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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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zählen, doch er war nicht dumm. Als er den Tross am Nachmittag auf dem Markt gesehen hatte, brauchte er ja auch nur eins und eins zusammenzählen. Die Kleider hatte er erkannt. Er hatte sofort gewusst, dass der fremde Gast des Schwarzen sie getragen hatte. Aber dies allein war in keiner Weise ein Essen für den Schwarzen wert. War dem Räuber seine Geisel, und dies musste der Mann, den er vor zwei Tagen gesehen hatte, in Heinrichs Augen sein, tatsächlich entkommen, so wusste dies der Schwarze selbst und Heinrich hätte sich gehütet, in den nächsten Tagen in den Wald zu gehen. Er wusste, wie der Schwarze war, wenn er gute Laune hatte, da wollte er ihm nicht begegnen, wenn er schlechte hatte. Aber Heinrich hatte den Mann in den Kleidern der Geisel sofort erkannt. Johann von der Morgenpforte! Heinrich selbst hatte in auf der Raffenburg häufig genug gesehen und selbst einige Male mit ihm geredet. Und der von der Morgenpforte in den Kleidern eines Adeligen, das passte nicht zusammen! Sein Grinsen verschwand für einen Moment. Er dachte zurück an die Tage auf der Raffenburg. Das war ein anderes Leben. Ein Leben, das vor vielen Jahren abrupt geendet hatte und ihn als Bettler hierhin verschlagen hatte. Welche Ironie des Schicksals, dachte Heinrich. Ausgerechnet die Erinnerung an die Tage, die ihn so oft geschmerzt hatte und die er so oft aus seinem Kopf hatte herausreissen oder fort trinken wollen, war es heute, die ihn für die nächste Zeit satt machen würde. Wenn er es richtig anstellen würde, käme genug für ihn heraus, dass er wieder als Handwerker arbeiten könnte. Nicht hier, aber mit eigenem Werkzeug in einer großen Stadt. Dort wo ihn niemand kannte. Einfach neu anfangen. Ja, das war sein Traum. Heinrich seufzte und dachte über sein Hier und Jetzt nach. Als Bettler zu leben, bedeutete in diesen Zeiten, als Bettler zu sterben. Sicher, der Markttag zu Werden oder auch der des Stiftes ein paar Stunden Marsch weiter nördlich waren gut besucht und etliche Waren wechselten ihre Besitzer. Auch in diesen Tagen. Aber das mochte nicht darüber hinweg täuschen, dass der Krieg seine Spuren hinterlassen hatte. Die Ernten waren nicht üppig ausgefallen. Die Bauern gaben nur ab, was sie irgendwie entbehren konnten. Sofern sie überhaupt etwas entbehren konnten. Ihre Lehnsherren waren nämlich ihrerseits von den Landsfürsten für den Krieg arg gebeutelt und so erhöhte sie die Abgaben, die nun zusätzlich auf den Schultern der Bauernfamilien lasteten. Und wer durch seine eigene Last das Haupt zu tief beugen musste, blickte auch auf den Boden, wenn es darum ging, einen Bettler am Straßenrand zu sehen und ihm eine milde Gabe zukommen zu lassen. Heinrich war tief in seinen Gedanken versunken, als er plötzlich das Gefühl hatte, nicht länger allein in der Dunkelheit des Waldes zu sein. Er hielt inne und die Luft an. Eine Schwertklinge legt sich auf seine linke Schulter. Langsam drehte den Kopf und lugte in diese Richtung.
    „ Wenn das nicht unser teurer Heinrich, der Bettler, ist.“, sagte die Stimme.
    Heinrich kannte den Klang dieser Stimme. Er hatte sein Ziel erreicht.
    „ Bring mich zum Schwarzen.“, sagte er knapp. Er wusste, dass es sich nicht lohnte, mit den Männern des Schwarzen lange Gespräche zu führen.
    „ Heinrich, Heinrich, dass ist keine gute Idee.“
    „ Bring mich zum Schwarzen.“, wiederholte Heinrich langsam und mit überbetonter Geduld.
    Der andere setzte seine Ausführung, ohne auf Heinrichs Worte einzugehen, fort.
    „ Heinrich, der Schwarze schläft. Und er schätzt es nicht, wegen einer Bettelei geweckt zu werden. Das ist ein gut gemeinter Rat für dich. Geh lieber wieder. Und auch wenn es dann heute kein guter Tag für dich wird, Bettler. Es war auch kein guter Tag für den Schwarzen.“
    Jetzt drehte sich Heinrich um und schaute auf die Silhouette des Mannes, die sich im Dunkel des Waldes deutlich gegen den Hintergrund abzeichnete. Der andere stand keine zwei Schritte von ihm entfernt. Heinrich fragte sich kurz, wie er es sich immer fragte, wie es dem Schergen gelungen sein konnte, sich ihm unbemerkt bis auf so kurze Distanz zu nähern. Er verwarf den Gedanken.
    „ Weckt den Schwarzen. Jetzt. Denn ich habe Neuigkeiten über seinen Gast.“, sagte Heinrich. Das letzte Wort betonte er. Der andere sollte nun verstanden haben. Eine kleine Pause folgte. Dann ein nachgeahmter Tierlaut. Es raschelte ein paar Meter weiter rechts neben Heinrich. Ein weiterer Mann kam hinzu. Plötzlich wurde es

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