Die Spiele des Computer-Killers
und einem Brunch aus Toast und Käse fühlte ich mich gar nicht so übel. Ich hatte ein bißchen Kopfschmerzen, und der Mund tat mir weh, aber schlecht war mir nicht. Das konnte ich nicht ausstehen; die saure Übelkeit eines Katers war schlimmer, als gar nicht zu trinken — beinahe jedenfalls. Ich duschte und ging zurück in mein Zimmer, um einen Bikini oder einen Badeanzug herauszusuchen, der halbwegs genügen würde. Es war elf Uhr vormittags; die Sonne stand schon hoch am Himmel und brannte auf den Garten mit seinem vergilbten Gras und den Gänseblümchen herunter, der bis ans stille Wasser des Kanals hinter dem Haus hinunter reichte. Die alte Lady, die im Souterrain wohnte, hatte den Garten, aber Richard hatte sich darüber eine rosa-graue Sonnenveranda gebaut. Sie war wie ein kleines Stück Mittelmeer, das seine Küche mit den würzig duftenden grünen und silbernen Kräutern versorgte und sein Auge mit scharlachroten Geranien in Terracotta-Töpfen entzückte. Ich stand draußen in der Sonne und klappte einen gestreiften Liegestuhl auseinander, als es an der Haustür läutete. Es war mein alter Freund Warren.
»Schon gefrühstückt?« fragte ich ihn.
»Kann ich reinkommen?« antwortete er.
Ich sagte, Richard sei in seinem Zimmer, ließ ihn an der Tür stehen und schlenderte zurück zu meinem Drink.
Er folgte mir und sah zu, wie ich mich zurücklehnte und entspannte. »Dein Mund sieht nicht so schlimm aus. War er das? David?« fragte er und schaute auf mich herunter.
»Du stehst mir in der Sonne«, erwiderte ich.
Er trat beiseite, und die helle Wärme strahlte auf meine tablettenweiße Haut. Ich schloß die Augen hinter der dunklen Sonnenbrille. Ich würde ihm nicht erzählen, daß ich arbeitete, daran arbeitete, am Leben zu bleiben.
»Was trinkst du da?« fragte er.
Ich ließ den Arm seitwärts herunterfallen und klapperte mit den Eiswürfeln in dem Glas, das unter dem Liegestuhl im Schatten stand.
»Saft.«
»Oh.«
»Überrascht?«
»Bloß durstig.«
»Bedien dich.«
Das tat er nicht. Ich öffnete die Augen hinter den Brillengläsern. Er stand zurückgelehnt da, die Hände hinter sich auf der niedrigen Mauer, die die kleine Veranda umgab, und hatte den grauen Sozialwohnungsblocks und dem blauen Himmel jenseits davon den Rücken zugewandt. Er trug ein weites weißes T-Shirt aus reiner Baumwolle, das im leichten Wind ein bißchen flatterte, sich über den schlanken Konturen von Brust und Bauch blähte und wieder anschmiegte. Das Rauschen des Verkehrs auf der Straße am Park schwoll an und wieder ab und mischte sich mit gelegentlichem Vogelgesang aus der Dachrinne über uns und aus dem Garten unten. Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas und ließ mich wieder zurücksinken.
»Früher warst du diskret, Warren. Was ist passiert?«
»Hab’ ich eben mir ihr geschlafen. Na und?«
»Um dich über Richard lustig zu machen?«
»Es war ihre Wahl. Sie gehört niemandem.«
Ich haßte ihn, weil er das Richtige gesagt hatte. Das gleiche hätte ich gestern abend zu Richard sagen sollen. Ich hätte ihm sagen sollen, was ihm in Wirklichkeit auf die Nerven gehe, sei Warren, und daß er vor allem nicht gegen ihn verlieren wollte. David Jones ging es genauso. Ich konnte es ihnen nicht mal verdenken; ich wußte schließlich selbst, wie das war.
»Also, was hast du ihr erzählt?«
Er gab keine Antwort. Er schien den struppigen Rasen dort unten interessanter zu finden.
»Hat sie Insider-Informationen zu der Story von dir bekommen? Muß ja wohl. Du hast es ihr bestimmt erzählt. Du Würdest sie nicht einfach bumsen und dann nichts rausrücken, oder? Na, kann man ihr nicht verdenken. Eine Story wie diese könnte ihr die Türen zu den überregionalen Zeitungen öffnen. So eine Gelegenheit kann ein Mädchen nicht einfach verstreichen lassen, nicht wahr? Oder hast du ihr erzählt, du wärest reich? Ja, das hätte auch funktioniert. Es kann ja nicht alles weg sein. Nein... das kann nicht sein nicht bei einer Suite im Savoy. Der Job allein hätte nicht gereicht. Ich meine, >Sicherheitsabteilung<, das bringt’s ja wohl nicht, oder? Da muß noch was übrig sein, bei all den Klamotten und dem schicken Hotel.«
Er hielt den Blick gesenkt, bis er sicher war, daß ich fertig war. Dann blickte er am Haus hinauf und betrachtete die Details, Ziegel für Ziegel. Die Zeit verging, und obwohl ich in der grellen Sonne gern die Augen geschlossen hätte, beobachtete ich ihn und wartete, bis er sprechen mußte.
»Du glaubst also
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