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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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Begegnungen mit Bateman drin sein, aber man wird sehen.«
    Henry blickte auf. »Es war Notwehr.«
    »Ja, daran zweifle ich nicht.« Walters Stimme klang wärmer. Sie kamen nun in eine entscheidende Phase ihrer Unterhaltung.
    »Allerdings ist das durchaus nicht eindeutig, und bevor wir zu dem Verhör gehen, möchte ich, dass du verstehst, was das Gesetz als Notwehr anerkennt. Richtig verstehen, meine ich, denn es gibt nur eine Rechtfertigung für Notwehr, und falls deine Darstellung davon abweicht, war’s das.«
    Walter hielt inne, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Deine einzige Verteidigung besteht darin, dass du den Eindruck hattest, bedroht zu werden, und daraufhin verhältnismäßige Schritte unternommen hast, um dich zu verteidigen.«
    »Nun, ich wurde ja bedroht. Er hatte die Säge in der Hand.«
    »Richtig … aber dann wäre da noch die Frage, ob der Mann beabsichtigt hat, sie auch zu benutzen.«
    »Was sollte ich denn machen – warten, bis er mir damit die Kehle aufschlitzt, nur um sicherzugehen?«
    Walter blieb geduldig. »Das ist genau die Stelle, an deres um die Verhältnismäßigkeit der Mittel geht – das Gesetz würde wohl davon ausgehen, dass es unverhältnismäßig ist, bei einem Schlag mit dem Baseballschläger gleich mit dem Tode zu rechnen.«
    »Das habe ich auch so gesehen.«
    »Dennoch möchte ich dich vor der Art von Fragen warnen, die man dir stellen wird. Einige Fragen werden feindselig klingen, aber nicht unangemessen sein. Die Polizei wird sich dafür interessieren, in welcher geistigen Verfassung du warst, als du ausholtest. Falls die Polizei glaubt, du hättest aus Wut oder Rache gehandelt, wird es wohl zu einer Anklage kommen.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Die Wahrheit. Ich gebe dir hier keine Nachhilfe – ich weise dich nur darauf hin, dass es nach dem Gesetz nicht als Notwehr gilt, wenn man aus Wut oder Rache handelt, wohl aber, wenn man sich bedroht fühlt und Angst hat.«
    Henry schaute verwirrt. »Und was, wenn diese Gefühle sich vermischen?«
    »Das tun sie häufig, aber es gibt immer ein vorherrschendes Gefühl. Hättest du zugeschlagen, wenn er die Säge fallen gelassen hätte?«
    »Nein.«
    »Aber die Rose wäre trotzdem hin gewesen. Die Strafverfolgung hätte Monate gedauert. Du wärst immer noch wütend gewesen.«
    »Ja, aber …«
    »Aber du hättest dich nicht mehr bedroht gefühlt.«
    »Ich verstehe.«
    »Die Beamten werden sich auch dafür interessieren, ob deine Notwehr verhältnismäßig war. Ein Baseballschläger gilt als Angriffswaffe, und man wird beurteilen, ob dieser Einsatz unverhältnismäßig war.«
    »Himmel, ich bin hier das Opfer. Er hat mich angegriffen.«
    »Ein Mann ist tot, Henry. Um diese Tatsache kommen wir nicht herum.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Es wäre auch hilfreich, dein Bedauern über den Ausgang dieser nächtlichen Ereignisse zu Protokoll zu geben, falls du dieses Bedauern verspürst. Wobei ich mir sicher bin, dass dem so ist.«
    »Ich wollte, dass er verschwindet, nicht, dass er stirbt. Ich habe ihm gegen die Schulter geschlagen, nicht auf seinen Kopf gezielt.«
    Zum ersten Mal wirkte Henry fassungslos. Der Adrenalinschub war vorbei, und er ließ den Kopf hängen, um seine Tränen zu verbergen. Er hatte einen Menschen getötet, unabsichtlich zwar, aber es war geschehen.
    Walter sprach weiter, betonte noch einmal einige Punkte und ließ Henry Zeit, sich wieder zu fassen.

    Zwei Beamte führten das Verhör durch. Henry wurde auf seine Rechte hingewiesen, das Verhör aufgezeichnet. Henry hatte diese Szene schon so oft im Fernsehen gesehen, dass es ihm schwerfiel, das Ganze ernst zu nehmen.
    Der Hauptakteur war Detective Inspector Harkness, ein junger Mann mit Birminghamer Akzent und gegeltemHaar, das ein wenig zu lang war, um igelig zu wirken. Henry nahm an, dass er als Hochschulabsolvent zur Polizei gegangen war und nur sehr wenig Zeit bei der uniformierten Polizei verbracht hatte. Er trug einen schwarzen Anzug und war in mehr als nur einer Hinsicht zugeknöpft.
    »Mr Cage, könnten Sie uns bitte noch einmal sagen, welchen tatsächlichen Schaden das Opfer an Ihrem Besitz angerichtet hatte, bevor Sie den Mann heute Morgen stellten?«
    »Er hatte an der Vorderseite meines Hauses eine Rose zerstört.«
    »Einen Rosenstrauch?«
    »Genau genommen eine Kletterrose, keinen Strauch.«
    »Aber das ist doch nur eine Pflanze, richtig? Nicht sonderlich selten oder wertvoll?«
    »Nein.«
    »Halten Sie es für angemessen, sich mit einem

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