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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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mal, David, diese Maschine, die du da hast, in der wir beide sind — wie funktioniert die?«
    »Seltsam — du arbeitest mit virtueller Realität, und du fängst an, die Realität immer besser zu begreifen, in ihrer natürlichen Komplexität. Ich sehe dich da drin, wie ich dich geschaffen habe, einen Software-Trick mit Polygonen und Vektorgrafiken, die Form und Bewegung simulieren. Zu simpel. Bei dir konnte ich heute abend die Materialstruktur fühlen, die organischen Aspekte, als könnte ich dich auseinandernehmen und wieder zusammensetzen, nicht bloß als menschliches Fleisch, sondern als Teil des Universums, als Atome, Moleküle, Materie. Ich weiß nie vorher, wie ich mich fühlen werde. Es ist... es ist spontaner. Es wäre vollkommen gewesen, wenn du noch genauso ausgesehen hättest.«
    Das reichte. Ich schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante, und vor Schmerzen wäre ich beinahe sofort wieder zurückgekippt. Ungern hätte ich vorgeschlagen, daß der edle Wilde, wenn er mich denn schon wiedererschaffen hatte, auch gleich die Schmerzzentren in meinem Gehirn hätte abklemmen können. Ich stemmte die Hände fest aufs Bett und wuchtete mich hoch. Er beobachtete mich, als ich mich von ihm entfernte und nackt am Spiegel vorbeiging, leicht gebräunt bis auf die weißen Bikinistreifen. Das Wochenende in der Sonne hatte nicht gewirkt. Seine Frau hatte recht. Erotik spielt sich im Kopf ab. Es war das kranke Aussehen, das ich vor einer Woche gehabt hatte, was seine Fantasie entfesselt hatte. Er sagte, es sei nicht das gleiche, wenn ich blond und sonnenbraun war, aber das hatte ihn nicht daran gehindert, wieder Gott zu spielen. Ich brauchte nicht da zu sein, aber es war doch schrecklich hilfreich, vor allem, wenn er kein Nein zu akzeptieren brauchte.
    Ich schlüpfte in meine Sachen und bemühte mich, locker und entspannt auszusehen. Mein rechtes Bein war ein bißchen wackelig, und es erforderte echte Anstrengung, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. Sie konnte ihn haben, ihn in Scheiben schneiden, in glühende Folie wickeln — oder was immer die beiden sonst am liebsten taten — , solange er nur aus meinem Leben verschwand und sich zum Teufel scherte.
    Ich versuchte, vernünftig zu klingen und nicht zu wimmern, als ich sagte: »David, wir hätten uns anderswo treffen können. Warum bist du heute abend hergekommen? Richard und Diane, die hätten hier sein können, weißt du.« Es klang wie: Schatz, wenn jetzt die Kinder hereingekommen wären...
    Seine Finger zuckten umeinander und zerknickten imaginäre Streichhölzer, und seine Zunge glitt an der Innenseite seiner Lippen herum wie ein rundes Bonbon. Ich sah zu, wie er die Decke zurückwarf und sich ebenfalls anzog.
    Als er sprach, klang er zufrieden, ja, glücklich. Was er mir sagte, war so tröstlich wie eine blaue Decke, die mit Rasierklingen bestickt ist.
    »Ich mußte mich retten, das ist alles: dich für mich retten und mich selbst retten. Keine Sorge, jetzt wird alles gut.« Er zog den Reißverschluß an seiner Hose hoch. »Weißt du, das Ironische an der Sache ist, daß sie heute abend vollkommen gewesen wäre.«
    Er lächelte wie jemand, der die Morgensonne zum Fenster hereinblinken sieht und weiß, daß es ein schöner Tag werden wird. Er rührte mich nicht noch einmal an. Er verschwand in der Küche, nahm sich etwas zu trinken und ging.
     

  Julie Jones’ Tod brachte die Story über virtuellen Sex mit einem Knall ans Tageslicht. Sie erschien unter Dianes Namen in der Technology Week und unter meinem in den überregionalen Tageszeitungen, denn Robert Falk hatte davon gehört und sie mir zuerst gegeben. Diane mußte sich ihren niedlichen kleinen Arsch aufreißen, um da nachzukommen.
    Keines der Fakten, die sechs Wochen nach der Voruntersuchung präsentiert wurden, lieferte einen Beweis dafür, daß hier etwas nicht stimmte. Die Polizei hatte die Möglichkeit eines Selbstmords in Betracht gezogen, aber der Untersuchungsrichter wollte davon nichts hören. Julie Jones hatte keine Notiz hinterlassen, weder handschriftlich noch im Computer, die erklärt hätte, weshalb sie sich so deprimiert gefühlt hätte, daß sie sich das Leben nahm. Niemand, der sie kannte oder mit ihr zusammenarbeitete, konnte behaupten, daß sie nicht die normale Julie Jones gewesen war — wer immer das gewesen sein mochte; jedenfalls war es für alle eine große Überraschung, daß sie die Sexmaschine so oft benutzt hatte.
    Ihre unmittelbaren Verwandten

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