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Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)

Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)

Titel: Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward O. Wilson
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durchführt oder bewusst von einem Sektor zum anderen springt. Eine Eigenschaft großer Kunst besteht darin, dass sie in der Lage ist, die Aufmerksamkeit so von einem ihrer Teile auf einen anderen zu führen, dass es gefällig, informativ und provokant wirkt.

    26.4 Die Komplexität der «primitiven» Kunst situiert sich typischerweise nah an der des höchsten Erregungsgrads. Die Ruder wurden von Dorfbewohnern in Surinam geschaffen.
    In einen anderen Bereich der visuellen Kunst fällt die Biophilie, also der Umstand, dass Menschen sich aus einem angeborenen Bedürfnis heraus auch zu nichtmenschlichen Lebewesen hingezogen fühlen und die Nähe zur Natur suchen. In Studien zeigte sich, dass Menschen, die sich frei für die Lage ihrer Wohnung oder ihres Arbeitsplatzes entscheiden konnten, sich ungeachtet ihrer Herkunft zu einer Umwelt hingezogen fühlen, die drei Merkmale vereint (und Landschaftsarchitekten und Immobilienmakler greifen diese intuitiv auf): Sie möchten von einer Anhöhe hinunterblicken können, mögen am liebsten offenes, savannenartiges Gelände mit verstreuten Bäumen und Baumgruppen, und sie wollen in der Nähe eines Gewässers sein, also an einem Fluss, einem See oder dem Meer. Selbst wenn alle diese Elemente rein ästhetischen und keinerlei funktionalen Wert haben, bezahlen Wohnungskäufer erhebliche Summen für einen solchen Blick.

    26.5 Grafische Kunst und ihre Muster bewegen sich häufig am automatischen maximalen Erregungsgrad, so wie die Wörter, die Darstellung des Gehirns und links unten das Logo des Verlags illustrieren.
    Mit anderen Worten, die Menschen ziehen es vor, in solchen Umgebungen zu leben, in denen unsere Art sich in Afrika über Millionen von Jahren hinweg entwickelt hat. Instinktiv sammeln sie sich am Savannenwald (Parklandschaft) und Übergangswald, überblicken aus sicherem Posten gewisse Distanzen und zuverlässige Nahrungs- und Wasserquellen. Das ist keinesfalls ein seltsamer Zufall, wenn man es als biologisches Phänomen betrachtet. Alle beweglichen Tierarten lassen sich von Instinkten leiten, die sie in Lebensräume führen, in denen ihre Überlebens- und Fortpflanzungschancen am größten sind. Es ist keineswegs überraschend, dass der Mensch in der relativ kurzen Zeitspanne seit der Jungsteinzeit diese uralten Bedürfnisse noch nicht vollständig verlernt hat.[ 70 ]

    26.6 Vom Menschen von Natur aus bevorzugte Habitate üben einen signifikanten Einfluss auf die Landschaftsarchitektur aus. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Vorlieben sich während der prähumanen Evolution im afrikanischen Savannenwald herausgebildet haben. Bevorzugt werden Siedlungen in erhöhter Lage in Reichweite eines Gewässers und mit Blick auf eine fruchtbare Parklandschaft (und auf große Tiere, selbst wenn es nur Skulpturen sind). In diesem Beispiel sehen wir den Hauptsitz von Deere & Company in Moline, Illinois.
    Wenn es überhaupt einen Grund gibt, Geistes- und Naturwissenschaften stärker einander anzunähern, dann den, dass wir die wahre Natur der menschlichen Sinneswelt verstehen und sie von derjenigen der übrigen Lebensformen abgrenzen müssen. Doch spricht für die Verständigung zwischen den großen Fakultäten der Wissenschaft auch ein weiterer, noch bedeutenderer Grund: Es liegen heute überzeugende Belege dafür vor, dass sich das menschliche Sozialverhalten durch Multilevel-Evolution genetisch entwickelt hat. Erweist sich dieses Verständnis als richtig, und immer mehr Evolutionsbiologen und Anthropologen sind dieser Ansicht, so können wir davon ausgehen, dass der Konflikt zwischen Verhaltensweisen, die von der Individualselektion, und solchen, die von der Gruppenselektion gefördert werden, andauert. Selektion am Individuum führt tendenziell zu Wettbewerb und egoistischem Verhalten zwischen Gruppenmitgliedern in den Bereichen Status, Paarung und Ressourcensicherung. Die Selektion zwischen Gruppen dagegen lässt eher selbstloses Verhalten aufkommen, das sich in mehr Großzügigkeit und Altruismus ausdrückt, und das wiederum fördert besseren Zusammenhalt und die Stärke der Gruppe insgesamt.
    Die einander entgegenwirkenden Kräfte der Multilevel-Selektion führen unausweichlich zu einer ständigen Ambiguität im Geist des einzelnen Menschen, und so gibt es zahllose Szenarien, in denen sich Menschen binden, lieben, zusammenschließen, betrügen, miteinander teilen, sich aufopfern, stehlen, täuschen, belohnen, bestrafen, aneinander appellieren und übereinander

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