Die Spiele des Computer-Killers
selbst war kaum in der Lage, sich in ein Gesellschaftsleben einzuschmuggeln, das sich auf den Parties reicher Medienleute abspielte.
»Woher weißt du, daß sie zusammen weggegangen sind?«
Richard hob den massigen Kopf und starrte mich an wie ein toleranter Bluthund.
»Kein >Bis später« fragte ich.
»Nein.«
»Wie kam es, daß sie mit ihm wegging?«
»Er sagte: >Kommst du mit?<, und sie kam mit, denke ich.«
»Sie kommt mit dir und geht mit ihm. Oh, schlechte Manieren.«
»Schlimmer als das, George.«
Richards feuchte Augen starrten mit schweren Lidern düster über das Glas hinweg. Er packte die Flasche beim Hals, beugte sich herüber und schenkte mir ein großzügig bemessenes Quantum Brandy ein. »Weiber. Verflucht nochmal«, sagte er. »Machst du dir eine Regel, finden sie bestimmt eine Möglichkeit, dich dazu zu bringen, daß du dagegen verstößt.«
»Moment mal«, sagte ich.
»Nichts da, Moment mal. Kannst ihnen nicht vertrauen. Nie. Kannst ihnen nicht vertrauen.«
»Ach, hör auf. Du bist versetzt worden. Ende der Geschichte.«
»Danke.«
Ich schaute, aufmerksam geworden, auf Richards gesenkten Kopf. »Wie nah wart ihr euch?«
»Sehr nah. Wir waren ein Team.«
»Ein Team? Ein richtiges Paar etwa?«
Richard nickte kläglich und blubberte in seinen Brandy. »Ich weiß nicht. Sie ist so schön, George, und komisch und süß...«
»Aber nicht loyal.«
»Nein, nicht loyal.«
Er schüttelte den Kopf, und ich faßte mich an meinen. Es hatte sich manches geändert, seit Diane und ich unser kleines Schwätzchen in der Bar der IPEX gehalten hatten. Noch vor zwei Wochen hatte Diane Shine die Knie aneinandergerieben, wenn sie nur an ihn dachte. Sie hatte schnell gearbeitet, und sie hatte ihn gekriegt. Er mußte eine höllische Enttäuschung für sie gewesen sein, wenn sie so schnell wieder ausstieg. Abgesehen von allem anderen, konnte er ihre Karriere bei der Technology Week beschleunigen und ebenso rasch beenden. Das allein hätte es wert sein müssen, ihm wenigstens einen Monat lang etwas vorzuspielen. Es sei denn, natürlich, sie hätte etwas Besseres in Aussicht.
»Und gegen welche Regel hat sie dich verstoßen lassen?« fragte ich.
»Weißt du doch. Fang nie was mit Leuten an, mit denen du arbeitest.«
»Sie hat dich dazu gebracht. Du wolltest natürlich nicht.«
»Hä?«
»Andere vermutlich nicht?«
»Andere was?«
»Regeln.«
»Sie ist eine Frau, der man nur schwer etwas abschlagen kann, George.«
»Ach, jetzt hör schon auf. Was hast du ihr erzählt?«
»Was?«
Am liebsten hätte ich Richard beim welken Kragen seines feuchten Polohemdes gepackt und ihn über den Tisch gezerrt. Der Arger in meinem Tonfall erschreckte ihn, so daß er mir größere Aufmerksamkeit widmete. Sein zerknautschtes Gesicht wabbelte ein bißchen, und seine rotgeränderten, ratlosen Augen blinzelten ein-, zweimal, als leuchte ihm jemand in der Finsternis unter einer dicken Wolldecke mit einer Lampe ins Gesicht.
»Richard«, sagte ich, »hast du ihr von meiner Story erzählt?«
Er stützte sich auf seine Ellbogen und legte die Hände vor die Augen.
»Hat sie dich danach gefragt?«
»Ich nehm’s an. Ja, ich nehm’s an«, sagte er, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen.
»Na, ich danke dir. Vielen herzlichen Dank.« Ich kippte den Rest meines Brandys in die Spüle.
Dann ging ich in mein Zimmer und nahm den Telefonhörer ab. Es dauerte eine Weile, bis Warren sich meldete.
»Bist du das?« fragte er.
»Ist sie noch da?«
»Ja.«
»Ist sie wach?«
»Nein.«
»Weck sie auf.«
»Komm schon, George.«
»Weck sie auf.«
Nach ungefähr dreißig Sekunden höre ich Dianes trockene Stimme. »Hallo?«
»Was hat Warren dir erzählt, was du wissen wolltest?«
»Was?«
»Oder hast du ein bißchen härter arbeiten müssen?«
»Hör mal...«
»Du hörst. Das ist meine Story. Verstanden?«
»Kein Gesetz sagt, daß es so sein muß.«
»Nein, aber sagen wir einfach, deine Tarnung ist aufgeflogen.«
»Hat das alles nicht Zeit bis Montag morgen?«
»Nein. Da wirst du zuviel zu tun haben.«
»Wieso?«
»Produktübersichten der letzten sechs Monate — wie hört sich das an?«
»Das werden wir noch sehen«, sagte sie. »Ach, und übrigens...«
»Ja?«
»Warren hier läßt ganz lieb grüßen.«
Ich legte den Hörer klickend auf die Gabel und starrte den Kasten auf meinem Schreibtisch an. Sie hatte alles.
Am nächsten Morgen stand ich spät, aber vor Richard auf, und nach zwei großen Tassen Tee
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