Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
Vom Netzwerk:
hell. Der zweite Wegelagerer hatte eine Felldecke von einer Lampe gezogen, hielt die Lampe hoch und sah Heinrich eindringlich an.
    „ Bring mich zum Schwarzen.“, sagte Heinrich ein drittes Mal. „Ich bringe Neuigkeiten von eurem Gefangenen.“
    „ Was weißt du, Bettler?“, fragte der Mann und hatte seine augenscheinliche Prüfung Heinrichs abgeschlossen. Die Lampe verschwand wieder unter dem Fell. Es war wieder dunkel. Heinrichs Augen waren von der plötzlichen Helligkeit geblendet gewesen, nun hatten sie Schwierigkeiten mit der erneuten Dunkelheit. Die eben noch so klar gesehenen Silhouetten der Männer waren nicht mehr sichtbar. Helle Flecken tanzten vor Heinrichs Augen.
    „ Nun, ich könnte sagen, dass ich ihn heute gesehen habe.“, sagte er und eröffnete seinerseits das verbale Spiel mit dem Räuber. Heinrich wollte sicher nicht alle seine Informationen an einen der Handlanger des Schwarzen loswerden. Erst wollte er über den Preis reden.
    „ Unmöglich, Bettler. Du lügst.“
    „ Hoch zu Pferd habe ich ihn heute auf dem Markt gesehen.“
    „ Wie kann das sein, Bettler? Unser Gast ist heute zur Hölle gefahren.“
    Prima, dachte Heinrich. Das Bild wurde immer klarer. Die Schergen hatten ihre Geisel also gemeuchelt. Wahrscheinlich hatte der Adelige nicht den gewollten Preis gezahlt.
    „ Nun, dann ist er wieder auferstanden!“, sagte Heinrich frech. „Bring mich nun endlich zum Schwarzen, denn ich habe wichtige Neuigkeiten. Oder soll ich morgen wieder kommen? Kann ich, wenn es dir lieber ist, dass ich die Neuigkeiten erst morgen weitergebe. Aber der Schwarze wird dann nicht erfreut sein, wenn er hört, dass du mich heute Nacht wieder fortgeschickt hast, Gabriel.“, Heinrich hatte den Mann im kurzen Licht der Lampe erkannt und zischelte seinen Namen besonders scharf. Das erzielte seine Wirkung. Einen Moment dachte Gabriel nach.
    „ Nun gut. Wir werden sehen, wie du mit der Laune des Schwarzen klar kommst. Komm mit.“
    Er wandte sich um. Heinrichs Augen hatten sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt. Er folgte Gabriel. Nach ungefähr zwei Minuten Fußmarsch sah Heinrich den Schein eines Feuers. Hinter dichten, hohen Stachelbüschen hatten die Männer ihr Lager aufgeschlagen. Im Licht der Flammen sah er eine weitere Wache, die am Feuer saß, eingehüllt in einer Decke und die Finger dem Feuer entgegen streckte. Der Mann war Michael, einer der dümmsten im Gefolge des Schwarzen. Michael sah auf und schaute Gabriel und Heinrich entgeistert an. Jetzt, da sie beide näher gekommen waren, sah Heinrich, dass Michaels Gesicht zahlreiche Verletzungen aufwies. Ein Veilchen zierte sein rechtes Auge, seine Lippe war angeschwollen und seine Wangen zeigten Schürfwunden. Michael kam sofort zur Sache.
    „ Gabriel, willst du ihn tatsächlich ...“
    Weiter kam er nicht, denn Gabriel war schon beim Schlafplatz des Schwarzen angekommen und hatte sich zu diesem hingekniet. Mit einer ruckartigen Bewegung schnellte der liegende Mann in die Höhe und ehe sich Gabriel besinnen konnte, stoppte eine Dolchklinge zwei Finger breit vor seinem Adamsapfel. Böse Augen blitzen ihn an.
    „ Was?“, zischte die Stimme des Schwarzen.
    „ Dominus, Heinrich, der Bettler ist da.
    Heinrich stutzte. Seine Männer mussten den Schwarzen stets mit Dominus ansprechen. Heinrich überlegte.
    War Dominus nicht das lateinische Wort für den Herrn, das Wort der Priester für ihren Gott und das Wort der Leibeigenen für ihren Meister?
    „ Und dafür schleichst du dich mitten in der Nacht an mich heran. Ich sollte dir ein Ohr abschneiden. Denn du brauchst es, so wie es mir scheint, sowieso nicht. Ich hatte doch gesagt, ich will heute Nacht nicht mehr gestört werden.“ Die Klinge wanderte an Gabriels Hals vorbei zu seinem Ohrläppchen. Gabriel schien dies nicht zu stören. Vielmehr schien es Teil eines Rituals oder einer Machtdemonstration zu sein. Oder war es, weil Gabriel wusste, dass jeglicher Unwille über die nächtliche Störung nach wenigen Worten Gabriels nun Heinrich treffen musste? Heinrich schluckte. Er selbst hatte den Schwarzen noch nie bei Nacht gesehen und auch eine solch katzenhafte Reaktion hatte er noch nie gesehen, wenn jemand aus dem Schlaf fuhr. Hatte er überhaupt geschlafen? Heinrich musterte den Schwarzen, dessen Klinge immer noch mit Gabriels Ohrläppchen spielte. Der Räuber sah zum Fürchten aus. Schon am Tag war Heinrich die helle, beinahe aschfahle Haut des Mannes aufgefallen. Jetzt im Feuerschein leuchtete sie

Weitere Kostenlose Bücher