Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
ihr müsst doch schier platzen vor Neugier auf eure Braut! Euer Vater schrieb mir, als er mir euere Ankunft ankündigte, dass ihr euch noch nie begegnet seid.“
Johann verschlug es die Sprache. Er schaute den Abt an und erwartete, dass der Abt ihn anlächelte und sagte, „nur ein Ulk.“, aber außer einem Lächeln geschah nichts. Der Abt schaute ihn seinerseits erwartungsvoll an. „Nun, Ida, das Mündel des Vogtes von Isenburg, ist eine wahrhafte Blüte unter Gottes Sonne.“
„ Ida. Isenburg.“, murmelte Johann. „Ist nicht die Isenburg ein Sitz der Limburger Isenberger?“, fragte er den Abt und kramte in seinen Erinnerungen. „War nicht Friedrich von Isenberg der Mörder des Kölner Erzbischofs Engelbert?“ Ja, daher kannte Johann den Namen.
Der Abt runzelte die Stirn.
„ Das solltest du wissen als zukünftiger Burgvogt, auch wenn es nichts mit Ida zu tun hat. Es ist nun zwar schon über sechzig Jahre her, aber dennoch, die Geschichte wird noch heute oft erzählt – vielleicht weil sie nicht zuletzt schon Vorzeichen des Konfliktes war, dessen Ausgang erst in Worringen entschieden wurde.“, wieder verharrte der Abt eine Weile und sein Gesicht zeigte wieder die Schatten von Gram in seinen Zügen. Gedanken verloren fuhr er fort. „Damals kam es zum Streit zwischen dem Erzbischof und dem Isenberger um die Rechte am Stift Essen. Sie trafen sich, wohl um sich zu einigen, waren sie doch wie wir zwei Oheim und Neffe. Doch es kam zu keiner Einigung. Und auf der Rückreise nach Köln wurde dem Bischof Engelbert von Friedrich aufgelauert. Dieser beanspruchte das nach dem Sachsenspiegel geltende Recht für sich und wollte seinen Oheim eigentlich nur in Geiselhaft nehmen – wohl um ein nicht geringes Lösegeld zu erpressen oder aber um die ausstehenden Fragen zu seinen Gunsten zu klären -, aber bei dem Scharmützel wurde der Kirchenmann schwer verwundet und starb noch am selben Abend. Engelbert hatte sich damals viele Feinde gemacht unter den Adeligen dieser Region und sein Wille das kirchliche Köln noch mächtiger zu machen, machte ihn nicht beliebter. Aber der Mord an einem Bischof ging vielen doch zu weit und sein Tod blieb nicht ungesühnt. Friedrich wurde so sofort von Engelberts Nachfolger, Erzbischof Heinrich, geächtet und im folgenden Jahr gefangen genommen, nach Köln gebracht und dort zum Tode verurteilt. Er starb den eines Ehrenmannes unwürdigen Tod auf dem Rad. Man sagt, noch einen ganzen Tag habe Friedrich auf dem Feld vor dem Severinstor der Stadt auf sein Ende gewartet, bevor sich Gott endlich seiner erbarmte. Die Burg Friedrichs von Isenberg wurde ebenfalls von Heinrichs Getreuen geschliffen. Erst zur Amtszeit des nächsten Bischofs in Köln, Konrad von Hochstaden, wagte und schaffte es Friedrichs Sohn, dein Namensvetter Dietrich, eine neue Burg, diesmal ein paar Wegstunden weiter südlich, zu bauen.“
Vor Johanns Augen wurde die Geschichte lebendig. Dietrich kannte er. Er war der Burgherr der Hohenlimburg auf dem Schleipenberg, die seinem Zuhause, der Raffenburg, nur einen Steinwurf entfernt gegenüberlag.
„ Dietrich, der Isenberger – Friedrich war durch seine Heirat mit Sophia von Limburg auch ein Limburger geworden – wollte wohl im Zuge seines Erbstreites, der bis heute andauert, seinen Anspruch auf das Essener Frauenstift und die Region untermauern. Im wahrsten Sinne des Wortes.“, der Abt lächelte über seine eigenes Wortspiel, wurde aber schon beim nächsten Satz wieder ernst. Seine Stirn legte sich in Falten.
„ Aber auch hier kamen sich Erzbischof und Isenberger wieder in die Quere, und so dauerte es kaum drei Jahre, bis auch Dietrich wieder seinen Sitz an die Truppen des Widersachers abgeben musste. Seitdem wird die Festung im Namen des Erzbischofs verwaltet. Das solltest du doch über deine Braut schon wissen.“
Johann dachte nach.
„ Ja, natürlich, aber...“
„ ...eine Heirat ist nur eine Heirat.“, unterbrach ihn der Abt und sah Johann an. „Gute Ehen macht Gott, der Herr, nicht die Liebe und der Wunsch nach Sünde. Dein Vater tut gut daran, dich zu verheiraten. Gerade jetzt, wo die Plettenberger auf der, sagen wir mal, falschen Seite in diesen Konflikt eingetreten zu sein. Es kann nur gut für dich sein, das Geschlecht der Plettenberger zu sichern. Mit Erben und einer Burg weit vor der westfälischen Heimat. Und wenn dabei für dich als jüngeren Bruder faktisch noch eine Vogtei abfällt, umso besser. Dein Vater ist klug genug, das alles arrangiert zu
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