Schlagzeilen machen. Ich meine, ein geheimes Buch des ersten großen Verlegers, digitalisiert, dechiffriert und öffentlich gemacht? Gut möglich, dass die New York Times darüber bloggen würde.
Wir beschließen, dass wir die ganze Gemeinschaft aus San Francisco nach Mountain View einladen sollten, um dabei zuzuschauen. Penumbra überträgt mir die Aufgabe, die Mitglieder zu benachrichtigen, die ich am besten kenne.
Ich fange bei Rosemary Lapin an. Ich klettere den steilen Weg zu ihrer Hobbit-Höhle im Berg hinauf und klopfe dreimal an die Tür. Diese öffnet sich nur einen kleinen Spalt, und ein einziges großes rundes Lapin-Auge blinzelt zu mir heraus.
»Oh!«, quietscht sie und zieht die Tür bis zum Anschlag auf. »Sie sind das! Haben Sie, besser gesagt, sind Sie – beziehungsweise – was ist passiert?«
Sie führt mich hinein, öffnet Fenster und versucht mit den Händen wedelnd den Haschgeruch zu vertreiben, und ich erzähle ihr die Geschichte bei einer Tasse Tee. Ihre Augen sind weit und wissbegierig aufgerissen; ich spüre, wie sie sich am liebsten gleich zum Lesesaal begeben und eine dieser schwarzen Roben anziehen würde. Ich sage ihr, das sei vielleicht gar nicht nötig. Ich sage ihr, dass das große Geheimnis des Ungebrochenen Buchrückens möglicherweise in ein paar Tagen entschlüsselt sein wird.
Ihr Gesicht ist ausdruckslos. »Na, das ist ja ein Ding«, sagt sie schließlich.
Ehrlich gesagt hätte ich ein bisschen mehr Begeisterung erwartet.
Ich erzähle es Tyndall, und seine Reaktion ist besser als die von Lapin, aber ich bin mir nicht sicher, ob seine Freude der bevorstehenden Enthüllung gilt oder ob er nicht grundsätzlich auf alles so reagiert. Wenn ich ihm erzählen würde, dass sie bei Starbucks einen neuen Latte mit Bücher aroma einführen wollen, würde er auch sagen:
»Fabelhaft! Grandios! Enorm!« Seine Hände befinden sich auf seinem Kopf, wühlen sich durch die Knäuel grauer Locken. Er läuft in seiner Wohnung auf und ab – ein winziges Einzimmerapartment in Meeresnähe, wo man hören kann, was sich die Nebelhörner gegenseitig zuraunen –, beschreibt schnelle kleine Kreise, streift die Wände mit den Ellenbogen und verrückt dabei die gerahmten Fotos, die dort hängen. Eins fällt scheppernd zu Boden; ich bücke mich und hebe es auf.
Es zeigt eine Straßenbahn in einem absurd steilen Winkel, die komplett mit Passagieren vollgestopft ist, und ganz vorn, in einer schicken blauen Uniform, ist Tyndall: jünger und schlanker, mit einem Haarschopf, der nicht grau, sondern schwarz ist. Er grinst über das ganze Gesicht, lehnt sich weit aus der
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