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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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fort seinund nach Norfolk geschafft werden – in ein Haus, das Nessa nie gesehen hatte.
    Henry machte eine Bestandsaufnahme.
Das Bett, das komfortabelste, das sie je besessen hatten. Als sie es bei Heal gekauft hatten, musste es durchs Fenster hineingehoben werden, da es für das Treppenhaus zu groß war.
Die Kommode aus Walnussholz, die sie zusammen in der Pimlico Road gekauft hatten. Nessa hatte die beiden oberen Schubladen benutzt. Seit sie ausgezogen war, waren sie leer geblieben.
»Die drei Badenden«, ein Ölgemälde von Bernard Meninsky. Das hatten sie sich in dem Jahr selbst zu Weihnachten geschenkt, als das Geschäft zum ersten Mal Profit machte. Statt eines Spiegels hing es gegenüber vom Bett. »Hübschere Körper«, hatte Nessa befunden.
Der venezianische Spiegel neben der Tür. Den hatte er bei einer Händlerin in Marylebone gekauft, einer älteren Dame mit einem Herz aus Stein. Zu Hause hatte Nessa sofort erkannt, dass der Spiegel nicht der Beschreibung auf der Rechnung entsprach, hatte aber gesagt, das sei egal, weil der Spiegel an sich sehr schön sei, ob nun echt oder nicht.
Eine kleine hölzerne Schachtel mit Schiebedeckel auf dem Kaminsims. Auf der Schachtel sah er das Dreieck aus mit Buchstaben versehenen Karten. Die Worte konnte er auswendig. »Ich falle nicht um.« Die Schachtel hatte er in einem von Nessas Koffern gefunden undsie mit nach London gebracht; er wollte sie bei sich haben. Sie hat sie wohl dem Besitzer des Cottages abgekauft, dachte Henry – Nessa hätte niemals etwas gestohlen … Die Lider wurden ihm schwer. Das kann ich nicht die Möbelpacker einpacken lassen, das nehme ich im Auto mit …
    Irgendwo zwischen Wachen und Schlafen hörte er ein leises, rhythmisches Geräusch.
    Hin und her, zwei regelmäßige, sich wiederholende Noten. Henry ging ans Fenster, doch die Rose versperrte ihm die Sicht. Das Geräusch war gedämpft, aber beharrlich, und es kam aus dem Vorgarten.
    Henry zog seinen Hausmantel über. Auf halber Treppe machte er kehrt und holte aus Furcht vor einem Eindringling seinen Baseballschläger. Wahrscheinlich nur ein Nager mit seiner Beute, dachte er, aber er wollte lieber sichergehen. Leise öffnete er die Haustür.
    Da war es wieder, das Geräusch. Aus der Nähe klang es eher raspelnd – ritze-ratze, ritze-ratze. Henry trat auf den Weg hinaus. Er sah nach links hinüber, woher das Geräusch kam. Am Fuß der Rose kauerte eine dunkle Gestalt, zu groß für eine Frau.
    Henry sah kurz die Klinge einer gebogenen Handsäge aufblitzen. Verdammt, da sägte jemand den Stamm der
Banksia
durch.
    »Was zum Teufel machen Sie da? Diese Rose ist dreißig Jahre alt, um Himmels willen!«
    Voller Bestürzung hörte er seine eigenen Worte. Nochin den extremsten Situationen hörte er sich an wie ein Parkwächter.
    Der Mann drehte sich um und erhob sich. Henry erkannte ihn, noch bevor er sich ganz aufgerichtet hatte.
    »Noch älter wird die jetzt bestimmt nicht mehr.«
    Der Mann grinste. Er tat einen Schritt auf Henry zu.
    »Sie sind ja verrückt, die Polizei weiß alles über Sie.«
    »Was ist denn schon groß passiert, Mr Cage?«
    Er kam näher.
    »Zerstörung eines Rosenstrauchs? Das macht was – sieben Tage Sozialstunden vielleicht?«
    Wieder tat er mit der Säge in der Hand einen Schritt auf Henry zu.
    »Außerdem war ich überhaupt nicht hier. Sie haben mich nie gesehen, richtig?«
    Ein weiterer Schritt. Das Grinsen war verschwunden. Der Mann spuckte die Worte wütend aus.
    Henry wich zurück und stellte sich instinktiv breitbeiniger hin. Er behielt die Säge in Batemans Hand im Auge.
    »Sie haben ein paar Fotos zurückgegeben, hab ich gehört?«
    Er kam näher.
    »Sie stecken Ihre verdammte Nase nicht in meine Angelegenheiten, haben Sie verstanden?«
    Bateman war nun so nah, dass Henry den Saft der Pflanze an der Säge riechen konnte.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    Henry sah, wie die Handsäge gehoben wurde, undholte mit dem Baseballschläger aus, um den Schlag zu parieren.
    Er war größer als Colin Bateman; der Schläger landete auf Batemans Schulter; von dort prallte er nach oben ab und schmetterte direkt über dem linken Ohr gegen den Kopf.
    Mit der Säge in der Hand ging Bateman zu Boden.
    Henry blieb einen Augenblick schwer keuchend stehen und ging dann zurück ins Haus.
    Er rief die Notrufzentrale an, bat um einen Krankenwagen, dann meldete er den Vorfall der Polizei.
    Er wartete draußen neben dem Weg auf die Beamten. Er hatte genug Lebenserfahrung, um zu erkennen,

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