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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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Baseballschläger zu bewaffnen und ihn mit tödlichem Ausgang einzusetzen, weil Sie eine Rose verloren haben?« Harkness hielt inne. »Ob nun Strauch oder Kletterrose?«
    »Ich habe nicht wegen der Rose zugeschlagen. Ich habe zugeschlagen, weil er mich mit der Säge angreifen wollte.«
    »Aha. Wie hoch hatte Bateman die Säge erhoben, als Sie zuschlugen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich sah eine Bewegung und reagierte darauf. Wie ich schon sagte, ich dachte, er würde mich angreifen«
    Plötzlich stand Harkness auf und schob den Stuhl nachhinten. »Wie hat er das wohl mit einem zweiundzwanzig Zentimeter langen Sägeblatt gemacht? Hat er die Säge hoch erhoben und dann wie mit einem Säbel auf Sie eingeschlagen?« Harkness führte die Bewegung vor. »Ich glaube nicht. Nicht viel Schwung – nicht mit so einem kurzen Blatt –, außerdem hätte er schon sehr, sehr nahe sein müssen, um irgendwelche Verletzungen herbeizuführen. Da ist es wohl wahrscheinlicher, dass er die Säge wie einen Dolch eingesetzt hätte, um Ihnen Schaden zuzufügen – etwa so.«
    Er schob seine Hand in einer Reihe von schnellen, zustechenden Bewegungen vor, dann setzte er sich wieder. Harkness war außer Atem und hielt kurz inne, ehe er fortfuhr.
    »Sie wären vielleicht in Gefahr gewesen, wenn das Opfer eine Vorwärtsbewegung mit dem Arm gemacht hätte, aber eine solche Bewegung gab es nicht, richtig? Sie sagen, er habe nur die Hand
gehoben
, ist das korrekt?«
    »Ich sah, wie sich sein Arm nach oben bewegte. Ich wusste nicht, ob das die Einleitung zu einem Schlag oder zu einer Stichbewegung war. Ich fühlte mich bedroht und holte mit dem Schläger aus.«
    Walter war zufrieden. Henry hielt sich an die Strategie.
    Harkness nahm eine Akte in die Hand und blätterte darin herum. Die Stille wirkte bemüht, ein offenkundiger Versuch, die Spannung zu erhöhen.
    »Wie ich sehe, hatten Sie und Mr Bateman schon öfter miteinander zu tun, Mr Cage. Zweifellos ein unangenehmer Mensch, der Sie seit vielen Monaten verfolgte. Nachden Unterlagen zu urteilen, war die Polizei leider nicht in der Lage, Ihnen den Schutz zu bieten, den Sie verdient hätten. Sie waren doch sicher enttäuscht darüber?«
    »Manchmal, ja. Aber ich verstehe, dass die Polizei Beweise braucht, bevor sie eingreifen kann.«
    »Das hat Sie doch sicher wütend gemacht?«
    »Ich war wütend auf Bateman, nicht auf die Polizei.«
    »Und waren Sie auch heute Morgen im Garten wütend? Sie haben bei der ersten Vernehmung ausgesagt, Sie seien wütend gewesen, weil er eine Rose umgesägt hatte, die Sie und Ihre Ex-Frau« – er schaute in die Akte und suchte nach dem Namen – »Nessa vor dreißig Jahren gepflanzt hatten. Ich weiß, dass sie kürzlich verstorben ist. Mein Beileid.«
    Harkness klappte die Akte zu.
    »Wie fühlten Sie sich, als Sie sahen, was er mit der Rose gemacht hatte, die Ihnen offenkundig viel bedeutet – Ihnen beiden viel bedeutet hat?«
    Die Strategie war offensichtlich; ein billiger Versuch, ihn aus der Reserve zu locken, mit seinen Gefühlen zu spielen; Henry wusste die richtige Antwort darauf.
    ›Aufgebracht‹ lautete das Wort, das er suchte; ein passives, vernünftiges Wort wie eine Wollstrickjacke, aber es beschrieb nicht, was Henry gefühlt hatte. Selbst ›Wut‹ wurde diesem Gefühl nicht gerecht; er hatte Zorn verspürt – brennenden, rachsüchtigen Zorn. Die Vernichtung der Rose war ihm wie ein Angriff auf Nessa erschienen, ein Angriff auf ihrer beider Geschichte.
    »Ich war sehr wütend.«
    »Waren Sie immer noch wütend, als Sie zuschlugen?«
    »Ich dachte, er würde mich mit der Säge angreifen.«
    »Waren Sie immer noch wütend, als Sie ihm den Schläger an den Schädel hauten?«
    »Ich habe nicht auf seinen Kopf gezielt. Ich habe ihn an der Schulter getroffen, von dort ist der Schläger abgeprallt und gegen seinen Kopf geknallt.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Mr Cage. Waren Sie immer noch wütend, als Sie ihn schlugen?«
    Henry zögerte. Er war nur noch ein Wort von der Rettung entfernt, doch das Wort einfach auszusprechen, schien ihm wie eine billige Simplifizierung. Er wollte sich so exakt wie möglich ausdrücken.
    »Ich war mir meines Zustandes in dem Augenblick durchaus nicht voll bewusst. Das war nicht der Zeitpunkt für eine Selbstanalyse.«
    Henry hatte sich die Verachtung in der Stimme nicht ganz verkneifen können.
    »Ich wiederhole die Frage, Mr Cage. Waren Sie wütend, als Sie zuschlugen? Alles, was ich brauche, ist ein Ja oder ein

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